VATIKAN - AVE MARIA von Don Luciano Alimandi - „Mutter der Priester“

Mittwoch, 6 September 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Wenn wir die Jungfrau Maria als Mutter der Priester betrachten, dann heißt dies, dass wir vor der Frucht ihres Leibes verweilen: Jesus, der Höchste und Ewige Priester. Wenn wir die Menschwerdung betrachten, stoßen wir wieder auf die grundlegenden Züge der Berufung und des priesterlichen Lebens Christi, der auf außergewöhnliche und wundervolle Weise sein Leben mit der seit der Ewigkeit auserwählten Person teilen wollte: der Jungfrau Maria.
In diesem unendlichen Geheimnis der Liebe verflechten sich zwei Leben für immer. Die Kirche hat von Anfang an auch den Platz für Maria umfasst: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist haben sie in den Mittelpunkt der Erlösung aufgenommen. Der Mittelpunkt ist Er, der gekreuzigte und auferstandene Herr; Sie hat ihren Platz, gerade weil sie Mutter ist, neben dem Sohn.
Der Priester, heiliger Diener der Geheimnisse der Erlösung, sakramentaler Stellvertreter Jesu, betrachtet seinen Herrn als Mittelpunkt des Heils und sagt ihm, wie der Apostel Thomas, der zu erst ungläubig und dann glaubend war, zuerst lieblos und dann verliebt: „mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28).
Und als er von dem Mittelpunkt aus, der das Ganze seines Glaubens, seiner Hoffnung und seiner Liebe ist, seinen Blick ein wenig zur Seite gleiten lässt, wenn sieht er dann, auf wenn trifft er dann, wenn nicht auf die Mutter Jesu? Wen erkennt er neben Ihm, unter Ihm, bei seinem Kreuz, wenn nicht Sie, die immer da war? Nach dem Bekenntnis der unbedingten und bedingungslosen Liebe zu Christus, das er in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche ablegt, kann der Priester seine Gedanken und sein herz seiner Mutter widmen, die in diesem liebevollen Handeln Mutter ist. Sie, die sich vor allen anderen und mehr als alle anderen dem Sohn schenkte, empfing jeses unbefleckte Herz, dass seit der Verkündigung bei jedem Herzklopfen wiederholen konnte: „mein Herr und mein Gott“ und immer auch „mein Sohn!“
Der Priester darf sich wegen seiner sakramentalen Identifizierung und Ähnlichkeit mit dem Sohn Gottes und dem Sohn Mariens wirklich als Sohn dieser höchsten und demütigen Mutter betrachten und sich von ihr als „mein Sohn!“ rufen lassen.
Heute brauchen die Menschen ein Zugehörigkeitsgefühl: die Zugehörigkeit zu einer ewigen Liebe, die jene evangelische Liebe wird, für die Jesus betete: „Alle sollen eins sein“ (Joh 17,21). Papst Benedikt XVI. hat uns in diesem Zusammenhang erleuchtet und gesagt, dass wir zu Christus nur gehören durch „eine Vereinigung mit allen anderen, denen er sich schenkt. Ich kann Christus nicht allein für mich haben, ich kann ihm zugehören nur in der Gemeinschaft mit allen, die die Seinigen geworden sind oder werden sollen. Die Kommunion zieht mich aus mir heraus zu ihm hin und damit zugleich in die Einheit mit allen Christen. Wir werden ,,ein Leib’’, eine ineinander verschmolzene Existenz“ (Deus caritas est, Nr. 14).
Maria, Mutter der Priester und aller Glaubenden führt alle zum Mittelpunkt der Erlösung, indem sie uns aus jener teuflischen Egozentrik befreit, die uns vom Göttlichen entfernt. Ja, auch für uns und ganz besonders für uns Priester gilt: „Maria, die Jungfrau, die Mutter, zeigt uns, was Liebe ist und von wo sie ihren Ursprung, ihre immer erneuerte Kraft nimmt“ (Papst Benedikt XVI., Deus caritas est, Nr. 42) (Fidesdienst, 06/09/2006 - 40 Zeilen, 527 Worte)


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