Kinshasa (Agenzia Fides) – „2023 war ein sehr intensives Jahr für die Kirche in der Demokratischen Republik Kongo", sagt der Vorsitzender der Kongolesischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Kisangan, Marcel Utembi Tapa. "Im Jahr 2023 gab es für Kirche auf nationaler Ebene in der Demokratischen Republik Kongo und als Weltkirche zwei wichtige Ereignisse: die Bischofssynode zur Synodalität und zeitgleich mit der Synode im Oktober der Ad Limina-Besuch. Wir Bischöfe der Demokratischen Republik Kongo versammelten uns zum Gebet am Petrusgrab und hatten die Gelegenheit, mit den Leitern der Dikasterien des Heiligen Stuhls zusammenzutreffen", betonte der Vorsitzende der Kongolesischen Bischofskonferenz im Interview mit Fides.
2023 war ein besonderes Jahr für die Kirche in der Demokratischen Republik Kongo mit dem Besuch des Papstes und dem Eucharistischen Kongress. Können Sie diese Ereignisse für uns beschreiben?
Auf nationaler Ebene waren die beiden wichtigsten Ereignisse der Besuch von Papst Franziskus in der DRK vom 31. Januar bis zum 3. Februar, während wir im Juni in Lubumbashi den dritten nationalen eucharistischen Kongress zum Thema "Eucharistie und Familie" feierten. Der Kongress brachte Vertreter der 48 Diözesen der Kirche als Familie Gottes in der Demokratischen Republik Kongo zusammen. Auf dem Programm standen intensive Momente des Gebets und der Katechese, die von den Bischöfen rund um das Thema Eucharistie, Quelle, Zentrum und Höhepunkt des christlichen Lebens, gestaltet wurden. Es wurde auch ein Workshop unter Beteiligung von Theologen veranstaltet, der das Interesse vieler Teilnehmer weckte. Am Ende dieser wissenschaftlichen Arbeit wurde ein Dokument über die Theologie, die Spiritualität und das Handeln der Eucharistie und der Familie erstellt. Zum Abschluss des Nationalen Eucharistischen Kongresses wandten sich die Bischöfe mit einem Hirtenbrief an die Gläubigen, in dem sie sie auffordern, den Kongress nicht als etwas Vergangenes zu betrachten, sondern als den Beginn eines Weges der Heiligung. Wir müssen uns daher all das zunutze machen, was wir während unseres Meinungs- und Erfahrungsaustauschs in Lubumbashi erfahren haben.
Auf der Synodenversammlung für Afrika, die vom 2. bis 6. März in Äthiopien stattfand, wurde bekräftigt, dass "die katholische Kirche in Afrika als eine Familie Gottes gewachsen ist". Wie erleben Sie diese Realität in der Demokratischen Republik Kongo?
Die Familie ist eine wahre Hauskirche und sollte diese Berufung voll ausleben. Den Eltern kommt eine wesentliche Rolle zu: Sie müssen ihre Kinder in das Gebet und die Sakramente einführen; sie müssen sie dazu erziehen, dem Wort Gottes den gebührenden Platz einzuräumen, das unseren Glauben nährt und unsere Herzen auf den Empfang der Eucharistie vorbereitet.
Leider befindet sich die Familie in einer Zeit der Turbulenzen und Krisen: Scheidungen, eine gewisse Abneigung gegen das Sakrament der Ehe und Trennung der Eltern führen oft dazu, dass die Kinder ihrem traurigen Schicksal als Straßenkinder überlassen werden.
Auf der anderen Seite bietet die Welt des Internets den Kindern Werte und Bezüge, die die elterliche Autorität in Frage stellen. Dieses liturgische, spirituelle, pastorale und wissenschaftliche Treffen sollte unserem Verständnis nach, deshalb gleichzeitig dazu dienen, die Dinge neu zu strukturieren, zum gesunden Menschenverstand zurückzukehren und die Familie von Christus her neu zu bewerten.
Sie haben die Straßenkinder erwähnt. Was können Sie uns über diese traurige Realität sagen?
Wir haben das Phänomen, dass Kinder, die Opfer einer "Zerrüttung von Familien" sind, leider oft auf der Straße landen. Einige Eltern, die wir als "unverantwortlich" bezeichnen können, lassen ihre Kinder im Stich. Dies ist leider kein ungewöhnliches Phänomen, das vor allem im städtischen Umfeld zu beobachten ist. Neben der Verantwortungslosigkeit der Eltern ist diese traurige Realität aber auch auf die weit verbreitete Armut zurückzuführen. Es gibt Eltern, die nicht nur nicht über die Mittel verfügen, um die Bedürfnisse ihrer Kinder zu befriedigen, sondern auch um sich selbst zu ernähren. Hinzu kommen die Konflikte, die unser Land, vor allem im Osten, heimsuchen und das Familiengefüge der lokalen Bevölkerung destabilisieren. Infolge dieser Konflikte haben viele Kinder beide Elternteile verloren, haben niemanden, der ihnen beisteht, und finden sich plötzlich auf der Straße wieder. Und schließlich gibt es einen Aberglauben, insbesondere gegenüber Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensstörungen oder psychischen Problemen. Wenn ihre Eltern nicht in der Lage sind, diese Probleme zu verstehen, schreiben sie sie der Hexerei zu, die Kinder werden "Hexenkinder" genannt. Ihr Schicksal ist es, aus dem Haus geworfen zu werden. Dieses Phänomen ist eine große Herausforderung für die Familie der Kirche Gottes in der Demokratischen Republik Kongo. Als Seelsorger dürfen wir nicht gleichgültig und unempfindlich gegenüber dem Leiden dieser Kinder bleiben. Wir veranstalten oft Katechesen, um diese Art des Handelns anzuprangern und den Eltern zu sagen, dass sie für ihre Kinder verantwortlich sind.
Was tut die Kirche für diese Kinder?
Es gibt Initiativen einzelner Diözesen und Pfarreien, die sich um verlassene Kinder kümmern. Die Ordensgemeinschaften engagieren sich sehr stark in dieser Art von Pastoral und Apostolat, indem sie Zentren für die Rehabilitation verlassener Kinder einrichten. In mehreren Diözesen haben wir auch Waisenhäuser eingerichtet. In der mir anvertrauten Erzdiözese Kisangani zum Beispiel gibt es eine Initiative der Priester vom Heiligsten Herzen Jesu (Dehonianer), die unsere Region evangelisiert haben. Die Dehonianer haben eine Reihe von Aufnahmezentren für Straßenkinder eingerichtet. Das Zentrum „Bakhita“ kümmert sich um verlassene Mädchen und junge Frauen und bietet ihnen eine Ausbildung und Erziehung, um ihre Integration in die Gesellschaft zu erleichtern; das Zentrum „San Lorenzo“ nimmt Jungen und männliche Jugendliche auf und schließlich gibt es ein Zentrum für die Kleinsten.
Es gibt auch eine Reihe von Frauenorden, die sich um verlassene Kinder und Jugendliche kümmern, wie z. B. die Ursulinen, die ein Waisenhaus betreiben, in dem von ihren Eltern verlassene Kinder aufgenommen werden. Ähnliche Initiativen gibt es natürlich auch in vielen anderen kongolesischen Diözesen.
(L.M.) (Fides 24/11/2023)
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