VATIKAN - In Kumasi in Ghana fand der erste regionale Kongress für die Förderung der Liturgie in Afrika und Madagaskar statt, der von der Kongregation für die Gottesdienste und die Sakramentenordnung in Zusammenarbeit mit der einheimischen Bischofskonferenz veranstaltet wurde. Im Gespräch mit dem Fidesdienst sagt Erzbischof Albert Malcolm Ranjith: „Dieser Kongress war ein Segen des Herrn, denn e ist gelungen die Liturgiebeauftragen des Kontinents zu mehr Engagement für die Entwicklung des Sinns für die Liturgie in der Kirche des Kontinents anzuregen“

Freitag, 21 Juli 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Zum Abschluss des „Kongresses für die Förderung der Liturgie in Afrika und Madagaskar“ der Anfang dieses Monats (5. bis 9. Juli) in Ghana stattfand, sprachen wir mit Erzbischof Albert Malcolm Ranjith, Sekretär der Kongregation für die Gottesdienste und die Sakramentenordnung, die die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der einheimischen Bischofskonferenz organisierte.
Die Bedeutung der Initiative unterstrich auch eine Botschaft, in der sich Papst Benedikt XVI. an die Teilnehmer wandte und dabei das liturgische Wiedererwachen des Kontinents und die große Spiritualität der afrikanischen Bevölkerung als Zeichen der Hoffnung für den Kontinent bezeichneten. Wie Erzbischof Ranjith erklärte „gehörte es zu den Hauptzielen des Kongresses, den afrikanischen Bischöfen neuen Denkanstöße zu vermitteln und dafür zu sorgen, dass die Liturgie als Instrument der Anregung zum Glauben und zum christlichen Zeugnis noch wirksamer werden möge.“
An dem Kongress nahmen 100 Delegierte, Bischöfe, Mitglieder der zuständigen Kommissionen der Bischofskonferenzen und Experten für Fragen der Liturgie aus allen Teilen der Region südlich der Sahara und aus Madagaskar teil (vgl. Fidesdienst vom 4. Juli 2006). Außerdem fanden Begegnungen mit dem König des antiken Reiches des Ashanti-Volkes in Ghana und mit Vertretern der Regierung statt.
Ein bedeutendes Element des Kongresses für die Förderung der Liturgie war auch die Tatsache, dass das Ereignis nicht in Rom, sondern erstmals auf dem afrikanischen Kontinent stattfand.
Einige Themen des Liturgie-Kongresses sind Gegenstand des nachfolgenden Interviews. In den kommenden Tagen werden wir das von den Teilnehmern verabschiedete Schlussdokument veröffentlichen.

Exzellenz, dies ist nicht der Erste Kongress zur Förderung der Liturgie, hier in Rom fanden bereits mehrere solcher Kongresses statt. Ist dieser Beschluss, den Kongress auf regionaler Ebene zu veranstalten, die Teilnehmer nicht mehr nach Rom zu bestellen und insbesondere die Tatsache, dass mit Afrika zu beginnen eine Innovation, ein vielsagendes Zeichen für die Debatte und dafür dass der Liturgie immer mehr Augenmerk geschenkt wird?
Ja, dies ist das erste Mal, dass wir ein regionales Treffen veranstalteten. In der Vergangenheit kamen alle hier nach Rom, wohin die Vertreter aus den Ortskirchen eingeladen waren. Diesmal haben wir beschlossen, den Kongress vor Ort zu veranstalten und ihn in jenem Kontinent zu veranstalten, der Gegenstand des Kongresses war, und dies geschah mit dem soeben zu Ende gegangenen Kongress in Kumasi. Wir haben damit die Gelegenheit geschaffen, auch die afrikanische Stimme aus nächster Nähe zu hören und an der einheimischen Liturgie teilzunehmen. Letzteres wäre nicht möglich gewesen, wenn das Treffen in Rom stattgefunden hätte.
Die liturgischen Feiern vor Ort waren für uns Gelegenheit, die Vielfalt der durch den Prozess der liturgischen Inkulturation eingeführten Praktiken kennen zu lernen. Wir konnten so den Bischöfen auf ganz gelassene und respektvolle Weise deutlich machen, was uns nicht angemessen schien, was gut und was weniger gut war. Alles geschah auf einfache und respektvolle Weise und die Bischöfe selbst waren gerne breit sich mit den Fragen auseinanderzusetzen und einige Aspekte der Liturgie zu vertiefen. Es gab absolut keine Probleme, im Gegenteil, es war eine wichtige Gelegenheit für uns, einen Dialog mit den Verantwortlichen auf verschiedenen Ebenen auf den Weg zu bringen. Einige Bischöfe wunderten sich sogar, als wir gewisse Aspekte der Liturgie ansprachen, die sie ganz offensichtlich noch nicht in Betracht gezogen hatten.

Exzellenz, dann wurde also auch bei diesem Beisammensein, bei diesem Treffen vor Ort zu sehr delikaten Themen die Bedeutung der Ausbildung deutlich …
Vor wir uns mit der Frage der Ausbildung und damit mit einem Weg zu einem vollständigeren Verständnis des liturgischen Sinns befassen, der nicht nur eine Liste von Themen ist, sondern nützliche pastorale Früchte für die Kirche trägt, würde ich gerne betonten, wie wichtig dieses Treffen war, damit alle zutiefst geistlichen Aspekte der Liturgie besser verständlich gemacht werden konnten: die Transzendenz, der Sinn für das Sakrale und das Geheimnis, die tiefe innere Teilnahme, usw..
Wir konnten den Bischöfen und Vertretern der zuständigen bischöflichen Kommissionen gehör schenken, was ein für die Kirche so zentrales Thema wie die Liturgie anbelangt. Wir haben ihre Freude und ihre Erfolge aber auch ihre Ängste und Schwierigkeiten zur Kenntnis genommen. Es war wirklich ein Moment des fruchtbaren Dialogs zwischen der Weltkirche und der Kirche des Kontinents, ein Ideenaustausch, ein Dialog, der aus der Präsentation der Themen entstand, die von Experten aus Rom und Afrika vorgeschlagen worden waren.
Hier wurde eine allgemeine Debatte eröffnet, bei der auch die Ergebnisse der Arbeit der Studiengruppen eingebracht wurden. Ein reeller brüderlicher Wissensaustausch. Wir haben die theologische Bedeutung der Messe erläutert und sie ihre Zweifel und Erwartungen. Sie betonten vor allem, dass eine wahre Inkulturation ihre Völker stets zu einer spirituellen und moralischen Bereicherung führe. Auf diese Weise konnten wir direkt aus ihrem Munde erfahren, was sie denken und was sie brauchen. Auf diese Weise war es ganz klar, dass die Inkulturation und die Probleme, die daraus entstehen, im Mittelpunkt standen. Doch die afrikanischen Bischöfe wiesen auch auf die Bedeutung einer korrekten Ausrichtung dieser Inkulturation hin.

Beziehen Sie sich dabei auf das Schlussdokument zum Kongress, das wir auch als Fidesdienst veröffentlichen werden?
Ja! Es steht alles ganz genau in dem Dokument, das wir bald in englisch und in verschiednen anderen Sprachen veröffentlichen werden. Ein Dokument, das nicht nur viele Vorschläge sammelt, die aus dem Kongress hervorgingen, hat einen ganz besonderen Wert, weil es das Ergebnis des Treffens und des Austausches ist, die zwischen den Bischöfen und unserer Kongregation stattgefunden hat.

Exzellenz, kehren wir zum Thema Inkulturation und damit auch zur Übersetzung der Texte zurück…
Die Frage der Übersetzung der liturgischen Bücher in die einheimischen Sprachen erfordert große Sorgfalt. Man braucht nur daran zu denken, dass der Heilige Stuhl alle diese Übersetzungen zur "recognitio" einsehen muss. Die Schwierigkeiten treten dabei nicht nur bei der Hermeneutik oder bei philologischen Fragen auf, sondern auch auf technischer Ebene. Es sind gut ausgebildete und fähige Mitarbeiter erforderlich.
Hier gewinnt die Frage der liturgischen Ausbildung und des entsprechenden Engagements insbesondere an den Priesterseminaren an Bedeutung. Die Priesterseminare sollten die zukünftigen Priester dabei unterstützen, einen liturgischen Wissensstand zu erlangen, der sie dazu befähigt und anregt, nicht nur den technischen Umgang mit den Texten zu pflegen, sondern vor allem auch einen Sinn für den Glauben und die liturgische Spiritualität in ihrem Amt zu entwickeln. Neben technischem Wissen und Fähigkeiten muss die Beziehung zwischen dem was wir glauben und leben und dem was wir zelebrieren besonders hervorgehoben werden. Interessant ist dabei die Tatsache, dass die Kongressteilnehmer auch auf die Notwendigkeit der Einführung von Kursen für Latein und Griechisch an den Priesterseminaren in Afrika hinwiesen.

Es geht also um die Frage der Ausbildung. Und wenn wir über dieses Thema sprechen, geht es dabei auch um die Rolle unserer Päpstlichen Universitäten hier in Rom …
Verschiedene Universitäten in Rom und auch außerhalb Roms bieten Kurse für die spezifische liturgische Ausbildung an. Dies geschieht zunehmend auch auf lokaler Ebene. Oft handelt es sich dabei aber um eine eher analytische Ausbildung. Denn es handelt sich ja um Universitäten und nicht um Pfarreien. Deshalb sollte eine solche Ausbildung auch technisch perfekt sein.
Wer nach Rom kommt um Liturgie zu studieren muss sich mit den Quellen auseinandersetzen, die Geschichte kennen, und erhält eine Ausbildung, die die Studierenden zu Experten in ihrem Fach macht. Der Studientitel, den er erhält, erlaubt es ihm, bei seiner Rückkehr nach Afrika, dort als Professor für Liturgie oder als Experte in diesem Fach tätig zu sein. Dies ist notwendig und sollte ermutigt werden.
Gleichsam muss aber auch gesagt werden, dass ein Professor die Liturgie an den Seminaren und Bildungsinstituten in Afrika nicht so präsentieren kann, wie er sie in Rom studiert hat. Er wird sie in pastorales Wissen verwandeln müssen, die seinen Schülern dabei hilft in ihrem Leben als Christ und Priester zu wachsen. Er wird die liturgische Ausbildung der Seminaristen unter pastoralen Gesichtspunkten vornehmen müssen.
Damit möchte ich nicht sagen, dass man kein Wissen über die Geschichte der Liturgie, die verschiedenen Aspekte der heiligen Messe und ihren Ursprung braucht. Dabei handelt es sich um historische Kenntnisse, die man besitzen sollte, doch der Professor, der Liturgie lehrt, muss sie seinen Studenten auf eine Weise präsentieren, die in ihnen einen wahren „sensus liturgicus“ entstehen lässt, mit dem er sie anstecken und begeistern sollte.
In Afrika, wie überall auf der Welt, sollte die Liturgie unter den Menschen vor allem einen tiefen Glauben anregen. Wenn die liturgisch-technischen Aspekte der Liturgie sich nicht in eine Begegnung mit Gott verwandeln, dann läuft man Gefahr, dass es sich nur um etwas Formelles handelt.

Wir sollten also die liturgische Ausbildung neu überdenken, vor allem in ihrer Dimension der Verkündigung, in einer pastoralen Dimension …
Eine Liturgie, die pastorale Aspekte nicht berücksichtigt, kann dem Glauben der Menschen Schaden zufügen! Die größte Schwierigkeit dabei ist, wie man eine Ausbildung vermitteln kann, die eine unter technischen Aspekten vollständigen liturgischen Sinn weckt, gleichsam aber auch unter pastoralen Aspekten wirksam ist und den Glauben der Teilnehmer anregt und sie zu einer Begegnung mit Gott führt. Die Gläubigen merken sofort, wenn der Priester auf persönliche und innige Weise zelebriert, und das was er tut von ganzem Herzen macht oder ob es nur um eine Formalität mit wenig eigenem Interesse geht. Und sie freuen sich immer, wenn sie auf einen Priester stoßen, der ganz vom Zelebrieren vereinnahmt wird. Si möchten bei liturgischen feiern die spirituelle Seite erfahren und sich vom Glauben und von der Anregung zu einem wahrhaft heroischen Glaubensleben bereichert fühlen. Deshalb ist eine angemessene Ausbildung notwendig, die eine Einstellung des tiefen Glaubens und der intensiven Spiritualität bei den Priestern fördert. Nur auf diese Weise werden auch die Gläubigen inspiriert sein.

Können Sie ein konkretes Beispiel machen, denn wenn es um die Ausbildung geht, werden nicht immer die Dinge gelehrt, die man sagt……
Bei der Heiligen Messe gibt es zum Beispiel Worte für die Weihe des Brotes und des Weins, es sind Worte, die eine lange Tradition haben. Es sind die Worte Jesu. Der Weg dieser Worte in der Geschichte, das Benutzen dieser Worte in der Kirche sollten sorgfältig gelernt werden. Doch wenn ein Pfarrer oder ein Professor am Seminar die Messe Feiert, dann muss er seine ganze Aufmerksamkeit und die der Gläubigen, die an dem Gottesdienst teilnehmen, auf diese Handlung der Weihe richten, die Jesus selbst aussprach und die in der Kirche über die Jahrhunderte hinweg gesprochen wurden, die das Brot und den Wein in den Leib und das Blut Christi verwandeln und dabei jedes Mal die heilbringende Tat des Kalvarienbergs am Altar vollbringt. Nur der Priester ist berufen, diese erhabene Handlung zu vollbringen. Und mit wie viel Glauben, Bescheidenheit und Eifer sollten wir Priester diese einzigartige Handlung „in persona Christi capitis“ vollbringen, mit wie viel Freude!
Deshalb sollte ein Priester dies nicht nur unter dem rein formellen Gesichtspunkt oder als Gewohnheit betrachten, sondern mit einer zutiefst transzendenten und spirituellen Vision. Denn im Moment der Wandlung schenkt Jesus sich uns. Wenn dies nicht so betrachtet wird, dann wird dem Glauben der Menschen Schaden zugefügt und man verfällt der Oberflächlichkeit und der Formalität.
Aus diesem Grund muss man auf die übernatürlichen Aspekte der liturgischen Feiern besonders Wert legen und wo dies möglich ist auch Elemente der einheimischen Kultur nutzen, wenn es um den transzendenten Sinn der Feier geht. Und genau dieser Sinn stand beim Kongress in Kumasi im Mittelpunkt. (Fidesdienst, 21/07/2006 - 196 Zeilen, 1.917 Worte)


Teilen: