Rom (Fidesdienst) - Am Donnerstag, den 8. November 2007 wird in Rom die italienische Ausgabe der ersten Biographie über Mutter Julia Verhaeghe, die Gründerin der geistlichen Familie "Das Werk", der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Buch trägt den Titel: "Sie liebte die Kirche. Mutter Julia und die Anfänge der geistlichen Familie 'Das Werk'". Wir wollen diese Buchpräsentation zum Anlass nehmen, um über Leben und Charisma von Mutter Julia, die Ausbreitung und kirchliche Anerkennung der geistlichen Familie "Das Werk" sowie über Struktur, Name und Zielsetzung dieser neuen Gemeinschaft zu informieren.
1. Mutter Julia und die Gründung des "Werkes"
Mutter Julia wurde am 11. November 1910 in einer kinderreichen Familie in Geluwe in Belgien geboren. Sie wuchs in einfachen Verhältnissen auf und lernte inmitten der Wirren des Ersten Weltkrieges die Härte des Lebens und zugleich die Kraft des Glaubens kennen. In den schwierigen Nachkriegsjahren konnte sie keine weiterführende Ausbildung erhalten. Ab dem 14. Lebensjahr war sie in verschiedenen Familien in Belgien und Frankreich im Haushalt und in der Kindererziehung tätig, um den Lebensunterhalt ihrer Familie mitzuverdienen.
Schon in ihrer Jugend schenkte Gott ihr tiefe innere Erfahrungen, vor allem beim Betrachten der Briefe des Apostels Paulus. Sie bezeugt: "Der heilige Apostel Paulus wurde für mich zu einem Werkzeug Gottes, zu einem geistlichen Führer und einem geliebten Bruder, dessen Nähe ich erfahren und erleben durfte. Es war mir in jener Zeit, als durchlebte ich eine zweite Bekehrung und Umkehr, hin zum Herzen Jesu, zu seinem Leib, der Kirche." Später griff Gott erneut in ihr Leben ein. Sie wurde von der Größe der barmherzigen und gerechten Liebe des Herzens Jesu und von der übernatürlichen Schönheit der Kirche in der Tiefe ihrer Seele ergriffen. Zugleich ließ Gott sie verstehen, in welchem Ausmaß der Glaube bei vielen Menschen geschwächt war und welche Heimsuchungen der Kirche bevorstehen würden. Mit diesem Licht vertraute Gott ihr auch eine besondere Sendung an und legte so den Samen für das "Werk" in ihr Herz.
Nach einer längeren Zeit des Leidens und der Läuterung schenkte sie sich dem dornengekrönten Herrn als Opfergabe in einem "Heiligen Bündnis", um seinen Liebesdurst nach Seelen zu teilen und Anteil zu nehmen an seinem sühnenden Leiden. Ihr geistlicher Begleiter Cyrill Hillewaere, Priester der Diözese Brügge, erkannte das besondere Wirken der Gnade Gottes in ihrem Herzen. Am 18. Januar 1938, damals Fest Kathedra Petri, vernahm er den inneren Ruf, sich in einem Akt der Hingabe für das "Werk" zur Verfügung zu stellen und es als Priester in der gegenseitigen Ergänzung von Amt und Charisma zu begleiten. Mutter Julia betrachtete diesen Tag immer als den Gründungstag des "Werkes".
Von diesem Tag an wollte sie in Verbundenheit mit ihrem geistlichen Begleiter jener Einheit dienen, um die Christus den Vater im Abendmahlssaal gebeten hat: "Alle sollen eins sein" (vgl. Joh 17,21-23). Über den Ursprung des "Werkes" schreibt Mutter Julia: "Es hat Gott gefallen, mich zu erwählen, nach seinem Willen Werkzeug für sein 'Werk' zu sein. Ich fühle mich innerlich gedrängt klarzustellen, dass ich nie die Idee, nie die Absicht hatte, selbst ein 'Werk' zu gründen. In der Lebenssituation und in dem Zustand, in dem ich mich befand, war es mir unmöglich, ähnliche Gedanken und Ideen aufkommen zu lassen. Ich habe nichts gegründet. Seit Jesus Christus die heilige Kirche gegründet hat, ist alles gegründet. Es braucht nur Menschen, die diese Gründung gründlich leben."
