AFRIKA/NIGER - Putschisten regieren in Niamey: Arme Bevölkerungsteile leiden unter Sanktionen

Freitag, 8 September 2023

Niamey (Fides) - "Vom 26. Juli bis heute, den Anfang September, ist hier in Niger ein unangekündigter und doch klar definierter Regimewechsel in Kraft", berichtet Pater Mauro Armanino, Missionar der Gesellschaft der Afrikamissionen (SMA) in Niamey, gegenüber Fides: "Der Schein trügt, das Leben scheint wie immer zu verlaufen und zumindest in der Stadt gibt es die Gewohnheit, dank eines alten, seit der Kindheit erlernten Kunst zu leben. Es ist die subtile Kunst des täglichen Überlebens, bei der man aus dem Nichts alles herausholt, was man braucht, um den nächsten Tag zu überstehen."
"Die wirtschaftlichen und sozialen Sanktionen, die von einigen Nachbarländern Nigers, vor allem von den Ländern mit Meereszugang, beschlossen und überstürzt verhängt wurden, fügen dem ohnehin schon schrecklichen Alltag der armen Bevölkerung zusätzliches Leid zu (vgl. Fides 25/8/2023). „‘Wir leiden darunter‘, sagte mir ein Handwerker, dessen Arbeit wegen der durch den oben erwähnten Militärputsch entstandenen Situation plötzlich für einen Monat eingestellt wurde“, so der Missionar weiter, „‘Es gibt kein Geld für Lebensmittel‘, fügt er hinzu, und so verschwindet man bis zum Abend, um seine Kinder und Enkelkinder nicht hungern zu sehen. 'Bis wann geht das so?', fragt derselbe Handwerker, der, bevor er sich verabschiedet, darum bittet, dass auch in den Kirchen dafür gebetet wird, dass die Dinge 'so schnell wie möglich in Ordnung gebracht werden'."
„Es gibt etwas Außergewöhnliches im Land", fügt Pater Mauro hinzu, "das bei genauer Betrachtung Bewunderung und Erstaunen hervorruft. Es ist der tägliche Widerstand der 'Kleinen', die vor allem im Stillen eine echte soziale Revolution vollziehen. Sie zahlen einen sehr hohen Preis für die Veränderung, die der Geschichte Nigers durch den teilweise unerwarteten Staatsstreich von Ende Juli eingeprägt wurde (vgl. Fides 27/7/2023). Das Leiden in der Stille macht normalerweise keine Schlagzeilen, und doch ist es eine der Säulen, auf denen der gegenwärtige politische Übergang ruht. Ein Schweigen, das diejenigen in Frage stellen sollte, die freiwillig oder gezwungenermaßen ein Ausnahmeregime in und um das Land errichtet haben. Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Volk, ja 'das Volk', ohne Skrupel bestraft wird, nämlich die Kleinen und Schwachen, die Armen und vor allem die Jungen".
"Niemand sollte es wagen, die Zukunft der Menschen zu konfiszieren, denn sie ist, da sie mit Träumen, Hoffnungen und Idealen verwoben ist, etwas Heiliges“, so Pater Armanino. „Das Verb ‚leben‘ darf nicht seiner Zukunftsform beraubt werden, denn eine würdige Zukunft, sollte die Daseinsberechtigung jeder authentischen Politik sein. An dieser Frucht wird man den Baum erkennen, den das neue Regime im Lande pflanzen will…. Dies wird der Name sein, den man dem Übergang geben muss, der in eine Nationale Konferenz münden muss, die allen offen steht, um der Politik ein neues Gesicht zu geben. Das Leiden der Armen aufzugreifen, um die politische Sprache des Landes zu verändern, wird die Grundlage der neuen Verfassung der Republik sein, die sich auf das Schweigen gründet."
(MA) (Fides 8/9/2023)


Teilen: