ASIEN/INDONESIEN - Generaldirektion im Ministerium für religiöse Angelegenheiten unterstützt katholische Schulen und Gemeinden

Sonntag, 25 August 2024 dialog   schule   sektierertum  

Von Paolo Affatato

Jakarta (Fides) - In dem Büro, in dem er Gäste empfängt, im 12. Stock des imposanten Gebäudes des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten im Zentrum von Jakarta, sitzt Direktor Suparman - ein 58-jähriger katholischer Beamter an der Spitze der „Generaldirektion für die katholische Glaubensgemeinschaft“ - gerne in einem Sessel zwischen zwei Figuren, die maximalen Schutz von oben garantieren: die Statue des Heiligsten Herzens Jesu und die des Heiligsten Herzens Mariens.
Wir befinden uns nicht in einer kirchlichen Einrichtung, sondern in einem Regierungsbüro eines indonesischen Ministeriums. In dem südostasiatischen Land, das weder eine Theokratie ist noch ein säkularer Staat, sondern, wie die Indonesier zu sagen pflegen, „irgendwo dazwischen“.
Mit Blick auf den Besuch von Papst Franziskus in Indonesien (3.-6. September) ist das Direktorium des Ministeriums für die Koordinierung Dienste für die Gläubigen zuständig, die am 5. September an der Papstmesse im „Gelora Bung Karno“-Stadion teilnehmen werden.
In seinem Büro in Jakarta beantwortete der Direktor Suparman (wie in vielen Fällen besteht der indonesische Name aus einer einzigen Bezeichnung, die nicht zwischen Vor- und Nachnamen unterscheidet, Anm. d. Red.) Fides einige Fragen.

Welchen Status hat die katholische Kirche in Indonesien und welche Rolle spielt sie in der indonesischen Gesellschaft?

Die katholische Kirche in Indonesien hat einen anerkannten und respektierten Status als integraler Bestandteil der pluralistischen Gesellschaft Indonesiens. Der Staat erkennt die katholische Kirche und ihre Einrichtungen durch verschiedene Erlasse als „religiöse Rechtspersönlichkeiten“ an, und dieser Status ist eine Garantie für alle Aktivitäten.
Die Generaldirektion für die katholischen Gemeinschaft im Religionsministerium ist als staatlicher Dienst für die katholischen Bürger konzipiert und bringt - zusammen mit den anderen fünf Direktionen, die den staatlich anerkannten Religionen gewidmet sind – die Verpflichtung der indonesischen Regierung zum Ausdruck, alle religiösen Gemeinschaften im Land zu unterstützen. Heute können wir sagen, dass die katholische Kirche eine äußerst wichtige Rolle bei der Entwicklung des Landes spielt, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Soziales. Und sie setzt sich aktiv für das Gemeinwohl der gesamten indonesischen Bevölkerung ein, indem sie Programme und Initiativen zur Verbesserung des Wohlergehens der Menschen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit anbietet.

Gibt es offizielle Daten über die Anzahl der Katholiken in Indonesien?

Nach der letzten staatlichen Volkszählung von 2020 beläuft sich die Zahl der Katholiken in Indonesien auf etwa 8,5 Millionen. Diese Zahl zeigt, dass die Katholiken in der überwiegend muslimischen Gesellschaft Indonesiens eine recht große Minderheit darstellen. Neuere Daten, die dem Ministerium von der indonesischen Bischofskonferenz zur Verfügung gestellt wurden, stellen fest, dass die Gesamtzahl der Gläubigen in den 34 Provinzen des Landes höher ist und 10,5 Millionen beträgt. Ich möchte darauf hinweisen, dass die Katholiken in ganz Indonesien einen guten Ruf genießen.

Wie beurteilt die indonesische Regierung das Engagement der katholischen Gemeinschaft im Bildungsbereich?

Die indonesische Regierung schätzt das Engagement der katholischen Gemeinschaft im Bereich der Bildung, der für die Zukunft des Landes von entscheidender Bedeutung ist, sehr. Katholische Bildungseinrichtungen sind bekannt für die hohe Qualität der Bildung und ihren bedeutenden Beitrag zur intellektuellen Entwicklung der jungen Generation. Es gibt Tausende von katholischen Bildungseinrichtungen, die vom Staat offiziell anerkannt sind, von Grundschulen bis zur Hochschule, die über verschiedene Regionen Indonesiens verstreut sind. Es gibt solche, die sich in privater Trägerschaft von Diözesen, Kirchengemeinden und Verbänden befinden und vom Bildungsministerium zugelassen sind, und es gibt viele, die direkt von unserer Direktion in diesem Ministerium verwaltet werden. Dies sind unsere so genannten „staatlichen katholischen Institute“ (eine Formel, die aus indonesischer Sicht kein Widerspruch ist, Anm. d. Red.). Es gibt 62 vom Religionsministerium organisierte Grundschulen mit 217 Lehrern und 1.460 Schülern. Für die Sekundarstufe verwaltet unsere Generaldirektion 46 katholische Gymnasien mit 654 Lehrern und 5.809 Schülern. Außerdem gibt es in diesem Sektor 24 katholische Hochschulen mit 333 Lehrkräften und 6.009 Studierenden. Es handelt sich um katholische Schulen, die vom Staat verwaltet und betreut werden, und zwar in enger Zusammenarbeit mit den katholischen Bischöfen. Der Prozess zur Gründung einer katholischen Schule beginnt immer mit dem Bedarf der Bevölkerung, oft in abgelegenen Gebieten, der dem Ministerium von der katholischen Bischofskonferenz gemeldet wird. In öffentlichen Schulen sind die Schulgebühren für die Familien recht hoch, so dass die Regierung den Bedarf deckt, indem sie eine öffentliche Schule gründet und für das Gehalt des Personals und die Organisation sorgt, wobei die Kosten für die Familien geringer sind. Zwanzig Prozent des Haushalts unseres Ministeriums sind für das Bildungswesen bestimmt, und die Regierung richtet staatliche Schulen zu niedrigen Kosten für die Familien ein. All dies gilt auch für die anderen Direktionen des Ministeriums, das System ist dasselbe, d.h. es gibt auch staatliche Schulen für andere Religionen.

