AFRIKA/SÜDAFRIKA - Die Gewalt in Südafrika aus der Sicht der anderen afrikanischen Staaten

Dienstag, 27 Mai 2008

Johannesburg (Fidesdienst) - Während sich die Gewalt gegen Ausländer in den südafrikanischen Townships zu beruhigen scheint, gibt es aus aller Welt Reaktionen auf die Ereignisse der Vergangenen tage. Der Präsident des Päpstlichen Rates für Pastoral unter Migranten und Menschen unterwegs, Kardinal Raffaele Martino sandte ein Telegramm an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz des Südlichen Afrika (SACBC, Mitgliedsländer: Botswana, Südafrika, Swaziland), Erzbischof Buti Joseph Tlhagale OMI von Johannesburg, in der er seine „tiefe Trauer“ im Hinblick auf die „tragische Gewalt in einigen Städten Südafrikas, die zu Tod, Leid und Zerstörung unter Migranten und Flüchtlingen führten“ zum Ausdruck bringt. „Im Namen des ganzen Dikasteriums bringe ich den Familien der Verstorbenen mein Beileid zum Ausdruck und versichere allen, die von diesen beklagenswerten Ereignissen betroffen sind, meine Verbundenheit“.
Die Regierung von Mosambik und anderer angrenzender Länder brachten die eigene „Besorgnis“ in einem Schreiben an die Regierung in Pretoria zum Ausdruck, die sie aufforderten „aktiv nach einer Lösung zu suchen“. Dies teilte das mosambikanische Außenministerium gegenüber der einheimischen Presse mit. Der südafrikanische Minister für Sicherheit, traf sich unterdessen mit den Botschaftern der Mitgliedsländer der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADAC), die er darüber informierte, welche Maßnahmen zum Schutz der Bürger aus den jeweiligen Ländern ergriffen wurden. Das Treffen wurde von einem diplomatischen Vertreter Mosambiks als „sehr produktiv und positiv“ beschrieben. In Mosambik stellt sich nun das Problem der Rückkehr der Auswanderer in die Heimat. Nach offiziellen Angaben aus Mosambik sind bereits 20.000 Auswanderer aus Südafrika zurückgekehrt: für die Rückkehrer wurden unterdessen drei Aufnahmecamps eingerichtet.
Auch die nigerianische Regierung äußerte sich besorgt und brachte bereits Verfahren für eine Entschädigung der nigerianischen Staatsbürger auf den Weg, die von den Episoden der Gewalt betroffen sind.
In den Tageszeitungen verschiedener afrikanischer Staaten werden Augenzeugenberichte von Auswanderern aus dem jeweiligen Land zu den Ereignissen in Südafrika veröffentlicht. Der in Nairobi erscheinende „Standard“ berichtet über die Gewalt der Gangs von Johannesburg gegen kenianische Zuwanderer. Bei den meisten Auswanderern aus Kenia, und dies gilt auch für Auswanderer aus Uganda, handelt es sich um gut ausgebildete Fachkräfte (Ärzte, Krankenpfleger, Ingenieure), Studenten oder Unternehmer, die nicht in den so genannten „Townships“ leben. Obschon die meisten Auswanderer aus Kenia nicht direkt von der Gewalt betroffen sind und kein kenianischer Zuwanderer ums Leben kam, fühlen diese Menschen sich bedroht. „Die Brutalität ist schockieren. Die Menschen in Südafrika sollten verstehen, dass sie Teil eines größeren Afrika sind“, so ein kenianischer Student gegenüber „The Nation“.
Der in Burkina Faso erscheinende „Observateur“ beobachtet das Eingreifen der südafrikanischen Armee zur Unterstützung der Polizei bei der Wiederherstellung misstrauisch und sieht dabei Parallelen zur Zeit der Apartheid.
Auch die Tageszeitung „Cameroon Tribune“ fühlt sich vom Einsatz der Armee an die Zeit der Apartheid erinnert und erinnert daran, dass die schwarzen Bürger Südafrikas von den Nachbarländern während der Zeit des rassistischen Regimes unterstützt wurden und es die Bürger aus diesen Ländern nun nicht verdient hätten, auf diese Art und Weise behandelt zu werden. „Die Einwanderung in das ‚Regenbogen’-Land erfährt damit einen schweren Rückschlag, und dies gilt auch für den Ruf der Stabilität der größten Volkswirtschaft Afrikas und des ersten afrikanischen Gastgeberlandes einer Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2010. (LM) (Fidesdienst, 27/05/2008 - 46 Zeilen, 521 Worte)


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