Hongkong (Fides) - Die Liebe zum eigenen Land sei „Teil der Lehre der katholischen Kirche", und in der gegenwärtigen Situation, sollten Katholiken in China und Hongkong beten, dass der Heilige Geist "uns lehrt, unser Land und unsere Kirche gleichzeitig zu lieben", so Bischof Stephen Chow Sau-yan (SJ) von Hongkong in einem Artikel, der Bistumszeitung “The Sunday Examiner“ über seinen jüngsten Besuchs in der Diözese Peking (siehe Fides 17/4/2023). "Meine Reise nach Peking hat mich gelehrt, das Personal von Kirche und Regierung im Lichte einer gemeinsamen Menschlichkeit zu schätzen, die nach Zielen strebt, die ein größeres Verständnis und eine bessere Zusammenarbeit fördern".
Damit erneuert Bischof Chow die Aufforderung, die er während der Messe an seinem letzten Tag in Peking ausgesprochen hat. "Beten wir", hatte der Bischof zu den Anwesenden gesagt, "dass der Heilige Geist uns führt, damit wir lernen, unser Land und unsere Kirche gleichzeitig zu lieben". Seine Worte waren unterdessen in den sozialen Netzwerken kontrovers diskutiert worden.
Der Bischof schickte seinen Ausführungen eine soziologischen Prämissen voraus: "Es ist wahr", schreibt Stephen Chow, "dass 'unser Land lieben' eine grundlegende Forderung ist, die von der chinesischen Regierung und der Regierung von Hongkong ausgesprochen wird. Wie viele von uns bin auch ich im kolonialen Hongkong aufgewachsen, wo Nationalgefühl und Identität kaum Teil unseres Bewusstseins waren. Daher war die Liebe zu unserem Land sozusagen nicht in unsere Chromosomen eingeschrieben". Mehr noch: "Was viele von uns in den letzten zehn Jahren unter soziologischen Gesichtspunkten erlebt haben, hat den Übergang noch schwieriger gemacht. Ich denke, unsere Regierungen, die chinesische Regierung und die Regierung von Hongkong, sollten sich dessen bewusst sein“. Wir brauchen wirklich den Heiligen Geist, der uns lehrt, unser Land und unsere Kirche gleichzeitig zu lieben“, so der Bischof.
In diesem Zusammenhang zitiert der Bischof die Worte Jesu aus dem Markusevangelium ("Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist", Mk 12,17) und den gesamten Paragraphen 2239 des Katechismus der Katholischen Kirche, in dem die "Pflicht" der Bürger definiert wird, "im Geiste der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Solidarität und der Freiheit an den zivilen Kräften zum Wohl der Gesellschaft mitzuwirken". „Liebe und Dienst am Vaterland", so der Katechismus, "ergeben sich aus der Pflicht zur Dankbarkeit und dem Gebot der Nächstenliebe. Die Unterordnung unter die rechtmäßige Obrigkeit und der Dienst am Gemeinwohl verlangen von den Bürgern, dass sie ihre Aufgabe im Leben der politischen Gemeinschaft erfüllen".
Bischof Chow wies darauf hin, dass der größte Reichtum eines Landes "zweifellos sein Volk" sei. Sein Land zu lieben, bedeute daher, „diejenigen zu lieben, die in diesem Land leben, insbesondere seine Bürger und Einwohner". Der größte Reichtum der Kirche hingegen sei „das Volk Gottes". Wenn man also nicht abstrakt bleiben wolle, sollte man erkennen, dass "unser Land zu lieben bedeutet, dass die Würde der Menschen an erster Stelle stehen sollte. Ich glaube, dass jede verantwortungsbewusste Regierung dieselbe Mission im Auge haben sollte, auch wenn die vorgeschriebenen Ansätze aufgrund verschiedener äußerer Faktoren variieren können". Die Menschen - so Bischof Chow weiter - können ein "gutes" Leben führen, "wenn ihre Regierung sich an ihren Auftrag hält. Das Gegenteil ist ebenfalls der Fall. Es ist daher wünschenswert, dass es eine Offenheit für den Dialog zwischen der Regierung und der Kirche gibt. Zum Wohle des Landes sollten wir der Regierung helfen, sich zu verbessern".
Ausgehend von seiner langjährigen Erfahrung fügt Bischof Chow im Hinblick den laufenden Dialog zwischen der chinesischen Regierung und der katholischen Kirche hinzu: "Dialog setzt Respekt, Empathie und gegenseitiges Verständnis voraus. Wenn diese Form der Kommunikation vorhanden ist, kann kritisches, aber konstruktives 'Feedback' besser aufgenommen und berücksichtigt werden. Meiner Erfahrung als Pädagoge und Psychologe zufolge ist es sicherlich hilfreicher, positiv und wertschätzend gegenüber denjenigen zu sein, die wünschenswerte Veränderungen für sich selbst oder andere herbeiführen können, als negativ kritisch und präventiv feindselig zu sein". Der Umgang mit einem System oder einer Ideologie könne sicherlich Probleme und Komplikationen mit sich bringen. Aber "die Menschlichkeit", so betont der Bischof, "hat ihre positive, hellere und liebevollere Seite, die das System ausgleichen oder sogar verbessern kann“. „Meine Reise nach Peking hat mich gelehrt“, betont er in diesem Zusammenhang, „die Mitarbeiter von Kirche und Regierung im Lichte einer gemeinsamen Menschlichkeit zu sehen, die nach Zielen strebt, die ein größeres Verständnis und eine bessere Zusammenarbeit fördern". Denn die Wahrheit zeige sich besser "in der Spannung als in der Ideologie. Und Kreativität ist oft ein Teil der Lösung, wenn verschiedene Parteien bereit sind, auf einer gemeinsamen Grundlage zusammenzuarbeiten".
Man dürfe jedoch nicht naiv sein so Bischof Chow , wenn es darum geht und müsse wissen, dass "lähmende Bürokratie" und "politische Interessen“ zu den „Haupthindernissen für einen fruchtbaren Dialog" gehörten, denn "es geht nicht darum, sich zu verbeugen, sondern darum, die Grundwerte auf der Suche nach einem gemeinsamen Ansatz herauszuarbeiten".
(NZ) (Fides 29/4/2013)