AFRIKA/LIBERIA - „Die Entwaffung der liberianischen Milizen geht voran. Doch damit es einen echten Frieden geben kann, müssen die Netzwerke verbrecherischer Geschäfte aufgedeckt werden, die an einem Fortdauern der afrikanischen Kriege interessiert sind “, so der als Missionar in Liberia tätige Pater Armanino.

Dienstag, 20 April 2004

Monrovia (Fidesdienst) - „Die Entwaffnung der liberanischen Milizen geht voran und dies ist mit Sicherheit positiv, doch man darf sich nicht zu große Hoffnungen machen: darüberhinaus müssen vor allem politische und wirtschaftliche Probleme gelöst werden, die Grund für die Krise in Liberia sind“, so der Provinzobere der Afrikamissionare in Liberia, Pater Maur Armanino SMA, im Gespräch mit den Fidesdienst in einem Kommentar zur Entwaffung der verschiedenen Rebellengruppen, die in dem afrikanischen Land seit vielen Jahren agieren. „In der Landeshauptstadt Monrovia werden die Waffen bereits eingesammelt während ähnliche Operationen bald auch in der zweitgrößten Stadt des Landes, in Buchanan beginnen sollen“, so Pater Armanino. In Buchanan haben die Milizen der Rebellenbewegung MODEL, die die Stadt belagern, ihre Kämpfer bereits aufgefordert, sich in so genannten Sammellagern zusammenzufinden. Dies ist ein erster Schritt zur Vorbereitung auf die Abgabe der Waffen.
Die Entwaffung der Rebelle war bereits 2003 angekündigt und mehrmals aufgeschoben worden. Nun ist es den Truppen der Vereinten Nationen endlich gelungen, die Waffenabgabe einzuleiten.
„Leider darf man sich nicht allzuviele Hoffnungen machen, denn es ist nicht einfach, wirklich alle Waffen vollständig einzusammeln. Viele Waffen befinden sichmit Sicherheit in Verstecken, für den Fall, dass die Gefechte wieder aufgenommen werden sollen“, so Pater Armanino. „Außerdem muss man das Problem Liberias unter dem Gesichtspunkt der regionalen Zusammenhänge betrachten. Zwischen den Krisen in Liberia, Cote d’Ivoire, Sierra Leone und Guinea gibt es solche Zusammenhänge. Außerdem werden sie von denselben internationalen verbrecherischen Geschäften und Interessen geschürt. Ich möchte nur daran erinner, dass die Waffen hier in Liberia in Containern von Handelsschiffen angeliefert wurden und nicht auf einem kleinen Boot. Es gibt große kriminelle Organisationen, die mit Waffe, Drogen, Edelhölzern und diamanten Handeln und die an einer Fortdauer der afrikanischen Kriege und damit ihrer Geschäfte interessiert sind“, so Pater Armanino. „Es ist an der Zeit, dass die internationale Staatengemeinschaft sich dieser Probleme annimmt, wenn sie wirklich daran interessiert ist, die Gründe für die afrikanischen Kriege zu beseitigen“.
Das Entwaffungsprogramm ist einer der wichtigsten Punkte der im August 2003 unterzeichneten Friedensvereinbarungen zur Beedigung des Bürgerkriegs zwischen den Einheiten des ehemaligen Präsidenten Charles Taylor und den Milizen der LURD (Vereinigte Liberianer für Versöhnung und Demokratie) und MODEL (Demokratische Bewegung Liberias). Taylor lebt in Nigeria im Exil und wird von Interpol und vom Internationalen Strafgericht für Sierra Leone gesucht. Er soll sich für Menschenrechtsverstöße im Konflikt in Sierra Leone verantworten.
Unterdessen versucht man in Liberia mühsam, die staatlichen Einrichtunten wieder funktionsfähig zu machen: „Am gestrigen 19. April haben Schüler und Studenten auf den Straßen von Monrovia protestiert und das Recht auf Bildung gefordert“, berichtet Pater Armanino. „die Lehrer erhalten schon lange keine Gehälter mehr, weshalb sie auch nicht unterrichten. Die Schüler blockierten für mehrere Stunden den Verkehr im Stadtzentrum. Doch es kam nicht zu Ausschreitungen, wie dies bei einer jüngsten Demonstration der Fall war, bei der die Polizei sich gezwungen sah, Tränengas einzusetzen.“ (LM) (Fidesdienst, 20/4/2004 - 45 Zeilen, 512 Worte)


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