Agra (Fidesdienst) – Bei einem Aufenthalt in Bangkok im Dezember letzten Jahres anlässlich einer Tagung des Medienausschusses der Vereinigung der Asiatischen Bischofskonferenzen war ich zutiefst beeindruckt als einer der Jugendlichen, die an der Versammlung teilnahmen sagte, die Helden der heutigen jungen Menschen seien Papst Johannes Paul II. und Mutter Teresa.
Die jungen Menschen, die körperlich stark sind und vor Energie bersten haben sich zwei Menschen als Vorbilder ausgesucht, die sich so sehr von ihnen unterscheiden, was das Alter und die körperliche Stärke anbelangt, die ihnen aber viel ähnlicher sind, als es auf den ersten Anblick erscheinen mag, wenn es um Mut, Mentalität und Geisteshaltung geht. Die Jugendlichen waren am meisten vom Engagement, von der Hochherzigkeit, vom Altruismus und von der Hingabe an die spirituellen Werte beeindruckt, die diese beiden Menschen kennzeichnen. Ist es da ein Wunder, wenn Papst Johannes Paul II. immer noch tausende von Jugendlichen anzieht, wo immer er auch hingeht? Die zahlreichen Weltjugendtage auf der ganzen Welt waren stets ein großer Erfolg und nicht zuletzt wegen der Teilnahme von Papst Johannes Paul II. und der unendlichen Menschenmengen, die er anzuziehen vermag.
Während der 25 Jahre seines Pontifikates war Papst Johannes Paul II. stets auch eine „Medienpersönlichkeit“, die unter diesem Gesichtspunkt nur mit anderen Persönlichkeiten wie Mutter Theresa und Nelson Mandela verglichen werden kann. Wo immer er hingeht, was immer er tut, was immer er sagt, ist eine wichtige Nachricht. Kein anderer Mensch hat im letzten Jahrhundert so viel Aufmerksamkeit seitens der unterschiedlichsten Medien genossen wie Papst Johannes Paul II.
Doch er war nicht nur Objekt des Interesses der Medien sondern er hat selbst die Medien stets ermutigt und sie als „moderne Areopage“ bezeichnet. Seine Lehren bezüglich der Medien gehören zu den aktuellsten und bedeutendsten auf diesem Gebiet. Dabei hat er stets auch vor dem Missbrauch der großen technologischen Fortschritte im Bereich der Massenmedien gewarnt, gleichzeitig aber stets vor allem die positiven Werte einer angemessenen Nutzung der Medien und deren möglichen Beitrag zur Entwicklung der Menschheit betont. Zu diesem Zweck hat er auch die Kirchen zur Schaffung spezifischer Medieneinrichtungen und zu Nutzung der Medien für die Verbesserung der Gesellschaft aufgefordert.
Die Person und die Lehre des Papsts haben großen Einfluss auf Asien, wie auch auf den Rest der Welt ausgeübt. Der heilige Vater wurde als „Gewissen der Welt“ und als „Leuchtturm“ der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Freiheit und der Liebe, der vier Stützpfeiler des Friedens, betrachtet.
Sein Engagement für den Frieden seit Beginn seines Pontifikates ist nur allzu gut bekannt und bedarf deshalb keiner besonderen Erinnerung. Seine jüngsten Appelle für den Frieden und das heil der Menschheit vor dem Krieg in Irak waren eindeutig und klar und haben verhindern können, dass aus dem krieg im Irak ein Religionskrieg wurde.
Papst Johannes Paul II. könnte deshalb auch als größter „Prophet des Friedens“ im 20. Jahrhundert bezeichnet werden. Sein Aufruf zum Frieden gründet auf seinem Engagement für den Schutz der Menschenrechte und die Förderung der Menschenwürde, wo immer er war. Seine Art und Weise sich mit den Ideologien auseinanderzusetzen, die versucht haben, die Menschenrechte dem Staatssystem unterzuordnen, war ausschlaggebend für den Sturz vieler totalitärer Regime. In Asien wird der Papst als unermüdlicher Förderer der Menschenrechte betrachtet.
