AFRIKA/KAMERUN - Bischof von Bafoussa warnt vor Stammesdenken in christlichen Gemeinden

Montag, 5 Juni 2023 tribalismus   ortskirchen  

Yaoundé (Fides) - "Wir befinden uns als Kirche in einem Modus des Identitätsverlusts als Christen", so Bischof Lontsi Keune von Bafoussa im Westen Kameruns. In diesem Zusammenhang beklagt er, dass das Stammesdenken auch die katholische Kirche betreffe, so dass "wir uns immer noch fragen, aus welcher Region ein Priester kommt".
"Mein Mitbruder sollte aber vor allem ein Geschöpf wie ich sein, denn jeder Mensch ist heilig", so der Bischof Keune in seiner Predigt zum Pfingstfest.
"Papst Franziskus hat den Weg geebnet. Er nannte seine Enzyklika ‚Fratelli tutti‘. Und das fängt in unseren Kirchen an. Glauben Sie, dass wir in unseren Pfarreien so gefestigt sind? In unseren christlichen Gemeinschaften? Wir sind schlimmer als die Heiden", beklagte er.
Der vom Bischof in seiner Predigt aufgezeigte Weg besteht deshalb darin, sich demütig und bewusst in den Dienst aller zu stellen: "Die Dinge werden sich an dem Tag ändern, an dem wir, wer auch immer wir sind, versuchen, einander Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn wir ein Amt bekleiden, müssen wir wissen, dass wir im Dienst aller Kameruner stehen. Wenn wir Priester in einer Pfarrei sind, sollen unsere Türen für alle Christen, ob jung oder alt, offen sein".
Das von Bischof Keune geschilderte Problem wird durch die Verbreitung ethnisch und stammesbezogener Hassreden in den sozialen Medien noch verschärft, so dass auch die kamerunischen Behörden bereits beschlossen haben, entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. "Jeder, der sich der Aufstachelung zum Hass schuldig macht, sowie alle Medien, die ihre Plattform zur Förderung von Fremdenfeindlichkeit nutzen, werden gemäß den Gesetzen der Republik streng bestraft“, erklärte dazu der kamerunische Minister für Territorialverwaltung, Paul Atangaji, vor zehn Tagen und betonte: „Das Gleiche gilt für diejenigen, die soziale Medien nutzen, um Hass, Gewalt und Stammesdenken zu verbreiten".
Nicht zuletzt trägt auch der Konflikt in den anglophonen Regionen des Landes zur Verbreitung von Diskursen über den Rückzug in die eigene ethnische und stammesbezogene Identität bei und schürt damit das Klima des Misstrauens und der Angst vor Menschen außerhalb der eigenen Gemeinschaft.
(L.M.) (Fides 5/6/2023)


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