ASIEN/PAKISTAN - Ein Jahr nach der Gewalt gegen Christen in Jaranwala: Gerechtigkeit dringend notwendig

Montag, 26 August 2024 menschenrechte  

Lahore (Fides) - Regierungsvertreter, zivilgesellschaftliche Organisationen und Mitglieder der christlichen Glaubensgemeinschaft erinnerten an den ersten Jahrestag der Gewalt, zu der es am 16. August 2023 in Jaranwala, einer Stadt im pakistanischen Punjab, gekommen war. Nach dem Vorwurf der angeblichen Blasphemie gegen einen örtlichen Christen wurden mehr als fünfundzwanzig Kirchen und Hunderte von christlichen Häusern geplündert und in Brand gesteckt, wodurch Hunderte von Familien ihres gesamten Besitzes beraubt wurden. Die in Lahore ansässige „Cecil & Iris Chaudhry Foundation“, die sich für die Unterstützung der betroffenen Familien einsetzt, erinnert daran, dass „ein Jahr nach den tragischen Ereignissen noch immer keine Gerechtigkeit herrscht“.
Bei einem von der Stiftung in Lahore organisierten Treffen zum Gedenken an die Gewalt erörterten die Experten verschiedene Fragen, darunter auch die Umsetzung des Artikel 10 der Verfassung, der allen Bürgern ein ordnungsgemäßes Verfahren garantiert, und Artikel 25, der die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz festschreibt, sowie Artikel 36, der den Schutz der Rechte religiöser Minderheiten in Pakistan garantiert.
Auch Vertreter verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen äußerten ihre Besorgnis über den wachsenden Extremismus und wiesen erneut auf die Verantwortung des Staates hin, gefährdete Teile der Gesellschaft zu schützen.
Bei dem Treffen sprachen auch Opfern aus Jaranwala über ihre Erfahrungen, die infolge der Anschläge weiterhin unter sozialer, wirtschaftlicher und religiöser Diskriminierung leiden. Ein sehr wichtiger Faktor sind psychische Schäden und Traumata, die nur selten berücksichtigt werden. Ein Experte für psychische Gesundheit gab Einblicke in die Auswirkungen solcher Vorfälle auf gefährdete Gruppen, insbesondere Frauen und Kinder, und erörterte Möglichkeiten zur Bewältigung dieser Herausforderungen, um den Glauben an die Menschheit wiederherzustellen und den Opfern zu helfen, ihr Leben wieder aufzubauen. Die Teilnehmer forderten dringende Maßnahmen und erörterten mögliche Lösungen, um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern, und forderten gemeinsam Gerechtigkeit für die Opfer von Jaranwala.
Die Katholikin Michelle Chaudhry, Präsidentin der Cecil & Iris Chaudhry Foundation (CICF), sagte: „Ein Jahr nach der Gewalt leiden die Menschen in Jaranwala immer noch. An jenem unglückseligen Tag in Jaranwala verbrannten sie nicht nur Häuser und Kirchen, sondern auch die Grundsätze der Menschlichkeit, Hoffnung, Vertrauen und Träume. Sie verbrannten Ali Jinnahs Pakistan und keiner der Täter wurde vor Gericht gestellt. Es ist klar, dass der Staat beim Schutz der christlichen Familien von Jaranwala versagt hat. Es ist an der Zeit, dass die Behörden ihre Aufgabe wahrnehmen, das Leben und das Eigentum aller Bürger zu schützen, unabhängig von ihrem Glauben. Die Verantwortlichen für diese wahnsinnigen Gewalttaten müssen nach dem Gesetz verurteilt werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass dies so weitergeht; die Straflosigkeit angesichts der Gewalt in Pakistan muss ein Ende haben“.
„Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um all unseren Freunden in Pakistan und auf der ganzen Welt zu danken: Ihre Großzügigkeit hat es uns ermöglicht, den traumatisierten Familien von Jaranwala jede erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen“, fügte Michelle Chaudhry hinzu und bekräftigte, dass sich ihre Organisation weiterhin für den Kampf gegen Ungerechtigkeit, religiöse Intoleranz und Gewalt gegen die Unterdrückten in der Gesellschaft einsetzt.
(PA) (Fides 26/8/2024)


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