AFRIKA/UGANDA - „Wir lehnen die Präsenz von Milizen ab, da wir dadurch einen Stammeskrieg riskieren“. Erzbischof Odama von Gulu im Gespräch mit dem Fidesdienst

Mittwoch, 5 Mai 2004

Kampala (Fidesdienst) - „Wenn weitere lokale Milizen entstehen, dann riskieren wir einen Stammeskrieg“, so Erzbischof John Baptist Odama von Gulu um Gespräch mit dem Fidesdienst in einem Kommentar zur jüngsten Verlautbarung der ugandischen Bischöfe zum Thema „Sorge um Frieden, Einheit und Harmonie“, in der sie die Bildung lokaler Milizen durch die Regierung zur Bekämpfung der Guerillaeinheiten der LRA (Lord’s Resistance Army) beklagen. „Wie es auch in der Verlautbarung betont wird“, so Erzbischof Odama, „möchten wir nicht, dass die Armee und die Reservisten die Zivilisten vor den Angriffen der LRA schützen. Wen vor Ort Milizen entstehen, dann laufen wir Gefahr, dass es zu Stammeskonflikten zwischen den verschiedenen Völkern kommt. Außerdem ziehen auch diese Milizen Kinder ein, wie das die LRA schon seit langem tut.“. Die LRA ist dafür bekannt, dass sie Kinder in den eigenen Reihen kämpfen lässt, die sie bei Überfällen auf die Dörfer im Norden Ugandas entführen. Die LRA besteht größtenteils aus Mitgliedern des Acholi-Volkes, der größten Volksgruppen in Norduganda. „Die Regierung rekrutiert vor allem Männer aus anderen Volksgruppen“, so Erzbischof Odama. „Dies macht verständlich, dass es zu einer Degeneration des Konflikts kommen könnte und mehrere kleine Stammeskriege entstehen könnten. Wir wollen Frieden. Dieser kann nicht dadurch entstehen, dass man die Bevölkerung mit Waffen ausrüstet“, so der Erzbischof von Gulu.
Die LRA, der vor allem Mitglieder aus der Volksgruppe der Acholi angehören, kämpft seit 1989 gegen den ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni, der 1986 durch den Sturz einer vor allem aus Vertretern der Acholi bestehenden Militärjunta an die Macht gelangt war. Die Ehemaligen Soldaten dieses Volksstammes flüchteten in den Sudan, von wo aus sie verschiedenen Rebellenbewegungen gründeten, darunter auch die LRA. In der von der LRA vertretenen Ideologie vermischen sich religiöser Elemente aus dem Christentum und dem Islam mit Elementen der afrikanischen Stammesreligionen.
Durch die Schaffung von Milizen zur Bekämpfung der LRA kann sich die Armee den Rücken frei halten und die eigenen Kräfte auf anderen Gebieten einsetzen. Wie aus einheimischen Presseberichten hervorgeht, soll die ugandische Armee große Truppenkontingente an der Grenze zu Ruanda stationiert haben, wo man verhindern will, dass Hutu-Milizen aus dem Nachbarland nach Uganda eindringen. Hutu-Milizen agieren seit 10 Jahren in der Region der afrikanischen Großen Seen, wo sie ihre Truppen zwischen der Demokratischen Republik Kongo, Burundi, Ruanda und Uganda hin- und herbewegen. (LM) (Fidesdienst, 5/5/2004 - 35 Zeilen, 403 Worte)


Teilen: