ASIEN/MYANMAR - Gewalt und Armut in einem nicht enden wollenden Konflikt

Freitag, 14 Juni 2024 menschenrechte   bügerkrieg  

Yangon (Fides) - Myanmar ist nach Angaben des „Armed Conflict Location and Event Data Project (ACLED)“ der gewalttätigste Ort der Welt. Die internationale, gemeinnützige und unabhängige Organisation, sammelt, klassifiziert und analysiert die Daten über Konflikte in allen Ländern und Gebieten der Welt. Der Bürgerkonflikt, der im Februar 2021 begann, als die Armee die demokratisch gewählte Regierung stürzte, hat nach Angaben von ACLED mindestens 50.000 Menschenleben gefordert, darunter mindestens 8.000 Zivilisten, und etwa 2,3 Millionen Menschen vertrieben (UN-Daten). Es ist ein Konflikt, den Papst Franziskus in seinen Friedensappellen nicht unerwähnt lässt: "Lasst uns Myanmar und so viele andere Länder, die sich im Krieg befinden, nicht vergessen", forderte er bei seiner letzten Generalaudienz am 12. Juni.
Während die breite Widerstandsfront in den (auch für den Handel strategischen) Grenzgebieten bedeutende Erfolge erzielt hat, sind das Zentrum Myanmars und die großen Städte nach wie vor Hochburgen des Militärs. Sieben Monate nach der berüchtigten "Operation 1027" - einem Angriff der „Drei-Brüder-Allianz“ und ihrer Verbündeten - ist der Konflikt weiterhin blutig. Im Rahmen der „Operation 1027“ wurden Dutzende von strategisch wichtigen Stellungen eingenommen und rund 4.000 Soldaten zur Kapitulation gezwungen. Die Offensive breitete sich vom Bundesstaat Shan auf den Bundesstaat Karenni und schließlich auf den Bundesstaat Arakan und die Bundesstaaten Kachin, Chin und Karen aus.
Nach einer Analyse des "Myanmar Peace Monitor" hat der Widerstand zwar strategische Erfolge erzielt, verfügt aber nicht über ein koordiniertes Bündnis unter der Regierung der nationalen Einheit (NUG), wie viele gehofft hatten. Das heißt, die Oppositionsfront gegen das Regime ist zersplittert zwischen den Volksverteidigungskräften (PDF) und den bewaffneten ethnischen Organisationen, die weiterhin mit dem einen gemeinsamen Interesse kämpfen, die Junta zu stürzen. Es gibt weder eine koordinierte Kommandostruktur noch eine solide politische Vereinbarung.
In den letzten Monaten haben die Widerstandskräfte insgesamt 55 Städte eingenommen, doch die Behauptung, das Militär kontrolliere weniger als 40 % des Landes, scheint die Realität zu verzerren: Tatsächlich ist das zentrale Myanmar, vom Irrawaddy-Delta bis Mandalay, nach wie vor fest in der Hand der Junta. In Naypyidaw, Yangon, Mandalay und den wichtigsten Städten ist das Leben "normal", auch wenn die Stromversorgung auf ein Minimum reduziert ist.
Der anhaltende Konflikt hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft und die zunehmende Armut. In ihrem jüngsten "Myanmar Economic Monitor" prognostiziert die Weltbank, dass das Bruttoinlandsprodukt Myanmars in dem im März 2025 endenden Finanzjahr nur um 1 % wachsen wird. Die Situation hat sich im vergangenen Jahr erheblich verschlechtert, seit die Junta die Kontrolle über viele der wichtigsten Grenzübergänge des Landes und die Überlandhandelsrouten nach China, Bangladesch und Indien übernommen hat. Vertreibung, Arbeitsplatzverluste und Einkommensverluste haben einen Großteil der bisherigen Fortschritte bei der Armutsbekämpfung zunichte gemacht, so der Bericht, der auf "sehr schwache wirtschaftliche Aussichten hinweist, die den Familien in Myanmar kurz- bis mittelfristig kaum Erleichterung verschaffen werden". Darüber hinaus hat die Wehrpflicht, die im Februar von der Junta eingeführt wurde, um die zunehmend dezimierten Reihen der Armee aufzufüllen, "die Abwanderung in ländliche Gebiete und ins Ausland verstärkt und den Arbeitskräftemangel in einigen Wirtschaftssektoren vergrößert", so der Bericht.
Seit dem Staatsstreich im Jahr 2021 hat die internationale Gemeinschaft Wirtschaftssanktionen verhängt, um die Möglichkeiten der Militärgeneräle einzuschränken, sich an den natürlichen Ressourcen und den von ihnen kontrollierten Unternehmen zu bereichern, doch das Militär umgeht diese Sanktionen durch den Verkauf von Holz, hauptsächlich an Indien und China.
Die Misswirtschaft des Militärs hat für einen großen Teil der Bevölkerung zu einer Wirtschaftskrise geführt, so dass sich die Armutsrate im Vergleich zum März 2020 verdoppeln wird. Wie das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte feststellt, lebt inzwischen fast die Hälfte der Bevölkerung in Armut, und die Landbevölkerung ist vom Hungertod bedroht, da das Militär den Zugang zu den von Gewalt und Konflikt betroffenen Gebieten weiter einschränkt. Erschwerend kommt hinzu, dass wichtige Versorgungswege und Wasserstraßen im ganzen Land blockiert sind, so dass die Hilfskräfte 17,6 Millionen Bedürftige nicht erreichen können.
(PA) (Fides 14/6/2024)


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