Rom (Fidesdienst) - Diamanten, Menschen, Edelhölzer, Waffen, Drogen. Dies sind die wichtigsten „Handelsgüter“ mit denen verbrecherische Organisationen in Westafrika Geschäfte machen. Ein Drama, dessen sich die westliche Welt erst bewusst wird, wenn an den eigenen Küsten illegale Flüchtlinge aus den afrikanischen Ländern südlich der Sahara stranden. Ein Phänomen, das ebenfalls verbrecherische Dimensionen besitzt, denn es sind kriminelle Organisationen die in Westafrika agieren und diesen Handeln betreiben, der dann in den Durchgangsländern Nordafrikas und in Europa fortgesetzt wird.
Deshalb sollte man den Blick auf das organisierte Verbrechen in Westafrika richten, wenn man das Phänomen verstehen will. Unsere Analyse soll dabei ein Denkanstoß und eine Aufforderung zum Handeln sein: es gibt kein Alibi für Mutlosigkeit oder Resignation!
Historisch gesehen war die Region von Senegal bis Nigeria bereits Schauplatz für Verbrecher, Plünderer und Abenteurer jeder Art. Die „Geschäftsleute“ der Berbervölker aus anderen afrikanischen Ländern oder Europa haben über Jahrhunderte hinweg die westafrikanischen Küsten nach Gold, Elfenbein und Sklaven abgesucht. Historiker schätzen, dass im Laufe von etwa 3 Jahrhunderten mindestens 13 Millionen Einwohner dieses Teils Afrikas unfreiwillig auf Schiffe nach Amerika verfrachtet wurden. Die Kolonien Großbritanniens, Frankreichs, Portugals und Spaniens setzten die Ausbeutung dieser Länder systematisch fort.
Nach der Unabhängigkeit in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden viele Länder der Region Opfer dramatischer Ereignisse: Staatsstreiche (Togo, Benin, Burkina Faso, Nigeria, Sierra Leone, Liberia, Ghana, Guinea-Bissau, Guinea, Äquatorial-Guinea, Niger und Mali) und Bürgerkriege (wie zum Beispiel der blutige Biafra-Krieg in Nigeria von 1967-1970). Die noch nicht gefestigten unabhängigen Staaten waren außerdem vom Export ihrer Bodenschätze und Agrarprodukte abhängig. Der Handwerkssektor war nur schwach oder gar nicht entwickelt. Die Explosion bei der Auslandsverschuldung in den 80er Jahren trug ihren Teil zur weiteren wirtschaftliche Abhängigkeit von vom Ausland bei und führte oft zu Verbreitung von Korruption. Die einheimischen Regierenden verbündeten sich deshalb mit Minderheitsgruppen (auch Zuwanderergruppen aus dem Nahen Osten oder Asien) in den eigenen Ländern oder mit internationalen Unternehmen, bei der Fortsetzung des illegalen Handels mit Diamanten, Gold oder anderen Bodenschätzen, der bereits während der Kolonialzeit auf den Weg gebracht worden war. Im Tausch gegen politischen Schutz machten diese Gruppen die Bereicherung einiger weniger staatlicher Führungskräfte und Beamten möglich.
Die Verstaatlichung des Abbaus von Bodenschätzen, zu der es in einigen Staaten kam, der Erlass von Zöllen und die Kontrolle des Verbrauchsgütermarktes durch die Regierungen trugen zusätzlich zur Verbreitung von Schmugglergeschäften zwischen den Ländern bei, wodurch ein weiters Netz krimineller Interessen entstand, das sich über Jahrzehnte hinweg entwickelte.
Der Ausbruch der Bürgerkriege in Liberia uns Sierra Leone in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war ein neuer Anreiz für den illegalen Handel mit Waffen im Tausch gegen Diamanten (aus Sierra Leone über Liberia) und Edelhölzer (Liberia). Einige bekante Waffenhändler sowjetischer Herkunft hatten sich in der Region niedergelassen und betrieben dort Waffengeschäfte, die weit über die Afrika hinausreichten, wobei wahrscheinlich weit ausgedehnte und konsolidierte Interessen im Spiel waren.
Die Volkswirtschaften der Region hat sich deshalb vorwiegend im Sektor der Schwarzarbeit entwickelt, der ebenfalls zunehmend von kriminellen Netzwerken kontrolliert wird. Die Kriminalisierung der lokalen Volkswirtschaften gehört zu den Haupthindernissen bei der Entwicklung in der Region. Ein ehrlicher Unternehmer steht einem Umfeld gegenüber, wo er auf hohe Inflationsraten stößt und gleichzeitig den Wettbewerb mit dem Schwarzmarkt anbetrifft, der zu niedrigeren Preisen anbieten kann. Wie aus den Statistiken der Wirtschaftsgemeinschaft der Westafrikanischen Staaten hervorgeht sind 65% der Bevölkerung auf dem Schwarzmarkt beschäftigt und der Sektor trägt mit 60% zum BIP in der Region bei. (Teil 1 - Fortsetzung folgt) (Fidesdienst, 23/10/2006 - 56 Zeilen, 582 Worte)