ASIEN/MALAYSIA - Christen und Muslime warnen vor „politischer Manipulierung der Religion“

Dienstag, 12 Januar 2010

Kuala Lumpur (Fidesdienst) – Hinter dem Streit um die Übersetzung des Namens „Allah“ verbergen sich eher politische als theologische Motive. Die Regierungspartei „United Malays National Organization“ (UMNO) suche nach mehr Zustimmung, nach den Verlusten bei den Wahlen im Jahr 2008 vermutet malaiische Christen und Vertreter anderer Konfessionen im Rahmen der Debatte, die derzeit in Malaysia stattfindet. Wie einheimische Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst berichten, sollen auch die größtenteils muslimischen Oppositionsparteien diese Position vertreten, die den Versuch verurteilen „eine Polarisierung in der Gesellschaft auf religiöser Basis herbeizuführen“.
Bereits nach den ersten Attentaten auf christliche Kirchen hatte die einflussreiche Oppositionspartei „Parti Islam Se-Malasia“ (PAS) die Benutzung des Wortes „Allah“ seitens der Christen befürwortet. Damit bestätigte die Partei, die in der Vergangenheit eine traditionalistische und eher integralistische Vision des Islam vertrat, eine inzwischen gemäßigte Position eingenommen zu haben. In den vergangenen zwei Jahren trat die PAS auch wiederholt für eine Politik des „Welfare“ ein und bezog sich dabei auf eine eher egalitäre Auslegung des Islam und das Engagement für soziale Gerechtigkeit. In diesem Zusammenhang wurde der UMNO immer wieder vorgeworfen, sie verwechsle den Islam mit der ethnischen Zugehörigkeit und damit der Vorherrschaft der „malaiischen Abstammung“.
Der Oppositionsführer Anwar Ibrahim von der People Justice Party verurteilte am 11. Januar noch einmal die Sprengstoffattentate auf christliche Kirchen. „Als Land müssen wir uns für den Einheitsgedanken unserer Gründerväter einsetzen und den Artikel 11 unserer Verfassung schützen, der Religionsfreiheit garantiert“, so der Oppositionspolitiker, der dazu aufforderte all diejenigen zu isolieren, die „aus religiösen Gründen zu politischem Hass aufrufen“. Anwar erinnerte daran, dass „Das Wort Allah seit 14 Jahrhunderten normalerweise von Muslimen, Juden und Christen arabischer Sprache benutzt wird“. Zur Lösung des Problems ist nach Ansicht von Anwar „das Engagement für den interreligiösen Dialog notwendig“: man müsse sich dabei auf die malaiische Tradition des friedlichen Zusammenlebens der Religionsgemeinschaften besinnen. Anwar erinnerte dabei auch an die Verantwortlichkeit der Regierung und verurteilte „die unermüdliche Propaganda und aufreißerische Rhetorik der von der Regierung kontrollierten Meiden“. Gleichsam begrüßte er die Verurteilung der Attentate durch zahlreiche muslimische Religionsvertreter. Das Oppositionsbündnis Pakatan Rakyat wird alles tun, so der Politiker abschließend, „damit unsere christlichen Brüder sich in unserem Land sicher fühlen“.
Während die Polizei noch im Zusammenhang mit den Attentaten ermittelt teilten Christen bereits mit, dass die liturgischen Feiern wie gewöhnlich stattfinden werden. Die „Allah“-Frage betrifft vor allem Christen im Osten des Landes, d.h. die Staaten Sabah und Sarawak in Borneo wo die meisten malaysprechenden einheimischen Christen leben. Wie Beobachter dem Fidesdienst berichten, „haben die Muslime in Borneo im Allgemeinen nichts einzuwenden gegen die Benutzung des Wortes ‚Allah’ seitens der Christen“. Obschon unterdessen Veröffentlichungen und Arbeitsmaterialien beschlagnahmt wurden, die den Begriff ‚Allah’ enthalten, werden die Christen der verschiedenen Konfessionen in Borneo den Begriff weiterhin bei den liturgischen Feiern benutzen. (PA) (Fidesdienst, 12/01/2010)


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