Wie beurteilen Sie das Engagement der katholischen Kirche im interreligiösen Dialog und ihren Beitrag zum friedlichen Zusammenleben der verschiedenen Religionen in Indonesien?

Die katholische Kirche ist aktiv und konstruktiv am interreligiösen Dialog in Indonesien beteiligt. Ich muss sagen, dass die katholische Kirche durch verschiedene Dialogforen und Initiativen, an denen verschiedene religiöse Gruppen beteiligt sind, oft zu einer Brücke wird, um Verständnis und Zusammenarbeit zwischen den Gemeinschaften zu schaffen. Dies ist eine ständige Arbeit, an der alle Akteure beteiligt sind, der Staat und die Religionsgemeinschaften. Jede Glaubensgemeinschaft hat ihre „Fundamentalisten“, Anhänger, die eine „radikale“ Auslegung ihres Glaubens vertreten. Das Wort „radikal“ kann positiv sein, im Sinne einer Rückkehr zu den eigenen Wurzeln, aber wenn wir an „Radikale“ im Allgemeinen denken, beziehen wir uns auf Gruppen, die für Intoleranz und Gewalt stehen. Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten arbeitet eng mit anderen Ministerien und religiösen Einrichtungen zusammen, um dem Entstehen radikaler Gruppen entgegenzuwirken. Wir sind hauptsächlich im Bereich der Prävention tätig, als Ansatz der gesamten Regierung und der Glaubensgemeinschaften. Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten hat einen Auftrag zur Gewährleistung und Förderung der „religiösen Mäßigung“ in Indonesien, einer in der indonesischen Gesellschaft praktizierten Sichtweise und Haltung, die als Wegbereiter für Harmonie unter den Gläubigen gelten kann.


Herr Suparman, wie arbeitet die von Ihnen geleitete Direktion, insbesondere bei Anträgen zum Bau neuer katholischer Kirchen?

Bei unserer Generaldirektion gehen Anfragen für den Bau neuer katholischer Kirchen ein. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf abgelegenen Gebieten: In Java oder in städtischen Gebieten sind es die katholischen Gläubigen, die den Bau finanziell unterstützen, während in abgelegeneren Gebieten nur die Regierung mit ihren eigenen Mitteln den Bau garantieren kann. Aber wir denken nicht nur an das Gebäude, sondern auch an die allgemeine Unterstützung des Gemeindelebens: So haben wir in diesem Jahr 42 Motorräder für Katechisten in Gebieten wie Nordsumatra, den Mentawai-Inseln (Westsumatra), in Papua oder Ost-Nusa Tenggara bereitgestellt. Oder wir haben in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium Blindenbibeln in Blindenschrift an 37 Diözesen geliefert. Ein besonderer Fall ist die neue indonesische Hauptstadt Nusantara, die sich im Bau befindet: Dort kümmern wir uns um die Planung und den Bau der Kathedrale, die nach dem heiligen Franz Xaver benannt wird und im kommenden Herbst in Betrieb genommen werden soll. Es wird eine Kirche mit indonesischem Gesicht sein, das heißt, sie wird den architektonischen Stil der lokalen Kultur widerspiegeln. Wir garantieren, dass alle erforderlichen Verwaltungs- und Rechtsvorschriften erfüllt sind, bevor wir eine Genehmigung erteilen.


Was geschieht, wenn in der örtlichen Bevölkerung Probleme auftreten, die den Bau einer Kirche behindern?

Wenn es Probleme gibt, setzt das Ministerium seine Ressourcen in Bewegung. Wir haben derzeit etwa 20 Fälle, in denen wir uns mit dem Verwaltungsverfahren befassen, was häufig zu einer Verlangsamung führt. Fünf Fälle sind bereits geklärt und die Unterlagen sind baureif. Im Allgemeinen versuchen wir, wenn es in den Gemeinden Probleme gibt (aber das sind sehr seltene Fälle), den Sachverhalt zu verstehen und mit den Menschen zu sprechen. Oft sind es Menschen oder islamische Gruppen aus dem Ausland, die Probleme aufwerfen. Der Weg ist immer, eine friedliche Lösung zu suchen, indem man islamische Religionsvertreter und Institutionen wie Muhammadiyah und Nahdlatul Ulama, mit katholischen Religionsvertretern, zivile Behörden und lokale Vereinigungen zusammenbringt. Das Geheimnis einer Lösung besteht darin, sich zu vernetzen und mit der Zustimmung eines interreligiösen Forums zu einem gemeinschaftlichen Ansatz zu gelangen. Es gibt eine Rahmenregelung für den Bau einer katholischen Kirche, die von der Regierung im Einvernehmen mit der Bischofskonferenz ausgearbeitet und genehmigt wurde. In jeder Situation schützen wir die Rechtmäßigkeit des Status der katholischen Kirche. Die Regierung bietet ihren institutionellen Schutz und alle rechtlichen Garantien. Mit diesem Ansatz lassen sich die meisten Probleme überwinden.
(Fides 25/8/2024)


Teilen: