Shanghai (Fides) - Mehr als einhundert Professoren, Forscher und Studenten aus der Volksrepublik China nahmen an einer Seminar-Konferenz über die historischen Archive von „Propaganda Fide“ teil, die von Pfarrer Flavio Belluomini, der seit zwei Jahren Archivar des Dikasteriums für Evangelisierung ist, in englischer Sprache abgehalten wurde. Die Online-Konferenz, die am Samstag, den 16. Dezember stattfand, war Teil der Initiativen, die von der Fakultät für Geschichte der „East China Normal University“ (ECNU) in Shanghai auf den Weg gebracht wurden. Professor Zhang Rui vom Fachbereich Geschichte der ECNU stellte den Referenten vor und moderierte die anschließende lebhafte Debatte.
Im Rahmen der Konferenz gab Pfarrer Belluomini mit Hilfe von mehr als 30 Slides zunächst einen kurzen Überblick über die Anfänge von „Propaganda Fide“, der 1622 „zur Verbreitung des katholischen Glaubens in der Welt“ gegründeten Kongregation. „Die Kongregation", so der Archivar des Dikasteriums für Evangelisierung, "wurde am 6. Januar gegründet, dem Tag, an dem die Kirche das Fest der Erscheinung des Herrn (Epiphanie) feiert, die "Offenbarung" Christi an die Weisen, die dem Stern am Himmel gefolgt waren und "schließlich dem Herrn begegneten". Eine symbolische Wahl des Datums, um zu unterstreichen, dass "die Aufgabe der neuen Kongregation" darin besteht, die Menschen der Welt aufzurufen, "sich Jesus Christus anzunähern" und "seine Herde zu werden".
Die Kongregation „de Propaganda Fide", betont Pfarrer Belluomini, "musste die Welt kennenlernen, um die Missionen zu leiten und die missionarische Tätigkeit zu erweitern“. Eine Kenntnis, die schon damals hauptsächlich durch das Lesen der Briefe und Berichte aus den Missionsländern möglich war.
Die Missionare schickten Briefe, Karten, Bilder und Berichte nach Rom. Sie legten der Kongregation und dem Apostolischen Stuhl auch ihre "dubia" vor, wie das Evangelium zu verkünden sei, wobei sie die verschiedenen Kontexte und Kulturen, in denen sie tätig waren, berücksichtigten. Aus diesem Grund stellt das Historische Archiv der „Propaganda Fide“ eine „Fundgrube für Informationen dar, die nicht nur die Geschichte der Kirche betreffen", sondern auch die Orte in der Welt, mit denen die Kongregation in Kontakt kam. In der Tat übermittelten die Missionare in ihren Briefen auch Informationen "über die Sitten der Orte, die Art der Schrift und der Kultur, das Klima, die Lebensmittel, die Pflanzen und die Tiere".
Pfarrer Belluomini veranschaulichte auch die Schaubilder, die einen Überblick über die im Historischen Archiv von „Propaganda Fide“ gesammelten Archivserien geben, und wies auf die Verbindungen zwischen ihnen hin.
An die Ausführungen des Archivars schloss sich eine lebhafte Debatte an, in der Fragen gestellt wurden, die sich hauptsächlich auf die bekannte Kontroverse über die chinesischen Riten konzentrierten. Einige chinesische Professoren äußerten den Wunsch, ihre Zusammenarbeit mit dem Archiv fortzusetzen und zu vertiefen, um Zugang zu historisch interessanten Materialien über China und die Mission der Kirche in China zu erhalten.
Nach Ansicht der chinesischen Akademiker kann das Material des Archivs des Dikasteriums für die Evangelisierung neue Einsichten und neue historiografische Perspektiven bieten, auch zu historischen Themen, die bisher nur durch die Archive der religiösen Orden untersucht worden sind.
(GV) (Fides 19/12/2023)