AMERIKA/HAITI - „Auf dem Land lastet eine humanitäre Katastrophe. Die haitianische Nation ist wie immer der große Verlierer. Jedes Mal, wenn es zu einer Krise kommt, wird das Land noch zerbrechlicher und noch ärmer“. Augenzeugenbericht aus Haiti

Dienstag, 9 März 2004

Port-au-Prince (Fidesdienst) - „Wie können diese Männer zum Niederlegen der Waffen bewegt werden?“, fragen sich die Haitianer. Dies berichten Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Haiti, wo die Anhänger des gestürzten Präsidenten Aristide immer noch unter der Zivilbevölkerung ihr Unwesen treiben, gegenüber dem Fidesdienst. „Was am Sonntag, den 7. März, passiert ist - als mutmaßliche Anhänger Aristides auf Demonstranten geschossen, die ihrer Freude über die Abreise des ehemaligen Präsidenten Ausdruck verleihen wollten, und fünf Menschen töteten - stellt die Entschlossenheit dieser Männer unter Beweis“, so die Beobachter. „Die Anhänger des Ex-Präsidenten Jean-Bertrand schrecken vor Morden, Brandanschlägen und Zerstörung nicht zurück. Die im Land stationierten Sicherheitskräfte waren bisher machtlos angesichts der Untaten dieser Banditen. Deshalb fragen sich alle Haitianer: ‚Wer kann diese Männer zum Niederlegen der Waffen bewegen?’. Sie sind für die Bevölkerung eine drohende Gefahr“.
Den Menschen gelingt es unterdessen nur mühsam, ein normales Leben zu führen. „Die Schulen funktionieren nur teilweise, den die Eltern schicken ihre Kinder nicht aus dem Haus, aus Angst davor, sie könnten bei Massakern ums Leben kommen“, so die Beobachter. „Die haitianische Nation ist wie immer der große Verlierer. Jedes Mal, wenn es zu einer Krise kommt, wird das Land noch zerbrechlicher und noch ärmer. Auf dem Land lastet eine humanitäre Katastrophe“, bekräftigen die Beobachter.
Die haitianische Kirche versucht betroffenen Menschen beizustehen. In einem Hirtenwort forderte der Bischofskoadjutor von Port-au-Prince, Joseph Serge Miot, zur Solidarität mit den Opfern der Plünderungen in der Hauptstadt und mit den Angehörigen der Ermordeten auf. „Trotz der dramatischen Lage bleiben die Haitianer gläubige Menschen, die die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nie aufgeben“, so die Beobachter abschließend.
Unterdessen wurde unter der Leitung des neuen Interims-Präsidenten Boniface Alexandre eine Übergangsregierung gebildet. (LM) (Fidesdienst, 9/3/2004 - 28 Zeilen, 312 Worte)


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