Das Gewicht, das der Papst der Pflicht der reichen Ländern hinsichtlich der Entwicklungshilfe für andere Länder beimisst ist von großer Bedeutung. Die Hilfe wird dabei nicht nur mit Mitgefühl und Großzügigkeit erklärt, sondern es handelt sich, wie der Papst oft wiederholt hat, um eine Frage der Gerechtigkeit. Seine wiederholten Aufrufe zu einer Globalisierung, die nicht zum Ausschluss vieler Menschen führt und seine unermüdliche Forderung nach der Streichung der Auslandsverschuldung im Heiligen Jahr haben das Denken und Handeln vieler Länder beeinflusst.
Asien ist ein Kontinent, der Entwicklungsprojekte, Bildungsmöglichkeiten, Gesundheitseinrichtungen und eine tatsächliche Umsetzung der Menschenrechte dringend braucht. Dies wurde vom Papst stets betont, indem er auch kirchliche Einrichtungen dazu aufforderte ihren eigenen Beitrag zu leisten und andere aufzufordern, sich der Erfordernisse Asiens bewusst zu werden.
Die unmittelbare Hilfe des Papstes nach den Naturkatastrophen in den beiden indischen Unionsstaaten Gujarat und Orissa– die zuerst von einem Erdbeben und dann von einem Sturmwind heimgesucht wurden – hat die Herzen vieler Menschen berührt. Ähnliches gilt für seine Botschaft der Nähe und der Solidarität nach Terroranschlägen in verschiedenen Teilen des Landes, die in diesen schwierigen Momenten Trost spenden konnten.
Asien ist im wesentlichen ein multikultureller und multireligiöser Kontinent. Der Respekt für die verschiedenen Kulturen und Glaubensbekenntnisse ist für ein harmonisches Zusammenleben und ein friedliches Wachstum aller Länder des Kontinents von grundlegender Bedeutung. Papst Johannes Paul II. hat mit seinen Besuchen in Indien in den Jahren 1986 und 1999 zur Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens „Ecclesia in Asia“ ein wichtiges Zeichen gesetzt. Bei beiden Besuchen hat er vor allem die Wichtigkeit des Dialogs betont und selbst an interreligiösen Treffen teilgenommen. Er ist mit gutem Beispiel vorausgegangen, indem er die Vertreter der Verschiedenen Religionen zum gemeinsamen Gebet nach Assisi einlud. Dieses Vorbild wurde tausende Male auf der ganzen Welt in christlichen und nichtchristlichen Gemeinschaften nachgeahmt.
Für Asien ist der Papst ein Geschenk Gottes. Sein wiederholtes Bestehen auf die Notwendigkeit der Evangelisierung, damit alle die Werte des Evangeliums können und schätzen hat Priestern, Ordensleuten und Laien in den Missionsgebieten viel Mut gemacht. Seine Lehre hat immer vor allem die Heilsuniversalität Christi betont, der als Sohn vom Vater zum Heil der Menschen auf die Erde gesandt wurde. Der Papst hat stets eindeutige Richtlinien vorgegeben und damit Missverständnisse hinsichtlich der Sendung der Kirche zu vermeiden versucht.
Anlässlich des 25jährigen Papstjubiläums denken wir über das Werk und die Worte von Papst Johannes Paul II. nach und erkenne dabei auch die Qualitäten einer Führungspersönlichkeit der heutigen Zeit: sein tiefer Glaube, sein dem Gebet gewidmetes Leben, sein innerer Friede, seine Hingabe bis zum Opfer, seine Hochherzigkeit im Leiden, die Liebe zur Kirche bis zur Selbsthingabe. All diese Kennzeichen sind für das orientalische Herz und die orientalische Mentalität sehr wichtig. Asien ist Gott für diesen modernen Heiligen dankbar, der die Kirche mit seinen Worten und seinem Beispiel geleitet hat. Er hat sein Pontifikat begonnen mit den Worten: „öffnet Christus die Pforten“. Diese Aufforderung stand stets im Mittelpunkt seines Amtes und dieselbe Botschaft verkündet er heute noch jeden Tag. Wir wollen dafür beten, dass Maria, Mutter der Kirche, Papst Johannes Paul II. weiterhin leiten, beschützen und stärken möge. (Fidesdienst 15/10/2003)