Vatikanstadt (Fidesdienst) - „Ich komme vom Himmel!“, mit diesen Worten offenbarte die Jungfrau Maria, als sie den Hirtenkindern in Fatima erschien ihrer Herkunft der kleinen Lucia, die sie danach fragte. Die Botschaft von Fatima, deren 90-jähriges Jubiläum wir heute feiern, erinnert uns daran, dass wir für den Himmel geschaffen sind und dass wir unser ganzes irdisches Leben auf den Himmel ausrichten sollten. Gerade weil wir für das Paradies bestimmt sind, für den ort des unendlichen Glücks, tragen wir in uns unsere größte Sehnsucht, die Sehnsucht nach Glück, nach einer inneren Freude, nach wahrem Frieden. Die irdischen Dinge werden diese unsere geistliche Seite, die wir Seele nennen nie erfüllen und zufrieden stellen können, denn sie kann sich nur durch spirituelle Dinge, durch himmlische Güter speisen, nicht durch das Irdische. Der Durst nach Glück, den der Mensch in sich trägt, kommt aus dieser geistlichen Seite, die der Mensch besitzt, die da er unendlich groß ist, den Wunsch nach Erfüllung und nach Freude, der das menschliche Herz überfällt, unendlich groß macht.
Wenn man diesen Durst mit einem einzigen Tropfen löschen will, der verdampft sobald man ihn findet, dann ist dies eine reine Illusion! Der dürstende Mensch, würde, wenn er nach einzelnen Tropfen suchen würde, bald verdursten! Wie oft geben wir uns leider der Illusion hin, dass wir den Durst nach dem Himmel, nach dem Ewigen mit kleinsten Fragmenten der Freude und des irdischen Genusses stillen können, die die Seele des Menschen nie erfüllen können. Deshalb halten wir nicht inne, um nachzudenken und Einkehr in unser Innerstes zu halten, um nach dem Grund unserer Sehnsucht nach Liebe zu suchen, die wir als unersättlich empfinden, sondern wir geben uns dem irrsinnigen Wettlauf der Sinne nach weiteren tausend kleinen Tropfen hin, die uns stets Glück versprechen und doch immer wie ein einziger Tropfen verdampfen! Auf diese Weise trinkt der Mensch nicht von der Quelle des lebendigen Wassers, er lässt sich nicht von Gott lieben, sondern er läuft den Tropfen hinterher und gibt sich einer Illusion hin und sie geraten in einen Teufelskreis, wie ein Hund, der sich immer wieder in den eigenen Schwanz beißt.
Dies ist eine Verzerrung unseres Glaubens an den Herrn Jesus, der uns unmissverständlich versprochen hat, dass das ewige Leben, das Reicht Gottes, bereits hier beginnt und zwar im Augenblick unserer ersten Begegnung mit Ihm: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch.“ (Lk 17,20-21).
Unser Leben ist schon jetzt Teilhabe am Reich Jesu, Verbindung mit dem ewigen Leben, wenn wir uns von den Himmlischen Dingen erfüllen lassen und uns mehr und mehr von den irdischen Dingen befreien, die vergänglich sind, schnell vorbeigehen und sich rasch abnutzen.
Alles was irdisch ist, was wir von den Menschen oder von der Welt empfangen, ist nicht ewig. Nur der gute Gott, der Ewig ist, kann uns Ewiges schenken, doch damit wir dies bekommen, brauchen wir dem wahren Glauben an Ihn, wie ihn die Heiligen hatten, die mit ihrem eigenen Leben bekunden konnten: „Gott ist der Fels meines Herzens und mein Anteil auf ewig“ (Ps 73,26). Um dem Herrn nachzufolgen, haben sie sich selbst hinter sich gelassen, ihren kleinen und großen Egoismus und sie haben die Anziehungskraft der irdischen Dinge mit der unvergleichbaren Faszination der Himmlischen Dinge überwunden, die denen der Erde weit überlegen sind! Die Heiligen haben ihr Schicksal in die Hände Gottes gelegt und sie haben es nie bereut, denn sie haben geglaubt, dass der Herr es ist, der alle Dinge lenkt, sowohl die Schönen als auch die Schlechten, bis er ein Teil ihrer selbst wurde: „mein Anteil auf ewig! Sie haben zuerst nach seinem Reich und nach seiner Gerechtigkeit gesucht und deshalb wurde ihnen alles dazugegeben, wie der Herr es versprochen hat (vgl. Mt 6,33), und dieses Versprechen haben sie wörtlich genommen und wörtlich wurde es erfüllt!
So ist der Glaube der Heiligen: sie nehmen jedes Wort Jesu ernst und genießen ihre Verwirklichung. Es geht ihnen nur darum, Gott zu lieben und mit Gott jedes Geschöpf und deshalb findet das Herze der Heiligen mehr und mehr Geschmack an den Dingen des Himmels und sie verlieren den Geschmack an den Dingen der Erde, genau so wie Jesus es versprochen hat: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben, vielmehr wird das Wasser, das ich im gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt“ (Mt Joh 4,14). Jeder von uns steht täglich vor der Entscheidung: wollen wir zum Himmel fliegen oder uns auf der Erde kriechen. Deshalb erscheint die Gottesmutter, deshalb kommt sie vom Himmel und zeigt uns wo unsere wahre Heimat ist, um uns dort hin zu führen, denn: „Sie ist die Zuflucht und der Weg der zu Gott führt“. (Papst Benedikt XVI. Grußwort in Portugiesisch beim Angelusgebet am 14. Oktober 2007) (Fidesdienst 17/10/2007 - 56 Zeilen, 816 Worte)