Abidjan (Fides) – Wer hat in der Nacht vom 24. auf den 25. August das Dorf Difita im äußersten Norden der Elfenbeinküste angegriffen? Das ist die Frage, die sich das westafrikanische Land stellt, wo die Spannungen mit dem Nachbarland Burkina Faso zunehmen.
Die Rekonstruktion der Ereignisse lautet nach einer Mitteilung des ivorischen Verteidigungsministeriums wie folgt: „In der Nacht vom 24. auf den 25. August wurde das Dorf Difita (Departement Téhini) von unbekannten bewaffneten Männern überfallen. Der Angriff erfolgte gegen zwei Uhr nachts und richtete sich gegen einen landwirtschaftlichen Weiler, der zwei Kilometer von der Grenze zu Burkina Faso entfernt liegt.“ Nach offiziellen Angaben gab es bei dem Angriff vier Tote. Eine Person wird vermisst (wahrscheinlich entführt), eine Frau zog sich schwere Verbrennungen zu, mehrere Häuser wurden niedergebrannte. Die Angreifer haben außerdem Vieh gestohlen und mehrere Fahrzeuge zerstört oder geplündert.
Ersten Informationen zufolge scheint es sich nicht um einen Angriff einer der verschiedenen islamistischen Gruppen zu handeln, die jenseits der Grenze in Burkina Faso ihr Unwesen treiben. Es wird vielmehr vermutet, dass Mitglieder der Miliz „Freiwillige für die Verteidigung des Vaterlandes” (VPD) den Angriff verübt haben. Dabei handelt es sich um bewaffnete Zivilisten, die von der Regierung Burkina Fasos aufgestellt wurden, um die regulären Sicherheitskräfte beim Schutz der Dörfer vor islamistischen Übergriffen zu unterstützen. Aufgrund ihrer heterogenen Zusammensetzung (darunter auch Personen, die gegen ihren Willen zwangsrekrutiert wurden) und ihrer unregelmäßigen Überwachung könnte es sich um eine Aktion einer Gruppe handeln, die sich der Kontrolle der Zentralbehörden in Ouagadougou entzogen hat. In Burkina Faso selbst werden die VPD Gewalt gegen Zivilisten und Viehdiebstahl vorgeworfen. Lokale ivorische Quellen vertreten die These, dass der Überfall von einer Gruppe der VPD begangen wurde, die auf der Suche nach ehemaligen Kameraden waren, die desertiert waren und dann in ivorischem Gebiet in Difita Zuflucht gesucht hatten.
Der Vorfall verschärft die Spannungen zwischen der Elfenbeinküste und Burkina Faso, zumal wenige Stunden vor dem Angriff auf Difita sechs ivorische Beamte der „Direction d'aide et d'assistance aux réfugiés et apatrides“ (DAARA) von Mitgliedern der VPD in der Ortschaft Kalan 2 an der Grenze festgenommen worden waren. Die sechs Beamten wurden auf burkinisches Gebiet gebracht und sollen dann an Angehörige der regulären Armee übergeben worden sein, die sie mit einem Hubschrauber an einen unbekannten Ort gebracht haben sollen.
Die DAARA ist für die Betreuung von etwa 72.000 Flüchtlingen zuständig, die vor der Gewalt der Dschihadisten in Burkina Faso geflohen sind. Ende Juni wurden fünf ivorische Sicherheitsbeamte von Angehörigen der VPD an der Grenze zwischen den beiden Ländern gefangen genommen. Der Vorfall wurde dann mit der Rückkehr der ivorischen Beamten in ihre Heimat beigelegt.
Seit der Machtübernahme durch Ibrahim Traoré in Burkina Faso sind die Beziehungen zwischen Abidjan und Ouagadougou angespannt, wobei die burkinischen Behörden der Elfenbeinküste regelmäßig vorwerfen, sie versuche, das Land zu destabilisieren, was diese jedoch zurückweist.
(L.M.) (Fides 28/8/2025)