ASIEN/KUWAIT - Erzbischof Nugent: “Wir können die Welt nicht verändern, aber wir können Brüderlichkeit und eine Atmosphäre des Vertrauens schaffen"

Mittwoch, 15 Mai 2024

EN

Von Antonella Prenna

Kuwait City (Fides) - "Ich kam in Kuwait mitten in der Zeit der Covid-Pandemie, im Februar 2021, an und überreichte im Mai desselben Jahres mein Beglaubigungsschreiben, obwohl die Pflicht, eine Maske zu tragen, und alle Abstandsbestimmungen fortbestanden", so Erzbischof Eugene Martin Nugent, der Apostolische Nuntius des Vikariats von Nordarabien zu dem Bahrain, Katar, Saudi-Arabien und Kuwait gehören. "In allen offiziellen Begegnungen, die ich bei meiner Ankunft hatte, drückten alle ihre Bewunderung für den Heiligen Vater aus, für seine Person, für das, was er tut, besonders hier, im Kontext der Geschwisterlichkeit", sagte der Nuntius in einem Gespräch mit Fides.
"Als ich ankam, war der Emir schon nicht mehr so gesund“, so der Nuntius weiter, „er starb im vergangenen Dezember und überließ die Regierungsaufgaben seinen vertrauten Delegierten, und anfangs war es für mich schwierig, große Themen anzusprechen. Ich sprach über meine Vorschläge, etwas zur Förderung des interreligiösen Dialogs zu unternehmen, da es hier in Kuwait kein offizielles Forum für den Dialog gibt, anders als in Bahrain und Katar, wo bereits etwas im Gange ist. Als ich vom König von Bahrain empfangen wurde, spürte ich sein Gefühl der Brüderlichkeit und des Willkommens, ebenso wie das des Emirs von Katar. Ich war beeindruckt von den Umarmungen und dem Respekt, der mir entgegengebracht wurde. Jedes dieser Länder ist anders, hat kleine Nuancen, Geschichten und Traditionen. Alles, was wir hier tun, geschieht aus einer missionarischen Perspektive der lokalen Kirche."
"In Madagaskar (2010-2015)", so Erzbischof Nugent über seinen ersten Einsatz als Nuntius, "war alles auf das konkrete Leben der Kirche und die Mission der Kirche ausgerichtet. Auch hier, in den Golfstaaten, versuchen wir, die Präsenz der Kirche in diesen überwiegend muslimischen Ländern so weit wie möglich zu fördern. Jedes Wochenende feiere ich die Messe in der Co-Kathedrale der Heiligen Familie, um den Kontakt zu den Menschen, zur lebendigen Präsenz der Kirche zu halten. Am Samstagmorgen zelebriere ich bei den indischen Karmeliterinnen, die eine Schule betreiben, und ich mache Pastoralbesuche in Pfarreien in allen drei Ländern des Vikariats. Als ich 2021, vor der Ernennung des jetzigen Apostolischen Vikars für Nordarabien, Bischof Aldo Berardi, hier ankam, war Bischof Paul Hinder, der derzeit in Abu Dhabi ist, Apostolischer Administrator, konnte aber aufgrund von damals geltenden Corona-Beschränkungen nicht einfach reisen. Damals übernahm ich die Aufgabe des Bischofs und spendete die Firmungen. In allen Ländern habe ich immer versucht, Kontakt mit den Diözesen und Gemeinden zu halten. Ich mache weiterhin Pastoralbesuche, nehme an Festen und Begegnungen teil, auch weil die Gläubigen auf diese Weise unsere Anwesenheit unter ihnen als angenehm empfinden. Viele leben hier aus beruflichen Gründen und sind allein, ohne ihre Familien, und es ist sehr wichtig, die Präsenz der Kirche spürbar zu machen. Der Besuch des Bischofs ist ein bisschen wie der Besuch eines Vaters bei seinen Kindern".
"Es ist jetzt drei Jahre her, dass ich hier angekommen bin, und ich bin sehr beeindruckt von der Realität in Kuwait“, bekräftigt der Nuntius, „hier leben viele einfache Menschen mit einem echten und tief verwurzelten Glauben, einer tiefen Frömmigkeit trotz aller Probleme und Schwierigkeiten, denen sie täglich begegnen. Trotz der Vielfalt der Riten, Sprachen und Kulturen herrscht eine gewisse Harmonie. Das Zusammensein, das gemeinsame Feiern, jede Gemeinschaft mit ihren Traditionen und der gegenseitige Respekt machen sehr deutlich, dass die Kirche groß ist“. „Vielleicht hat man in Europa keine Vorstellung davon, wie lebendig die katholische Kirche in diesen überwiegend muslimischen Ländern ist“, fährt er fort, „oder man denkt sogar, dass sie kaum existiert. Aber wenn man dort ist, stellt man schnell fest, dass sie lebendig ist, und zwar sehr lebendig. Tausende und Abertausende von Menschen zu sehen, die diese kleinen Kirchen besuchen, beeindruckt mich, ermutigt mich und stärkt meinen Glauben. Das Dokument von Abu Dhabi über die Brüderlichkeit vom 4. Februar 2019 wurde vor allem in Bahrain sehr gut aufgenommen. Hier in Kuwait haben wir die Dokumente verteilt, sogar in Universitäten. Einige sind interessiert, aber die große Mehrheit weiß nur sehr wenig darüber. Es ist noch nicht zum Allgemeinwissen geworden."
"In den diplomatischen Vertretungen der Missionsländer, in denen ich tätig war, zuerst in Madagaskar und dann in Haiti, haben die Nuntiaturen, die Figur des Nuntius, andere Merkmale als zum Beispiel in Europa“, erklärt Erzbischof Nugent, „Die Nuntiatur ist eine sehr wichtige Präsenz für die Ortskirche. Als ich in Madagaskar war, habe ich die Diözesen in den entlegensten Orten besucht und bin bis zu einer Woche von einem Dorf zum anderen gefahren, um die örtlichen Gegebenheiten aus der Nähe kennenzulernen. Auch in Haiti habe ich alle Diözesen und Pfarreien mehrmals besucht. Bei meiner Ankunft in den Golfstaaten stieß ich unweigerlich auf viele Unterschiede, insbesondere aufgrund der Tatsache, dass es sich um drei Länder auf drei verschiedenen Kontinenten handelt. Während in Haiti und Madagaskar eines der vorrangigen Probleme die Erreichbarkeit war, da es oft keine Straßen gibt, sondern unbefestigte Wege und Flüsse, die mit dem Boot überquert werden müssen, hatte ich hier im Vikariat Nordarabien einen leichteren Einfluss auf der Ebene der Strukturen, aber anders auf der Ebene der Mission und des persönlichen Engagements“. „In Kuwait versuche ich, mit den Muslimen Kontakte zu pflegen oder herzustellen“, berichtet er, „Wir sind mit mehreren Familien befreundet, zum Beispiel gibt es jedes Jahr am Ende des Ramadan, nach dem Iftar-Fest, die Tradition der Familienbesuche. Jeden Abend öffnen einige von ihnen ihre Häuser, um jeden willkommen zu heißen, der kommen und Hallo sagen möchte. Ich gehe sehr oft zu denen, die mich einladen, und sie schätzen diese Möglichkeit sehr und zeigen großen Respekt vor dem Kreuz, das ich trage. Ich werde sehr geschätzt und willkommen geheißen, weil es etwas Besonderes ist, wenn der Nuntius ihre Häuser betritt".
"Unsere Aufgabe ist in etwa so: Wir können die Welt nicht verändern, aber wir können Beziehungen, Freundschaften, Brüderlichkeit und eine Atmosphäre des Vertrauens schaffen. Und das ist es, was ich vor allem hier in Kuwait zu tun versuche“, betont der Nuntius, „Wir stehen in Kontakt mit einer Gruppe junger Muslime, wir trinken gemeinsam Kaffee und reden über alles, auch über Religion, aber nicht in erster Linie. Sie sind sehr offen, wir sprechen über Politik, soziales Leben, wir beschäftigen uns mit den Problemen, die Familien haben, die, wie fast überall, auseinanderfallen. Wir haben, kurz gesagt, die gleichen Probleme wie im Westen. Ich lerne auch immer sehr viel von ihnen. Mit der Nuntiatur wollen wir zeigen, dass der Heilige Stuhl, die Kirche, präsent ist, und wir sind hier mit unserer Co-Kathedrale der Heiligen Familie. Die Menschen sind sehr stolz darauf, dass Kuwait, wo sich die Apostolische Nuntiatur befindet, das erste Golfland war, das Beziehungen zum Heiligen Stuhl hatte."
Im Hinblick auf die Situation in Saudi-Arabien erwähnt Erzbischof Nugent erwähnte den großen Wandel, der zumindest in bestimmten Gesellschaftsschichten stattzufinden scheint. "Die jungen Menschen öffnen sich viel mehr dem Westen, auch wenn die Traditionen hier noch sehr tief verwurzelt sind“. „Wir können sagen, dass dies das speziellste der Golfstaaten ist“, so der Apostolische Nuntius abschließend, „Katar ist inzwischen ein außenpolitischer Bezugspunkt geworden und hat sich völlig verändert. Der Besuch von Papst Franziskus in Bahrain (vgl. Fides 3/11/2022) war ein sehr wichtiger Moment. Den Papst in einem Land der Golfregion zu empfangen, war auch ein Wunsch, die Beziehungen zu allen muslimischen Ländern zu verbessern, aber wir müssen immer die konkrete Realität berücksichtigen."
(Fides 15/5/2024)

EN


Teilen: