Johannesburg (Fides) - In Südafrika leben nach jüngsten UNICEF-Zahlen mehr als 642.000 Kinder als Migranten oder Vertriebe. Diese Zahl umfasst Flüchtlinge, Asylbewerber, Opfer von Menschenhandel oder Schmuggel sowie unbegleitete und von ihren Familien getrennte Migrantenkinder.
Darunter befinden sich auch zahlreiche staatenlose Minderjährige, die somit keinerlei Schutz durch einen Staat genießen. Das Thema wurde kürzlich von der Arbeitsgruppe für Migration und Menschenhandel der Kommission für Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM) behandelt. In seiner Rede auf der Konferenz wies Erzbischof Buti Joseph Tlhagale von Johannesburg, darauf hin, dass "die anhaltenden Konflikte in den afrikanischen Ländern die Ursache für die Anwesenheit so vieler staatenloser Kinder sind".
Der Erzbischof von Johannesburg wies auf den Menschenhandel und die erzwungene Migration aufgrund des Klimawandels als weitere Faktoren hin, die zum Anstieg der Zahl staatenloser Kinder in Afrika beitragen. "Der Klimawandel zwingt Familien oft dazu, auf der Suche nach besseren Möglichkeiten umzuziehen, wodurch eine große Zahl staatenloser Menschen entsteht", sagte er.
Bischof Tlhagale wies darauf hin, dass "in einigen Fällen die Opfer des Kinderhandels staatenlos bleiben und ohne gültige Papiere erwachsen werden". Dieser Zustand werde später an deren Kinder weitergegeben, weshalb auch die Zahl der Staatenlosen im Geburtsland zunimmt. Dies sei darauf zurückzuführen, dass afrikanische Regierungen es oft versäumen, "Kinder bei der Geburt zu registrieren; der Staat hat es nicht als seine Pflicht angesehen, dafür zu sorgen, dass Kinder registriert werden, sobald sie auf der Welt sind“. „Die Geburt von Kindern wird nicht immer registriert, weil die Menschen die Verfahren zur Registrierung von Kindern nicht kennen, insbesondere in ländlichen Gebieten. Und vor allem, weil die Regierung keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat, um sicherzustellen, dass Kinder registriert werden, wenn sie auf die Welt kommen", betonte er.
Die südafrikanischen Staatsbürgerschaftsgesetze weisen Lücken auf, die Kindern, die im Hoheitsgebiet eines Staates ausgesetzt werden, keinen Schutz bieten. Die meisten Gesetze in der Region, darunter auch das südafrikanische, garantieren diesen Kindern nicht das Recht auf eine Staatsangehörigkeit und setzen sie damit einem Leben in Bedrängnis und Ausgrenzung aus.
Bischof Tlhagale ist ein Unterstützer der Kampagne #IBelong. Die im November 2014 vom UNHCR ins Leben gerufene #IBelong-Kampagne zielt darauf ab, die Staatenlosigkeit innerhalb von zehn Jahren zu beenden, indem staatenlose Personen identifiziert und geschützt werden, bestehende Fälle von Staatenlosigkeit gelöst werden und das Auftreten neuer Fälle verhindert wird.
Abschließend erinnert Erzbischof Tlhagale an die wichtige Arbeit zur Unterstützung von Flüchtlingen und Migranten, die in Südafrika von einigen Ordensgemeinschaften geleistet wird. Insbesondere die Scalabrini Missionsschwestern und die Schwestern von der Nächstenliebe von Mutter Theresa nehmen sich staatenloser Kinder und Jugendlicher an.
(L.M.) (Fides 8/5/2023)