ASIEN/PAKISTAN - Wer wird Pakistan von den Talibanen befreien?

Mittwoch, 22 April 2009

Lahore (Fidesdienst) – „Wer wird Pakistan von den Talibanen befreien“ lautet die Fragen, die man sich in dem Land in den vergangenen Tagen stellte, und die vor allem in Kreisen religiöser Minderheiten, christlicher Gruppen und Religionsvertreter, Vertretern der katholischen Kirche und anderen Teilen der Gesellschaft immer wieder mit wachsender Sorge zu hören ist.
„Die zunehmende militante Gewalt der Talibane in Pakistan ist ein Thema, das alle Bürger, die an das Wertesystem der Demokratie und vor allem an die Recht der Frauen und Minderheiten glauben, mehr und mehr beunruhigt“, so der Christ Aftab Mughal, der sich an vorderster Front für Menschenrechte und Religionsfreiheit in Pakistan engagiert, im Gespräch mit dem Fidesdienst. Mughal ist Direktor der Veröffentlichung „Minorities Concern of Pakistan“ und weißt darauf hin, dass Taliban-Gruppen, nachdem sie die Kontrolle über das Swat-Tal erlangt und die islamischen Gesetze der Scharia dort durchgesetzt haben, diese auch auf die ganze Provinz ausdehnen wollen. Die Situation gestaltete sich zunehmend schwieriger für nichtislamische religiöse Minderheiten (3% der insgesamt 176 Millionen Einwohner), denen Diskriminierung und Gewalt drohen.
Peter Jacob, Sekretär der bischöflichen Kommission „Gerechtigkeit und Frieden“, betont gegenüber dem Fidesdienst mit Sorge, dass auch die nichtmuslimischen Parteien sich dem Dekret des Parlaments zur Einführung der Scharia nicht widersetzt haben. Er forderte die Regierung auf, die Prinzipien der Demokratie, der Gleichheit, des Respekts der Rechte der Bürger jeder Religionszugehörigkeit, die in der Verfassung verankert sind, nicht aufzugeben.
Die Talibane geben unter anderem bereits bekannt, man wolle die Scharia auf das ganze Land ausdehnen. Ihr wachsender Einfluss auf die Politik und die Gesellschaft in Pakistan lässt nichts Gutes erahnen. Religiöse Minderheiten werden wie nie zuvor unter Druck gesetzt. Über 40 christliche Familien mussten bereits aus dem Swat-Tal fliehen. Hunderte nichtislamische Schulen wurden geschlossen. Religiöse Orden sind Drohungen und Gewalt ausgesetzt und bereiten sich auf ein Verlassen der Region vor (vgl. Fidesdienst vom 16. April 2009).
Wie Beobachter vermuten, sind viele Attentate, die im Land verübt werden auf Talibane zurückzuführen. Nach offiziellen Angaben starben über 1.395 Menschen bei 1.842 terroristischen Angriffen in den vergangenen 15 Monaten:
Gemäßigte muslimische Gruppen, die auf bestehende Gefahren hingewiesen haben und wurden ihrerseits bedroht: „Man fragt sich deshalb“, so Mghal, „wie die Talibane Nichtmuslime behandeln, wenn sie schon andere muslimische Gruppen nicht tolerieren“.
Was dem Menschenrechtskämpfer besondere Sorge bereitet ist die „Unfähigkeit der Regierung bei der Bekämpfung dieser Bewegung. Auf der anderen Seite ist klar, dass es in einigen Bereichen der Politik und der Bürokratie Befürworter der Talibane gibt.“
Die ausschlaggebende Frage, die von der Kirche in jüngster Vergangenheit gestellt wird, lautet deshalb: Welches Staatsmodell wird es in Pakistan in Zukunft geben, angesichts der Tatsache, dass die Talibane weder an Demokratie, noch an Menschenrechte, noch an die Verfassung glauben? „Die Talibane sind nicht nur eine Gefahr für religiöse Minderheiten, sondern für das ganze Land und für den Staat selbst“, so Mughal abschließend. (PA) (Fidesdienst, 22/04/2009 – 42 Zeilen, 475 Worte)


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