AMERIKA/PERU - Kindheit im Amazonas-Regenwald: Wohnen und Lernen im Internat St. Clotilde

Mittwoch, 1 März 2023 evangelisierung   bildungswesen  

St. Clotilde (Fides) - In diesem Jahr besuchen mehr als zweihundert Jungen und Mädchen das Internat „St. Clotilde": 114 Mädchen und 98 Jungen. Für zehn Monate im Jahr wird das Internat zu ihrem Zuhause. Sie kommen aus den ländlichen und indigenen Gemeinschaften des Napo-, Curaray- und Arabela-Flussbeckens und sind Söhne und Töchter von 63 indigenen Gemeinschaften: Huitotos, Secoya, Maijunas, Murui, Quechua, Kichua, Arabela und Orejones. Dies berichtet Schwester Vianey Ambriz Núñez SJS, die für den wirtschaftlich-logistischen Bereich des Internats zuständig ist, gegenüber der Agentur Fides. "Sie wohnen dauerhaft im Internat“, erklärt die Ordensfrau, „weil das ihre einzige Chance ist, die Grund- und Sekundarschule zu besuchen: Einige von ihnen müssten sieben Tage auf dem Fluss fahren, um in ihre Dörfer zurückzukehren. Die nächstgelegenen würden fünf oder sechs Stunden brauchen...".
Die Geschichte des Internats ist eine Geschichte des unentgeltlichen Engagements der Missionare, die in den 1950er Jahren begann, als die kanadischen Schwestern der Kongregation der Missionarinnen Unserer Lieben Frau von den Engeln feststellen mussten, dass die jungen indigenen Mädchen, die in die Stadt gekommen waren, um eine Schule zu besuchen, keine Unterkunft hatten. Damals eröffneten die kanadischen Schwestern ein erstes Mädcheninternat. Im Jahr 1994 übernahmen die mexikanischen Kongregation der Dienerinnen Jesu im Allerheiligsten Sakrament das Haus, in deren Trägerschaft es sich bis heute befindet. Mit Unterstützung des Apostolischen Vikariats San José de Amazonas konnten die Schwestern im Laufe der Jahre auch ein Jungeninternat eröffnen.
In Santa Clotilde, im peruanischen Amazonas-Regenwald am Fluss Napo, zu leben, bedeutet, dreißig Minuten am Tag ungereinigtes Trinkwasser zur Verfügung zu haben, fünf Stunden lang Strom zu haben, sich mit Booten und Kanus fortzubewegen, drei Tage und zwei Nächte im Boot unterwegs zu sein, um die nächste Stadt zu erreichen: Die kleineren Schnellboote werden zwar "rapid" genannt, aber ihre Fahrtzeit beträgt immer noch mindestens acht Stunden.
Santa Clotilde liegt in der Region Loreto liegt im Apostolischen Vikariat San José de Amazonas, wo die Bevölkerung hauptsächlich aus indigenen Gruppen besteht, die in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen leben. Die einzigen Lebensgrundlagen in diesem Teil des Amazonasgebietes sind Ackerbau, Fischfang und Jagd. Es gibt keine Fabriken oder Unternehmen, und das Bildungsniveau in den indigenen Gemeinschaften ist sehr niedrig. Die Lehrer, die in diesen Gemeinden arbeiten, erteilen nur etwa drei Monate im Jahr Unterricht, und oft können die Kinder und Jugendlichen weder lesen noch die einfachsten mathematischen Aufgaben lösen. Die Lehrer verbringen oft einen Großteil ihrer Zeit auf Reisen, und wenn sie an verschiedenen Orten ankommen, unterrichten sie Schüler aller Altersgruppen.
"Kinder und Eltern kommen nach 'St. Clotilde' mit der Hoffnung, dass Bildung ihren Familien und Gemeinschaften eine bessere Zukunft ermöglicht“, so Schwester Vianey Ambriz, "leider haben die Familien, aus denen diese Jungen und Mädchen kommen, nicht nur begrenzte wirtschaftliche Ressourcen, sondern auch eine prekäre Situation in Bezug auf die grundlegenden Dienstleistungen. Diese Region des Landes ist völlig verwahrlost, die Armut hier ist extrem, und die Kinder und Jugendlichen sind die Leidtragenden".
Die Schüler des Internats "Santa Clotilde" besuchen die öffentliche Schule "Lucille Gagne Pellerin", die eine ganzheitliche und kontinuierliche Ausbildung garantiert. Die Mitarbeit bei der Reinigung von Einzel- und Gemeinschaftsräumen, Freizeit- und Sportaktivitäten sowie Projektarbeit sind Teil der schulischen Aktivitäten. Die Jungen und Mädchen besuchen auch den Katechismus und nehmen an missionarischen Arbeitsgruppen für Kinder und Jugendliche teil.
(EG) (Fides 1/3/2023)


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