ASIEN/MYANMAR - Staatenlose Rohingya in Flüchtlingslagern werden von der birmanischen Armee zwangsrekrutiert

Freitag, 5 April 2024 menschenrechte  

Caritas Internationalis

Sittwe (Fides) - Um ihre durch Verluste im Kampf dezimierten Reihen aufzufüllen, greift die bimanische Armee auf die Zwangsrekrutierung von jungen Männern aus dem Volk der Rohingya zurück und schickt sie an die Front im Kampf gegen die Arakan-Armee, eine ethnische Miliz, die im Staat Rakhine Widerstand leistet, dem burmesischen Staat, in dem die Rohingya, eine diskriminierte und marginalisierte muslimische Bevölkerung in Myanmar, traditionell ansässig sind. Wie Organisationen der Rohingya in der Diaspora, daruntr die "Burmese Rohingya Organisation UK" und die "Free Rohingya Coalition", berichten, „hat das birmanische Regime die Rohingya gezielt zwangsrekrutiert, weil sie besonders verletzlich sind. Aufgrund der von der Junta verhängten Bewegungsbeschränkungen können sie nicht fliehen. Der Staat Rakhine ist für die Rohingya sozusagen ein Freiluftgefängnis. Die Junta hält sie für entbehrlich. Es ist eine grausame Art und Weise, die Rohingya in den Tod zu schicken".
Mindestens eintausend junge Männer aus dem Volk der Rohingya - etwa die Hälfte von ihnen Binnenvertriebene - wurden in den letzten Wochen von der birmanischen Armee zwangsrekrutiert. Sie wurden aus ihren Häusern, Dörfern, Märkten und Vertriebenenlagern verschleppt und zu Armeestützpunkten gebracht, wo sie militärisch ausgebildet wurden. Nach zwei Wochen militärischer Ausbildung wurden die jungen Männer bewaffnet und gezwungen, birmanische Militäruniformen zu tragen, an die Front im Bundesstaat Rakhine geschickt. Nichtregierungsorganisationen befürchten, dass Dutzende von Menschen getötet wurden, "obwohl die genaue Zahl der Opfer aufgrund der vom Regime in dieser Region verhängten Nachrichtensperren schwer zu überprüfen ist". Andere intern vertriebene Rohingya, die nach einer Militärausbildung nach Sittwe, der Hauptstadt des Bundesstaates Rakhine, zurückgekehrt sind, werden im Bedarfsfall an die Front gerufen.
Im Februar letzten Jahres kündigte das birmanische Regime an, dass es das Gesetz von 2010 über die Wehrpflicht umsetzen werde. Doch im Falle der Rohingya, denen durch ein Gesetz von 1982 die Staatsbürgerschaft entzogen wurde und die somit keinen Schutz und keine anerkannten Rechte haben, gäbe es keine Rechtsgrundlage, um ihnen die Wehrpflicht aufzuerlegen. Die NRO weisen deshalb darauf hin, dass die Rohingya staatenlos sind: Sie haben weder einen Pass noch einen Personalausweis, sie sind Binnenvertriebene und werden in Ghettos eingesperrt. Sie sind systematischer Diskriminierung, Gewalt und Vertreibung aus ihren Dörfern im Bundesstaat Rakhine ausgesetzt und wurden von der Junta stets als "illegale Einwanderer aus Bangladesch" betrachtet und definiert. Aus diesem Grund haben zwischen 2017 und 2018 mehr als eine Million Rohingya auf der Suche nach Zuflucht vor der Gewalt die Grenze überquert und sich in Flüchtlingslagern in Bangladesch niedergelassen, wo sie immer noch unter sehr schwierigen und prekären Bedingungen leben.
Die Zwangsrekrutierung von jungen Männern aus dem Volk der Rohingya findet auch während des islamischen heiligen Fastenmonats Ramadan statt. Viele junge Menschen haben versucht zu fliehen und wurden dabei zum Teil schwer verletzt. Die Rohingya - so berichten Diaspora-Organisationen - seien auch gezwungen worden, an Protestdemonstrationen teilzunehmen, die das Regime gegen die Arakan-Armee veranstaltete. Das Regime hat die Teilnahme einer Person aus jeder Familie angeordnet und den Teilnehmern Plakate ausgehändigt, um sie für die Propaganda der Junta auf den Weg zu schicken. Das Regime, so wird behauptet, "schürt so ethnische und religiöse Spannungen, um Hass und Gewalt gegen die Rohingya zu schüren".
Im Januar 2020 wies der Internationale Gerichtshof Myanmar an, "alle in seiner Macht stehenden Maßnahmen" zum Schutz der Rohingya zu ergreifen. Dieses Urteil wurde nie befolgt, und 600 000 Rohingya, die noch immer im Bundesstaat Rakhine leben, erleiden weiterhin Gewalt und Demütigung, die "zu einem langsamen Tod führen werden", wie es heißt, da ihnen "bewusst Lebensbedingungen zugemutet werden, die zum allmählichen Verschwinden des Rohingya-Volkes führen und sie der für ihr Überleben wesentlichen Ressourcen wie Nahrung, Wasser, Unterkunft, sanitäre Einrichtungen und medizinische Versorgung berauben". Hinzu kommen die strengen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit der Rohingya, die es ihnen unmöglich machen, der Zwangsrekrutierung oder anderer Gewalt zu entkommen.
Nachdem Papst Franziskus in den vergangenen Jahren mehrfach an sie erinnert hatte, rief er in der ersten Generalaudienz des Jahres 2024 am 3. Januar erneut das Drama der Rohingya-Flüchtlinge in Myanmar und Bangladesch in Erinnerung: "Und vergessen wir nicht unsere Geschwister, die Rohingya, die verfolgt werden“, so der Papst.
(PA) (Fides 5/4/2024)


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