Während des Zweiten Weltkrieges versammelte sich um Mutter Julia ein kleiner Kreis junger Frauen, die von ihrem Glauben, ihrem Eifer für die Seelen und ihrer Liebe zur Kirche angezogen wurden. 1946 begannen sie, innerlich berührt vom Vorbild der Ersten Christen, das Gemeinschaftsleben als eine Familie Gottes und waren darum besorgt, die Menschen in den Nöten der Nachkriegszeit im Glauben und in der Treue zur Kirche zu stärken. Mutter Julia begleitete das Wachstum der jungen Gemeinschaft mit ihrer mütterlichen Kraft und Weisheit, im Geist der Unterscheidung und mit gläubigem Realitätssinn sowie einem erstaunlichen Blick für die positiven und negativen Zeichen der Zeit. Mit regem Interesse verfolgte sie die geistigen Entwicklungen in der Gesellschaft und in der Kirche. Sie setzte sich für eine authentische Verwirklichung der Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils in Glaube und Tugend ein.
Bis zu ihrem Heimgang am 29. August 1997 war sie bestrebt, dem Willen Gottes über das "Werk" mit ganzer Hingabe und auch in Heimsuchungen und Prüfungen zu dienen. Es war ihr Verlangen, ein verborgenes Leben in Verbundenheit mit Christus, dem dornengekrönten König, zu fuhren und sich als geistliche Mutter für das "Werk" und die Erneuerung der Kirche hinzugeben. Ihr Grab befindet sich in der Thalbachkirche in Bregenz (Österreich).
2. Entwicklung, Ausbreitung und kirchliche Anerkennung
In den 50-er Jahren entstanden verschiedene Niederlassungen des "Werkes" in Brüssel und anderen Orten Belgiens. Zugleich nahm das Charisma in den Gewissen der Berufenen und bei ihren apostolischen Aufgaben immer mehr Gestalt an. Nachdem der Priester Cyrill Hillewaere von den seelsorglichen Verpflichtungen entbunden wurde und sich ganz der jungen Gemeinschaft widmen konnte, sah Mutter Julia den Zeitpunkt gekommen, Bischof Charles-Marie Himmer von Tournai (Belgien) um die Errichtung des "Werkes" als "Pia Unio" zu ersuchen. Diese erfolgte am 17. Januar 1959.
Ab 1963 wuchs die Gemeinschaft auch außerhalb Belgiens und fasste Fuß in zahlreichen Diözesen in Österreich, Deutschland, Holland, Italien, Ungarn, Slowenien, Frankreich, England, Irland sowie in Jerusalem und in den USA. Neben den gottgeweihten Frauen entwickelten sich Schritt für Schritt die anderen Berufungen, die Gott für die geistliche Familie "Das Werk" vorgesehen hat: die Priester, Diakone und Brüder sowie die Familien und Alleinstehenden. Von Anfang an wusste sich Mutter Julia berufen, nach dem Vorbild des heiligen Paulus der Einheit in der Wahrheit und in der Liebe zu dienen. Diese Einheit sollte um der Kirche willen im Zusammenwirken der verschiedenen Berufungen ihren Ausdruck finden, vor allem in der gegenseitigen Ergänzung zwischen den gottgeweihten Frauen und Männern. Ein wichtiger Schritt, um diese Ergänzung leben zu können, war die offizielle Anerkennung der Priestergemeinschaft des "Werkes", die mit der Gemeinschaft der gottgeweihten Frauen verbunden wurde. Dies geschah am 4. August 1986 durch Bischof Bruno Wechner von Feldkirch (Österreich).
Im Blick auf die Entwicklung der Gemeinschaft nach ihrem Tod begann Mutter Julia frühzeitig, Schwestern und Priester auf künftige Aufgaben als Verantwortliche vorzubereiten. In Selbstlosigkeit und Demut legte sie bereits über zwanzig Jahre vor ihrem Heimgang die Verantwortung für die Gemeinschaft in jüngere Hände.
