Die Doktrinarier und die Sendung der christlichen Lehre

Freitag, 17 Februar 2023 katechismus   evangelisierung   mission  



Von Gianni Valente
Rom (Fides) - "Tradition ist Bewahrung des Feuers und nicht Anbetung der Asche“ schrieb einst der österreichische Komponist Gustav Mahler. Dieses Konzept wurde in letzter Zeit immer wieder von Papst Franziskus aufgegriffen. Und in gewisser Weise prägt es auch die Geschichte der Kongregation der Priester der christlichen Lehre, die in dem von Emiliano Sinopoli für die Fides gedrehten Video zusammenfassend dargestellt wird.
Um das "Feuer" des christlichen Lebens zu hüten und es von Generation zu Generation weiterzugeben, hat die katholische Kirche auch die Katechese als einfaches Mittel gewählt, um die Inhalte des apostolischen Glaubens darzulegen.
Über Jahrhunderte hinweg hat die Kirche durch Katechese Jung und Alt, Heiligen und Sündern geholfen, die Dinge eines Lebens der Gnade beim Namen zu nennen: Gnade und Sünde, Erlösung und Verderben, Nächstenliebe und leibliche und geistliche Barmherzigkeit.
In der heutigen Zeit wird die Rückbesinnung auf die elementaren Dinge des christlichen Glaubens erneut zu einem Akt höchster Nächstenliebe, zum Wohle der Seelen. Denn wie Papst Franziskus wiederholt gesagt hat: "Es schmerzt mich, heute so viele Kinder zu sehen, die nicht einmal wissen, wie man das Kreuzzeichen macht“.
Stattdessen wirkt die Meinung derer, die immer wieder behaupten, dass "der Katechese nicht gebraucht wird und nicht in die Zeit passt" heute zunehmend überholt, unzeitgemäß und unpassend. Gerade jetzt - und das war schon immer so und wird auch immer so sein – sind Glaubende auf ihrem Weg immer Anfänger, wie Myriaden von Heiligen mit ihrem Leben bezeugen.
Den Katechismus der katholischen Kirche, verglich Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien (der auch jahrelang an der Erstellung des Katechismus der Katholischen Kirche, der großen Synthese der katholischen Lehre, die 1992 in ihrem ersten Entwurf veröffentlicht wurde, beteiligt war) in einem Interview, mit dem Bild des Kindes in dem Moment, in dem es von seiner Mutter sprechen lernt. Es lerne Worte, und die Worte seien die Namen der Dinge, die es entdecke, und alles sei für das Kind eine Überraschung, eine Neuheit. Der große französische Philosoph Étienne Gilson sagte, dass er alles, was er für sein Glaubensleben brauchte, in seinem Katechismus fand. Und auch der Dichter Charles Péguy wiederholte, dass sein ganzer Glaube im Katechismus der Diözese Orléans stehe, "dem Katechismus seiner Geburtsgemeinde, dem Katechismus der kleinen Kinder".
Der Katechismus darf dabei niemals zu einem Vorwand für Anmaßung werden. Im Gegenteil, er weist darauf hin, dass wir alle im christlichen Leben Anfänger sind. Im Vergleich zum Katechismus bleiben das Kind und der Lehrer immer auf der gleichen Stufe. Alle sind klein vor den Geheimnissen des Glaubens.
Der Katechismus selbst lehrt, dass die Lehre an sich keine Erlösung bringt. Es ist nicht die Lehre an sich, die Seelen rettet. Wer den Katechismus mit einem christlichen Herzen lehrt, darf sich niemals der Illusion hingeben, dass die Formeln der Lehre die Wirklichkeiten, die sie aufzeigen, enthalten und erschöpfen können. Der heilige Thomas von Aquin hat in seinem Hauptwerk „Summa Theologiae“ klargestellt, dass "Fides non terminatur ad enuntiabile, sed ad rem". Der Akt des Glaubens endet nicht mit der Verkündigung dessen, was geglaubt wird, sondern mit der Erfahrung des Glaubens selbst. Die Neuheit des Christentums wird ganz einfach auch durch die gewöhnlichen Vorgänge des Lebens vermittelt, durch den normalen Mechanismus der Nachrichtenübermittlung, vergleichbar mit den Fragen, die Kinder stellen, und die Antworten, die sie erhalten. Jeder Katechet ist aufgerufen, die Wahrheit so klar wie möglich darzulegen. Und gleichzeitig erkennt er an und bezeugt, dass es nicht an ihm liegt, dass diese Wahrheiten in den Herzen und Köpfen seiner Zuhörer angenommen werden. In der Apostelgeschichte ist es immer der Heilige Geist, der die Türen der Herzen für die gesagten und gehörten Worte öffnet.
Das missionarische Abenteuer des katechetischen Apostolats zieht sich durch die gesamte Geschichte der Kongregation der Priester der christlichen Lehre. Ein kirchliches Abenteuer, das in der Provence, an der Schwelle zur Neuzeit, mit der Erfahrung von Cèsar De Bus seinen Anfang nahm. Nachdem er in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts dank des Beispiels einer einfachen Näherin und eines Messdieners (Menschen ohne Bildung und gesellschaftlich weit entfernt von den hohen Kreisen, in denen seine Familie verkehrte) zum Leben des Glaubens zurückgekehrt war, verspürte Cèsar den Drang, einen zugänglichen Katechismus der sich an das Volk wendet und einfache Begriffe, Gleichnisse und Illustrationen verwendet, um den Inhalt des Katechismus "ad parochos", der für die Priester vorbereiteten zusammenfassenden Lehrinhalte, die eine Frucht des Konzils von Trient ist, allen und je nach den verschiedenen Rezeptionsmöglichkeiten zu vermitteln.
Die Geschichte von César de Bus und der von ihm gegründeten Priesterkongregation ist von Missverständnissen, Mühen und Verfolgung geprägt. Nach der Französischen Revolution weigerten sich vier Doktrinarier, sich an die zivile Verfassung des Klerus zu halten und starben als Mätyrer.
Das Blut der Märtyrer inspiriert die geistliche Erfahrung der Patres im Lauf der Geschichte. Beeindruckt von der Originalität seines katechetischen Stils, sprach Paul VI. Pater César am 27. April des Heiligen Jahres 1975 selig und machte ihn zum Vorbild für Katecheten und Katechetinnen in der katholischen Kirche. Papst Franziskus hat ihn am 15. Mai 2022 heiliggesprochen.
Heute ist die Kongregation der Priester der christlichen Lehre in Frankreich, Italien, Brasilien, Indien und Burundi präsent und bitten jeden Tag darum, "dass alles in uns der Katechese dient", wie eines ihrer Mottos lautet.
Auch heute noch, wo sie in so weit entfernten und unterschiedlichen Ländern leben und arbeiten, teilen die Priester der Kongregation für die christliche Lehre überall den Wunsch, den Katechismus für alle zugänglich zu machen, damit jeder dem Herrn auf möglichst einfache Weise begegnen kann. Ihr Horizont wird weiterhin durch den Satz ihres Mottos bestimmt: "In doctrinis glorificate Dominum".
(Fides 17/2/2023)


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