ASIEN/PHILIPPINEN - Schöpfungszeit: Schutz des “gemeinsamen Hauses” in der Tañon-Straße gefährdet

Freitag, 13 September 2024

Cebu (Fides) - Die Tanon-Straße (auch Tañon-Straße) ist eine Meeresstraße im philippinischen Archipel und verbindet die Visayas-See im Nordosten mit der Boholsee im Südwesten. Sie trennt die im Westen liegende Insel Negros von der im Südosten liegenden Insel Cebu und ist für die Artenvielfalt und das kristallklare Wasser bekannt und wird von den Fischern dieser Inseln genutzt und von Touristen besucht. Diese Gewässer laufen Gefahr, kontaminiert und beeinträchtigt zu werden, wenn der Plan zur Erweiterung des Kohlekraftwerks Therma Visayas in Toledo auf der Insel Cebu, ein Projekt, mit dem der multinationale Konzern Aboitiz betraut ist, umgesetzt wird. Aus diesem Grund hat ein Netzwerk von mehr als 50 Organisationen der Zivilgesellschaft in Negros und Cebu einen Appell veröffentlicht, in dem die Institutionen aufgefordert werden, ihre Pläne zu überprüfen. Zu den Unterzeichnern gehören auch katholische Organisationen und Gemeinden sowie Gruppen, die sich für erneuerbare Energien einsetzen, darunter Gewerkschaften, Jugendorganisationen und lokalen Fischerverbände.
Die Ausweitung des Kohlekraftwerks verstößt gegen den „Extended National Integrated Protected Area System Act“ (ENIPAS), ein nationales Gesetz, das bestimmte Meeres- und Küstengebiete auf dem philippinischen Archipel schützt, die aufgrund ihrer biologischen Vielfalt wertvoll sind. Dazu gehört auch die Tañon-Straße, die „von den Menschen sowohl in Cebu als auch in Negros sehr geliebt und geschätzt wird, da sie den lokalen Gemeinden Lebensunterhalt und Existenzgrundlage bietet“, heißt es in dem Text. „Dieses wunderschöne Werk der Schöpfung gehört zu den wenigen Meeresparadiesen, die uns noch geblieben sind, und wir sollten es vor jeglicher Bedrohung schützen, insbesondere vor der Bedrohung durch die Kohle, die wegen ihrer schwerwiegenden Auswirkungen auf das Leben der Menschen und die Umwelt schon lange hätte abgeschafft werden müssen“ sagte Bischof Gerry Alminaza von San Carlos auf Negros. Er unterstützt im Namen der örtlichen katholischen Gemeinde den Appell der Nichtregierungsorganisation und erinnert daran, dass die Kirche im September die „Schöpfungszeit“ feiert und dabei Fragen und dabei Themen wie das der Straße von Tañon in den Mittelpunkt stellt.
Die Tañon-Straße ist ein wichtiges Fischereigebiet sowie ein Gebiet, in dem sich Meeressäugetiere mit 14 dokumentierten Wal- und Delfinarten, darunter die gefährdeten Irrawaddy-Delfine, stark vermehren. Auf den Inseln Negros und Cebu werden unterdessen Projekte zur nachhaltigen Ausweitung des Tourismus entwickelt, und auch dieser Sektor würde durch die neuen Projekte schwer geschädigt werden.
In der Erklärung der NRO wird auch auf die Verletzung des 2020 vom Energieministerium erlassenen Kohlemoratoriums hingewiesen, und die Regierung wird gefragt, warum das Ministerium dem Projekt jetzt „grünes Licht“ gegeben hat. In den Medien wird die Angelegenheit auch als potenzieller „Interessenkonflikt“ beschrieben, da der derzeitige Staatssekretär des Energieministeriums, Rapahel Lotilla, früher leitende Positionen in Unternehmen der Kohleindustrie wie Aboitiz innehatte und nun wegen der Nichteinhaltung des Kohlemoratoriums der Korruption bezichtigt wird.
„Die Genehmigung des Ausbaus von Kohlekraftwerken bedeutet, dass die Regierung veralteten Energiequellen Vorrang vor dem Wohlergehen unserer Ökosysteme und künftiger Generationen einräumt. Warum sollen weitere Kraftwerke gebaut werden, die unzuverlässig sind und eine ernsthafte Bedrohung für die Meeres- und Küstengebiete darstellen? Kohle gehört der Vergangenheit an, und das Energieministerium sollte den Ausstieg aus der Kohle vorantreiben, anstatt neue Genehmigungen für Kohlekraftwerksprojekte zu erteilen“, so Krishna Ariola, Leiterin des Energie- und Klimaprogramms am „Center for Energy, Ecology, and Development“, einem Studienzentrum für Umwelt- und Energiefragen.
Insbesondere katholische Gruppen berufen sich auf die Enzyklika „Laudato si'“, in der eine wirtschaftliche Entwicklung gefordert wird, die das Leben der Menschen vor Ort und das „gemeinsame Haus“ respektiert.
(PA) (Fides 13/9/2024)


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