Im Laufe der Jahre kristallisierte sich immer deutlicher die spezifische Lebensform der Mitglieder des "Werkes" heraus. Diese bringt Mutter Julia folgendermaßen zum Ausdruck: "Es ist dem 'Werk' als einem Charisma für diese Zeit eigen, dass es in sich die verschiedenen Elemente vereint: als eine kontemplative Gemeinschaft, als apostolische Gemeinschaft und als Gemeinschaft, die in der modernen Welt als Sauerteig wirksam sein muss. "
Viele Jahre hindurch haben Mutter Julia, Bischof Philip Boyce OCD (ihr geistlicher Begleiter in der Nachfolge des Priesters Cyrill Hillewaere, Professor für Dogmatik und Spiritualität, seit 1995 Bischofseiner Heimatdiözese Raphoe, Irland) sowie die Leitung der Gemeinschaft im Gebet, im Studium und im Austausch mit Fachleuten des Ordensrechtes die Frage erwogen, welche juridische Form der Anerkennung für das Charisma des "Werkes" am geeignetsten sei. Einerseits wusste Mutter Julia um die Bedeutung der bestehenden Formen des geweihten Lebens in der Kirche, andererseits trug sie die Gewissheit in sich, dass es sich bei der Berufung des "Werkes" um eine neue Form handelt. Mehrmals wurde ihr von der kirchlichen Hierarchie die Möglichkeit einer Anerkennung innerhalb der bestehenden Formen des geweihten Lebens angeboten. Sie wollte jedoch in Geduld und im Glauben warten, bis die Kirche neue Formen anerkenne. Diese Möglichkeit eröffnete sich mit dem neuen Codex des kanonischen Rechtes (1983). Im nachsynodalen Schreiben "Vita consecrata" (1996) hat Papst Johannes Paul II. positiv zu den neuen Formen des geweihten Lebens Stellung genommen (vgl. Nr. 62).
Nachdem die Kirche die Möglichkeit der Anerkennung neuer Formen des geweihten Lebens geschaffen hatte, sah Mutter Julia den Zeitpunkt gekommen, in Rom die Bitte um Anerkennung des "Werkes" einzureichen. Sie war bereits in die Ewigkeit abberufen, als das "Werk" am 11. Juni 1999 von Kardinal Camillo Ruini, dem Generalvikar des Heiligen Vaters für die Diözese Rom, als Institut des geweihten Lebens, und zwar als eine neue Form, errichtet wurde. Dieser Errichtung ging eine sorgfältige Prüfung durch die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens voraus. Im Hinblick auf eine künftige päpstliche Anerkennung wurde der Priestergemeinschaft auch das Inkardinationsrecht verliehen.
Bereits zwei Jahre später wurde dem "Werk" die päpstliche Anerkennung gewährt. Im Errichtungsdekret vom 29. August 2001 heißt es: "Nach Anhören des positiven Gutachtens durch die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens hat Seine Heiligkeit Papst Johannes Paul II. sich gewürdigt, das 'Werk' als Familie des geweihten Lebens anzuerkennen. Mit dem vorliegenden Dekret erklärt deshalb die Kongregation, dass die geistliche Familie 'Das Werk' eine Familie des geweihten Lebens päpstlichen Rechtes ist und ordnet an, dass sie von allen als solche anzuerkennen ist.“ Für die Mitglieder der Gemeinschaft bedeutet die Anerkennung als Familie des geweihten Lebens eine besondere Freude. Dieser Ausdruck bestätigt ein Wesenselement des Charismas, das darin besteht, das Geheimnis der Kirche als Familie Gottes zu bezeugen.
Mit der päpstlichen Anerkennung hat die Kirche mit höchster Autorität bestätigt, dass das Charisma des "Werkes" einen Auftrag für die Universalkirche hat. Zugleich will das "Werk" gemäß seinem spezifischen Charisma in den verschiedenen Diözesen für die Menschen da sein. Mutter Julia schreibt: "Das Ziel des Charismas besteht in einer Sendung für die universale Kirche, und zwar für ihre Läuterung und wahre Erneuerung, die ein Geschenk der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes ist."
3. Struktur, Name und Zielsetzung
Die geistliche Familie "Das Werk" besteht aus einer Gemeinschaft von gottgeweihten Frauen und einer Priestergemeinschaft, zu der Priester, Diakone und Brüder gehören. Diese "Mitglieder im engeren Sinn", die den Kern des "Werkes" bilden, verpflichten sich in einem "Heiligen Bündnis mit dem Herzen Jesu" auf die drei evangelischen Räte, unter denen der jungfräulichen Liebe eine Vorrangstellung zukommt. Die Priester- und die Schwesterngemeinschaft besitzen jene Unabhängigkeit, die für die authentische Entwicklung der gottgeweihten Männer und Frauen notwendig ist, bilden aber nur eine einzige geistliche Familie und sind komplementär miteinander verbunden. Dieses Prinzip drückt sich auch in der Leitung aus: der international Verantwortliche trägt in Einheit mit dem Priesterrat Sorge für die Priestergemeinschaft; die international Verantwortliche leitet zusammen mit dem Schwesternrat die Gemeinschaft der gottgeweihten Frauen; miteinander sind die beiden international Verantwortlichen, gestützt durch den Familienrat (Priesterrat und Schwesternrat), für das Wohl der ganzen geistlichen Familie zuständig.
Den "Mitgliedern im engeren Sinn" schließen sich andere Gläubige an, welche auf die eine oder andere Weise das Charisma teilen, ohne in Gemeinschaft mit den Gottgeweihten zu leben: (1) die "Mitglieder im weiteren Sinn" (Diözesankleriker; Eheleute; Alleinstehende), die ein ihrem Lebensstand entsprechendes "Heiliges Bündnis" schließen; (2) die "Assoziierten", die den Glauben im Geist der Ersten Christen erneuern und vertiefen wollen; (3) der "Kreis des Abendsegens", der eine in der ganzen Welt verbreitete Gebets- und Segensgemeinschaft ist und Gläubige aller Stände in geistlicher Weise eint. Zusammen mit den gottgeweihten Mitgliedern tragen die genannten Gläubigen dazu bei, dass der geistliche Reichtum der Kirche sowie ihre übernatürliche Einheit und Vielfalt erfahrbar werden.
Der Name "Das Werk" erinnert an das Werk, das Jesus Christus vollbracht hat und von dem er im hohepriesterlichen Gebet zum Vater sagt: "Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast" (Joh 17,4). Das Werk Christi ist die Verherrlichung des Vaters und das Werk der Erlösung, das die Menschen zur Einheit mit Gott und untereinander führt. Um am Heilswerk Christi in der Kirche gemäß ihrer Berufung teilnehmen zu können, bemühen sich die Mitglieder um ein Leben der Anbetung zum Lob und zur Verherrlichung Gottes und um einen lebendigen Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes: "Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat" (Joh 6,29).
Über die Zielsetzung heißt es im Errichtungsdekret: "Die Zielsetzung des 'Werkes' besteht darin, zum Lob des Dreifaltigen Gottes und zum Heil der Menschen ein Abglanz der Kirche zu sein und ihre übernatürliche Schönheit als Leib Christi und als Familie Gottes zu bezeugen. Verwurzelt in der heiligen Eucharistie, der Quelle der Einheit mit Gott und untereinander, und in Treue gegenüber dem Nachfolger Petri und der gesunden Glaubenslehre wollen die Mitglieder dazu beitragen, dass die Menschen das Geheimnis der Kirche tiefer erfassen und in der Liebe zu ihr angesichts der Zeichen der Zeit gestärkt werden. In ihrer kontemplativen und apostolischen Berufung und in ihrer Sendung zur Heiligung der Welt lassen sie sich vor allem vom Beispiel des heiligen Paulus leiten und ahmen seine Liebe für den Herrn und seinen Leib, die Kirche, nach. Mit Vertrauen blicken sie auch auf die Heilige Familie von Nazaret, in der sie das wahre Vorbild der Einheit und der Komplementarität in der geistlichen Vater- und Mutterschaft erblicken. " Die Mitglieder sind in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten in pastoralen, sozialen, kulturellen und erzieherischen Bereichen tätig.
Prägend für die Spiritualität des "Werkes" ist seine biblische, sakramentale und kirchliche Ausrichtung. Im Mittelpunkt stehen die heilige Eucharistie und die Anbetung, das Wort Gottes und das Stundengebet; die Liebe zu Maria und zur heiligen Kirche; die "drei Pfeiler" des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe; eine erneuerte Verehrung des Herzens Jesu; der Ruf zu einer tiefgehenden Bekehrung und einem Leben in froher Hingabe und ehrfürchtiger gegenseitiger Ergänzung als Glieder des Leibes Christi.
Gemeinsam mit vielen anderen Gemeinschaften will die geistliche Familie "Das Werk" in aufrichtiger Treue zu Papst Benedikt XVI. am großen Werk der Neuevangelisierung mitwirken, das heute von so großer Bedeutung ist. (Fidesdienst, 07/11/2007 - 168 Zeilen, 2.242 Worte)