Vatikanstadt (Fidesdienst) - „Suche, oh Mensch, den Plan Gottes zu verstehen und erkenne, dass es ein Plan der Weisheit und der Barmherzigkeit ist. Da er den ganzen Boden mit dem himmlischen Tau benetzen wollte, hat er zuerst das Wolle benetzt: da er das ganze Menschengeschlecht erlösen wollte, hat er in Maria den ganzen Preis des Loskaufs hinterlassen … Versuchen wir also besser zu verstehen, mit wie viel demütiger Zuneigung Gott will, dass wir Maria verehren … Verehren wir Mira also mit allen Fasern unseres Herzens, mit aller Liebe und allen Wünschen unserer Seele, denn dies ist der Wille dessen, der wollte, dass alles durch Maria kommen sollte. Ja, gewiss es ist sein Wille, doch es ist auch unsere Interesse“. Der große heilige Bernard von Claireveaux, ein Dichter der Größe und der Schönheit der universalen Berufung der Jungfrau Maria, hat uns auch in diesem soeben zitierten Ausschnitt eine eindeutige Aussage über die Bedeutung der Marienverehrung im Leben jedes Menschen, der sich dem Plan der göttlichen Liebe öffnet, aufgezeigt.
Die Marienverehrung ist in der Tat keine Erfindung der Kirche, sondern sie gehört zum Herzen der Offenbarung, die uns vom Herrn Christus anvertraut wurde, der indem er Maria als seine Mutter auswählte auch wollte, dass sie unsres Mutter sein sollte: „Siehe, deine Mutter“ (Joh 19,27). Dabei handelt es sich gewiss nicht um eine auferlegte Mutterschaft, sondern vielmehr um ein Geschenk, dass Er uns macht. Deshalb fordert der heilige Bernard uns auf, „Suche, besser zu verstehen …“, was dieser himmlische Wille bedeutet: dass Maria so sehr geliebt werden soll! Nicht zufällig hat der große Marienverehrer uns an die evangelische Wahrheit dieser Worte erinnert: „Gott wollte das Menschengeschlecht erlösen und hat in Maria den Preis des Loskaufs hinterlassen“.
Diese elementare und grundlegende Wahrheit mache es einfacher eine wahre Kindschaftsbeziehung zur Jungfrau Maria anzunehmen und tiefer zu erfahren, die auf vielfältige Waise zum Ausdruck kommen kann, aber am besten umgesetzt wird, wenn wir versuchen ihre Tugenden nachzuahmen. Wenn wir von der Jungfrau Maria die Gottesverehrung, die Fürsprache, die demütige Annahme des göttlichen Willens, das Schwiegen voller Güte, die Barmherzigkeit für die Welt, den zärtlichen und aufmerksamen Blick auf jedes menschliche Elend nachahmen …
Die Nachahmung der Gottesmutter ist eine Schule für das ganze Leben und die Kirche, und allen voran ihrer Heiligen, empfehlen sie uns wärmstens, weil keiner mehr als sie den Herrn gepriesen hat, keiner mehr als sie Ihn angenommen und der Welt geschenkt hat. Wie könnten wir wirklich „beten im Geist und in der Wahrheit“ (vgl. Joh 4,23), wenn wir uns nicht in diese Schule begeben?
Ein weiterer Verehrer Mariens und Kenner ihrer Tugenden, der heilige Ambrosius sagte es so: „…die Seele Mariens soll in jedem wohnen, um den Herrn zu preisen: der Geist Mariens wohne in jedem, um sich an Gott zu freuen“. Wenn wir an die Jungfrau Maria denken, wenn wir um ihre Fürsprache bitten, wenn wir den Rosenkranz beten, wenn wir über sie sprechen oder uns ihr weihen, dringen wir in ihr Herz ein, in ihre Seele und wir atmen ihren Geist, der uns erhebt und uns Frieden schenkt, wie nur diese Mutter es tun kann, damit die Gnade ihres Sohnes Jesus in uns den geringsten Widerstand finden möge.
Wie wahr ist es, dass die authentische Marienverehrung, uns immer und überall, Jesus leichter finden lässt! Mit der Gegenwart Mariens in unserem Leben erneuert sich immer wieder das Wunder von Kana: der beste Wein wird ausgeschenkt, weil sie, indem sie die menschliche Not sah, ihren Sohn darum bat (vgl. Joh 2, 1-11). Dabei ging es nicht einfach um die Bitte irgendeines Menschen, es war nicht einer der Apostel, die ebenfalls anwesend waren, der danach fragte, oder einer der Gäste; es war eine Bitte, mit der sich die Mutter selbst an Christus gewandt hatte. Dies hat alle verändert! Denn der Sohn wollte, dass es so sein sollte, dass dieses Wunder, so wie viele andere im Laufe der Jahrhunderte, auf den Wunsch der Mutter geschehen sollte: von ihr erwirkt wurde. Es ist also nicht übertrieben und überholt, wenn wir sagen „ad Jesum per Mariam“. Es ist stets aktuell und sollte immer wieder auch in unsren Tagen wiederholt und gelebt werden; und warum nicht, auch wenn wir den Tag beginnen oder beenden! (Fidesdienst, 26/06/2006 - 51 Zeilen, 705 Worte)