ASIEN/INDONESIEN - Herz-Jesu-Kirche in Ganjuran: Wallfahrten und Volksfrömmigkeit im javanesischen Stil

Donnerstag, 6 Juni 2024 volksfrömmigkeit   glaube   inkulturation  

Yogyakarta (Fides) - Seit hundert Jahren ist die Herz-Jesu-Kirche in Ganjuran, südlich von Yogyakarta auf der indonesischen Insel Java, einer der meistbesuchten. Am Festtag, dem 7. Juni, bereitet sich dieser Ort mit seinem einzigartigen kulturellen Hintergrund und seiner Geschichte darauf vor, Tausende von Pilgern zu empfangen, die nicht nur von der Insel Java, sondern auch von anderen indonesischen Inseln kommen. Auch muslimische Gläubige besuchen das Heiligtum. Pfarrer Fransiskus Purwanto von der Sanata-Dharma-Universität in Yogyakarta erinnert daran, dass die Herz-Jesu-Verehrung von Missionaren eingeführt wurde und sich rasch verbreitete, wobei sie von der lokalen javanischen Gemeinschaft und auch von den muslimischen Gläubigen angenommen wurde. Die Herz-Jesu-Verehrung sei im Wesentlichen spirituell, aber sie drücke sich auch durch soziales Engagement aus, indem sie den Bedürftigsten und Ärmsten in der Gesellschaft hilft, stellt er fest.
Die 1924 begonnene und 1930 von Gerard Marie Franciscus van Velsen, dem damaligen Erzbischof von Jakarta, geweihte Wallfahrtskirche von Ganjuran weist in ihrer architektonischen, strukturellen, künstlerischen und kulturellen Gestaltung den typisch javanischen Stil auf, in einer Kombination aus "Mataram"-Stil und "Majapahit"-Strukturen. Pfarrer Soegijopranata, ein ortsansässiger Pfarrer, der später, im Jahr 1941, der erste einheimische Bischof Indonesiens werden sollte, führte hier den Brauch der Prozession mit dem Allerheiligsten als Zeichen der Verehrung für das Heiligste Herz Jesu ein.
Ganjuran ist ein Ort, zu dem die Gläubigen kommen, um Heilung von Krankheiten zu erbitten, und es gibt viele Zeugnisse von Pilgern, die berichten, dass sie nach einem Bad im Wasser der Quelle, die unter dem Tempel entspringt, geheilt wurden. In der Wallfahrtskirche mit ihrer Mariengrotte, die am 11. Februar 1929, dem Datum und Monat der Erscheinungen der Muttergottes von Lourdes, neben der Kirche errichtet wurde, wird auch der Rosenkranz gebetet. Hier ist die Verehrung Mariens mit der Verehrung des Heiligsten Herzens verflochten, und die Menschen folgen dem javanischen Brauch, barfuß die Treppe hinaufzusteigen, wenn sie der Gottesmutter Maria Weihrauch und Blumen darbringen.
Die Kirche in Ganjuran wurde 1924 auf Initiative des niederländischen katholischen Zuckerplantagenbesitzers Dr. Julius Schmutzer gebaut. Der Mann und seine Familie bemühten sich aktiv um eine fruchtbare Verbindung zwischen dem Christentum und den einheimischen Kulturen: "Der Katholizismus kann und muss jede Kultur, mit der er in Berührung kommt, in sich aufnehmen, sie reinigen und mit göttlichem Leben durchtränken", betonten sie. Mit diesem kulturellen und künstlerischen Konzept wurde die Kirche gebaut. Die Säulen und die Decke spiegeln die javanischen Farben wider, während die Engel zu beiden Seiten des Altars im Wayang-Stil gestaltet sind, einem lokalen Begriff für javanisches Puppentheaterdesign. Die Bilder und Statuen von Jesus Christus und Maria sind ebenfalls mit javanischen Königsbildern dargestellt, während auf den Flachreliefs der Kreuzwegstationen in der Kirche Jesus, die römischen Soldaten und Pontius Pilatus alle in traditioneller javanischer Kleidung und mit Accessoires dargestellt sind.
Für die Pfarrgemeinde und die Bürger der Stadt ist die Kirche ein wesentlicher Bestandteil ihrer religiösen und kulturellen Identität. Nach den schweren Schäden, die das Erdbeben von 2006 verursacht hatte, wurde die Kirche im ursprünglichen Stil restauriert.
In jüngster Zeit hat Pfarrer Gregorius Utomo (1929-2020), der jahrelang in Ganjuran wirkte, die Praxis der Wallfahrten gefördert, indem er eine Reihe von kulturellen und sozialen Aktivitäten einführte. Pfarrer Utomo organisierte soziale Entwicklungsprojekte, um den Armen zu helfen, und führte die Feier des "Welternährungstags" in der indonesischen Kirche ein, die im Oktober 1990 begann, als die Pfarrkirche in Ganjuran ein Seminar für Landwirte aus ganz Asien anlässlich dieses Tages veranstaltete. Auf diesem Seminar wurde auch die "Ganjuran-Erklärung" entwickelt, die die Landwirte zu einer nachhaltigen, ökologischen, wirtschaftlich fairen und ausgewogenen, kulturell angemessenen und sozial gerechten Landwirtschaft ermutigt. Als Pionier des Schutzes des "gemeinsamen Hauses" drängte der Geistliche die Landwirte zum Anbau von lokalem Bio-Reis unter Verwendung von Kompost anstelle von chemischen Düngemitteln und half ihnen dabei.
(PA) (Fides 06/06/2024)


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