AFRIKA/MADAGASKAR - Pater Erminio De Santis: „Wir bieten Rundumbetreuung für Hunderte von Straßenkindern, Waisenkindern und jungen Menschen in Not"

Freitag, 21 Juni 2024

Ivato (Fides) - Am 24. Juni, zwei Tage vor dem madagassischen Nationalfeiertag, endet das Schuljahr für die Schüler des Zentrums „Notre Dame de Clairvaux“ der Salesianer Don Boscos(SDB).
Fides sprach mit dem Direktor der Schule, Pater Erminio De Santis, der seit 1983 in Madagaskar ist und 1984 in das Zentrum kam. In diesen Wochen ist Pater Erminio neben seinen normalen Tätigkeiten besonders mit den Treffen mit den vielen Familien beschäftigt, die ins Zentrum kommen, um ihre Kinder für das nächste Schuljahr einzuschreiben.
"Ich habe damit begonnen, die Anmeldungen für das nächste Jahr entgegenzunehmen, was ich den ganzen Juni über tun werde", so Pater Erminio. „Schon um sechs Uhr morgens bildet sich eine Schlange vor dem Eingangstor, zwischen denen, die ihre Unterlagen bereits fertig haben und mit ihren Kindern gekommen sind, und den vielen, die noch auf Dokumente warten, um ihre Anmeldung vorzubereiten. Wir senden die Einladung zur Anmeldung über Radio Don Bosco, und die, die uns noch nicht kennen, kommen und sind neugierig, und wollen sich über diese wunderbare Gelegenheit für ihre Kinder informieren."
"Wir nehmen die Schüler im Alter von 15-17 Jahren auf und verlangen nur, dass sie den Grundschulabschluss haben", fährt der Geistliche fort. „Viele von ihnen haben nach dem CEPE (= Grundschulabschluss) die Schule nicht mehr besucht, weil sie keine Mittel hatten, und einige lebten auf der Straße! Andere haben nicht einmal das CEPE: diese Schüler nehmen wir für einen einjährigen Maurerlehrgang auf; die Jüngsten aber schicken wir in die Förderschule unseres Zentrums, wo sich etwa 180 Mädchen und Jungen auf den Erwerb des Grundschulabschlusses vorbereiten".
Der Missionar der Salesianer Don Boscos erinnert sich an die Anfänge seiner Tätigkeit in Madagaskar, als er auf Einladung des französischen Missionars Pater François Bernard, dem Gründer des Zentrums, nach Clairvaux kam. "Das war am 2. August 1984, und von da an bis heute haben wir Salesianer Don Boscos das Zentrum nach und nach umgestaltet, wobei wir den ursprünglichen Geist des Werkes von Pater Bernard beibehalten haben: kostenlose Aufnahme der Straßenkinder und der Kinder in großen wirtschaftlichen und familiären Schwierigkeiten und Waisenkinder, um ihnen das Leben und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zurückzugeben."
"Unser Zentrum befindet sich auf der zentralen Hochebene der Insel, in der Nähe des internationalen Flughafens Ivato, etwa 15 Kilometer von der Hauptstadt Tananarive entfernt“, so der Missionar, „Es verfügt über ein Internat, das derzeit 150 Schüler im Alter von 14 bis 18 Jahren beherbergt; es bietet ihnen die notwendige Gesundheits-, Entwicklungs- und Schulausbildung für den ersten Zyklus und vermittelt sie anschließend an das zu diesem Zweck eingerichtete Berufsausbildungszentrum. Die Jungen, die im Zentrum anklopfen, sowohl intern als auch extern, sind ebenfalls über hundert, haben sehr oft ihre Grundschulausbildung nicht abgeschlossen und manchmal nicht einmal begonnen."
"Das große Problem, das wir noch zu lösen haben, ist die tägliche Betreuung der Kinder, die wir aufnehmen“, berichtet er, „Jeden Tag bereiten wir etwa 1.100 Mahlzeiten zu, die kostenlos verteilt werden. Für die Internatsschüler müssen wir alles bereitstellen, was sie brauchen: Essen, Kleidung, Ärzte, Zahnärzte, Medikamente und Operationen, Organisation von außerschulischen Bildungsaktivitäten, Erzieher, Küchenpersonal und Garderobe. Für externe Schüler sorgen wir für das Frühstück, die Tagesmahlzeit und die ärztliche, zahnärztliche und schulärztliche Versorgung; für die Grundschulkinder sorgen wir für das Frühstück, die Tagesmahlzeit, die Lehrer und die medizinische Versorgung. In den letzten Jahren, die von der weltweiten Covid-19-Pandemie geprägt waren, haben wir die Jugendlichen und ihre Familien zuhause unterstützt, indem wir regelmäßig alle vierzehn Tage Lebensmittel an sie verteilt haben."
Pater Erminio weist auf die gravierende Inflation in Madagaskar hin, dessen Wirtschaft zu den ärmsten der Welt gehört und in dem 50 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben. "Die Geschwindigkeit des Preisanstiegs ist beeindruckend", berichtet der Missionar, "vor allem der allgemeine starke Anstieg der Lebenshaltungskosten, der durch die Schwierigkeiten der Pandemie, die Madagaskar isoliert hat, und den russisch-ukrainischen Krieg verursacht wurde, der das Land um den Tourismus, die wichtigste Einnahmequelle des Landes, gebracht und die Landeswährung stark belastet hat", betont er.
Nicht minder wichtig ist die Aufmerksamkeit, die die Salesianer Don Boscos dem spirituellen Wachstum der jungen Menschen widmen. "Für alle jungen Katholiken schaffen wir es, den Weg der Einführung in den Glauben bis zum Sakrament der Firmung zu vollenden", bekräftigt Pater Erminio. „Die Ergebnisse sind ermutigend, auch weil die madagassische Bevölkerung von Natur aus sehr religiös ist. Aber in den Religionsstunden für die Älteren beginnen wir auch eine menschliche und christliche Vorbereitung auf die Ehe und auf die Einbindung in das soziale und kirchliche Leben ihrer jeweiligen Pfarrei".
(AP) (Fides 21/6/2024)


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