AFRIKA/D.R. KONGO - Die Geschichte der Verkündigung des christlichen Glaubens entlang des "mächtigen Flusses"

Montag, 23 Januar 2023 evangelisierung   mission   papst franziskus  

von Bischof Crispin Kimbeni von Kisantu

Kisantu (Fides) – Der bevorstehende Besuch von Papst Franziskus in der Demokratischen Republik Kongo bietet Gelegenheit zu einem Rückblick auf eine interessante Geschichte der Verkündigung des Evangeliums und der Weitergabe des katholischen Glaubens in dem afrikanischen Land. Eine fesselnde Geschichte, die in den ersten Königreichen beginnt, die die politische und strukturelle Grundlage für die heutige Demokratischen Republik Kongo bildeten.
Unter diesen alten politischen Einheiten wurde das Königreich Kongo, das von einigen Historikern als das größte an den Westküsten Afrikas angesehen wird, im Jahr 1275 von Nyim'a Lukenyi gegründet und geografisch in das südliche Gebiet und entlang des Küstenstreifens des heutigen Kongo ausgedehnt, wobei es auch den nördlichen Teil des heutigen Angola umfasste. Der Einfluss dieses Königreichs erstreckte sich über die gesamte umliegende Region bis zum heutigen Gabun und hielt Stand bis zur Ankunft von Diego Cão, dem portugiesischen Entdecker, der 1482 mit seinen drei Schiffen die Mündung des Nzari, der von den Bakongo als „mächtiger Fluss“ bezeichnet wurde und heute Kongo heißt. Die Einwohner hießen den Entdecker herzlich willkommen und vier von ihnen brachen schließlich zusammen mit Diego Cão bei dessen Abreise nach Lissabon auf, um Portugiesisch zu lernen und somit als Dolmetscher zu fungieren.

Die Ankunft der Missionare
Während seiner zweiten Reise wurde Diego Cão von König Nzinga Nkuwu in der Hauptstadt Mbanza-Kongo empfangen, die 3 Wochen zu Fuß von der Mündung entfernt lag und sich auf dem Gebiet der heutigen Republik Angola befand. Nach Gesprächen mit dem Entdecker schickt der König einen Abgesandten nach Lissabon, um die Entsendung von Missionaren zu erbitten. Im Dezember 1490 brach eine Gruppe von Handwerkern, Bauern, Priestern und Ordensleuten an Bord von drei Karavellen zum Königreich Kongo auf.

Der Apostel von Kongo
Im folgenden Jahr, 1491, wurden König Donzwuau, die Königin, Prinz Ndonfunsu und einige Adlige getauft. Mit Ausnahme des Prinzen kehrten die anderen bald zu ihren üblichen Praktiken zurück: Polygamie, Fetischismus und andere mit dem christlichen Glauben nicht vereinbare religiöse Praktiken.
Angesichts der Anfeindungen, die er aufgrund seiner Treue zum Christentum erlitten hatte, musste Ndofunsu (der bei der Taufe den Namen Alfonso erhalten hatte) nach Mbanza-Nsundi Zuflucht suchen. Doch im Jahr 1506, nach dem Tod seines Vaters, bestieg der Prinz den Thron. Er sollte bis 1543 regieren und in der Erinnerung an die ersten Christen des Ortes als "neuer Konstantin" (wie ihn einige historische Quellen nennen) in die Geschichte eingehen. Alfonso nutzte alle seine Möglichkeiten, um das Königreich Kongo zu einem echten "christlichen Königreich" zu machen, und verdiente sich den Titel "Apostel von Kongo".

Die Diözese Sāo Salvador (heute Mbanza Congo) wurde 1596 gegründet.
Die Gründung der Apostolischen Präfektur Kongo geht auf das Jahr 1640 zurück, sie wurde damit kurz nach der Gründung der Kongregation von Propaganda Fide errichtet.

Die Unterdrückung religiöser Orden
Obwohl er mehr als 300 Jahre dauerte, schlug der Prozess der „Erstevangelisierung“ in Kongo keine tiefen Wurzeln in der Region und endete mit dem Weggang der letzten beiden Kapuziner im Jahr 1835, in der Zeit, als religiöse Orden in Portugal unterdrückt wurden. Zu den verschiedenen Ursachen des Schwindens der Mission und der Weitergabe des Glaubens, gehörten neben logistischen Schwierigkeiten und politischen Wechselfällen auch die geringere Zahl von Missionaren, die in die Region gingen, und vor allem die hohe Sterblichkeitsrate unter den Kapuzinern, die seit 1645 in die Gegend entsandt worden waren. Viele von ihnen starben kurz nach der Ankunft, andere nach einigen Monaten an Fieber. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um italienische Kapuziner. Der Heilige Stuhl wollte auf diese Weise auch die damals von den europäischen Mächten verfolgte Vermischung zwischen Evangelisierungs- und Kolonialisierungspolitik auflösen.

Der Untergang des Königreichs Kongo und die "Missio Antiqua"
Das Phänomen des Sklavenhandels trug ab dem 16. Jahrhundert zum Niedergang des Königreichs Kongo bei. Die Situation war derart unsicher und zugleich von Gewalt geprägt, dass die mit so viel Hoffnung unternommene und von so vielen Opfern getragene Missionsarbeit, auch „missio antiqua“ genannt, ihr Scheitern eingestehen muss und schließlich ganz erlischt.

Die „zweite Evangelisierung“ und das apostolische Wirken der getauften Laien
Der Glaube unter den einstigen Christen des ehemaligen Königreichs Kongo war vielerorts immer noch lebendig, auch wenn er in diskreter Form gelebt wurde. Der deutsche Arzt und Ethnologe Adolf Bastian, der 1857 in Mbanza-Kongo ankam, berichtet, dass einheimische Christen, obwohl sie nicht von Priestern begleite werden, sich weiterhin an Festtagen versammeln, um zu beten, zu singen und Prozessionen durchzuführen. Eltern brachten ihren Kindern eigenständig Gebete bei.
Im westlichen Teil der Demokratischen Republik Kongo begann die „zweite Evangelisierung“ daher nicht bei Null, wie es im Rest des Landes geschehen sollte, wo die Verkündigung des Evangeliums völlig neu war und fiel hier auf fruchtbaren Boden, der reiche Frucht trung, unter Bevölkerungsgruppen, bei denen einen großes religiöses Empfinden vorhanden war.

Die erste „neue Mission“ und die Rückkehr der Orden
1865 übertrug der Heilige Stuhl die oben erwähnte Apostolische Präfektur Kongo den Spiritanern. 1880 gründeten diese Spiritaner in Boma die erste wichtige Mission der „zweiten Evangelisierung“. Weiter östlich gründeten die Patres der Gesellschaft für die Afrikamissionen (Weiße Väter) im selben Jahr die Mission Mulweva am Tanganjikasee. Die Scheut Missionare kamen schließlich 1888 im Kongo an, die Jesuiten folgten 1893.
Das Engagement der neuen Missionare nährte neue missionarische Begeisterung. Auch dank der Verbesserung der Kommunikationswege erreichte die Kirche schließlich das Herz des Kontinents und beschränkte ihre apostolische Arbeit nicht mehr nur auf die Bevölkerung an den Küsten oder an der Mündung eines der größten Flüsse der Welt.

Die großen Forscher und Pioniere und der Samen des Glaubens
Es war auch die Zeit der großen Forscher und Pioniere: Burton, Speke, Pogge, Livingstone, Cameron, Stanley, Brazzà... Seither entstand an den Ufern des großen Flusses eine neue Nation, die verschiedene Völker und Kulturen in einem einzigen Staat zusammenbringen wird.
König Leopold II. von Belgien, der Stanleys diverse Erkundungsreisen tatkräftig unterstützt hatte, ließ sich von den anderen europäischen Mächten als Souverän des 1885 gegründeten Freistaats Kongo bestätigen. Ab 1908 war das Land bis zum 30. Juni 1960 eine belgische Kolonie, bis die Demokratische Republik Kongo ihre Unabhängigkeit und internationale Anerkennung als souveräner Staat erlangte.
Die Saat des Glaubens, die in früheren Jahrhunderten mit vielen Opfern ausgesät worden war, begann nun reichliche Früchte zu tragen. Heute ist die Demokratische Republik Kongo ein Land mit überwiegend christlicher Bevölkerung, wobei Katholiken die größte Gruppe darstellen.
Es gab schwierige Zeiten mit mehr oder weniger offenen Verfolgungen, und es gab Märtyrer unter den Missionaren und unter den eingeborenen Katholiken. Dazu gehören auch der selige Anuarite und Isidore Bakanja, die 1985 in Kisangani bzw. 1994 in Rom von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen wurden.

Der erste Vatikanbotschafter des Kongo: „Negrita“
1604 schickte König Mani Kongo Ndolovwalu II. in seinem Namen den Diplomaten Antonio Manuel Nsaku Ne Vunda als Botschafter nach Rom. Die Reise dauerte mehr als drei Jahre, denn das Schiff, auf dem er unterwegs war, hielt zuerst in Brasilien und später in Portugal, wo der Diplomat lange Monate verbringen musste. Als er schließlich in der Ewigen Stadt ankam, war der Botschafter erschöpft und krank. Trotz der Bemühungen der Ärzte, die der Papst selbst an sein Bett geschickt hatte, starb er wenige Tage später, am 6. Januar 1608. Das Ereignis erregte damals großes Aufsehen. Nsaku Ne Vunda, auch als „Negrita“ bekannt, wurde mit allen Ehren in der Basilika Santa Maria Maggiore begraben, wo sein Grabmal noch heute bewundert werden kann. In derselben römischen Basilika ist auch Papst Paul V. begraben, dessen Grabinschrift auch an die Ankunft dieses Kongo-Botschafters erinnert.
In Erwartung der Beglaubigung durch den Paps, den der Botschafter im Namen des Königs von Kongo erhalten sollte, ließ der Papst auf der einen Seite eine große Medaille mit seinem eigenen Bildnis prägen, während auf der anderen Seite eine Szene mit Ne Vunda dargestellt ist, der sein Beglaubigungsschreiben vorlegt. Als Bildunterschrift trägt die Medaille eine lateinische Inschrift, die lautet: „Et Congum agnovit pastorem suum“.
In Erinnerung an diese diplomatische Mission ließ der Papst auch ein Fresko in der Vatikanischen Bibliothek malen, auf dem Paul V. dargestellt ist, wie er einem kranken Mann, den er besucht, den Apostolischen Segen erteilte.

Der erste Apostolische Delegat
Am 18. Januar 1930 errichtete Papst Pius XI. mit dem Apostolischen Schreiben „Ad regimen totius Ecclesiae“ die Apostolische Delegation Belgisch-Kongo. Bischof Giovanni Battista Delle Piane (1898-1961), bis dahin Apostolischer Administrator von Smyrna, wurde zum ersten Apostolischen Delegaten ernannt. 1932 wurde der Grundstein für das Gebäude gelegt, das die Delegation beherbergen sollte und das noch heute Sitz der Päpstlichen Vertretung ist.
Am 16. Februar 1963 wurde die Apostolische Delegation mit dem Apostolischen Nuntius, Erzbischof Vito Roberti (1911-1998), der bis dahin Delegierter war, in den Rang einer Apostolischen Nuntiatur erhoben.

Die katholische Hierarchie und der erste Bischof südlich der Sahara
Bereits im Jahr 1518 erhielt Ndoadidiki (Taufname: Henri/Henrique), einer der Söhne von König Ndofunsu, der den aufrichtigen Wunsch hatte, das Evangelium unter seinem Volk zu verbreiten, die Bischofsweihe in Lissabon. Er war damit also der erste Bischof südlich der Sahara. Die Etablierung einer wirklichen katholischen Hierarchie sollte jedoch erst zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert stattfinden.
Das Apostolische Vikariat Belgisch-Kongo wurde 1888 errichtet, und seitdem hat die Zahl der Kirchsprengel stetig zugenommen.
Der erste kongolesische Priester der zweiten Evangelisierung, Stéphane Kaoze, wurde 1917 geweiht, während der erste kongolesische Bischof Pierre Kimbondo war, der 1956 zum Weihbischof von Kisantu geweiht wurde. Heute besteht die Hierarchie in der Demokratischen Republik Kongo ausschließlich aus kongolesischen Bischöfen. Derzeit gibt es insgesamt 48 Diözesen, aufgeteilt in 6 Kirchenprovinzen und etwa 50 Bischöfe. Zuletzt wurde am 25. März 2022 die Diözese Tshilomba von Papst Franziskus gegründet.
Es gibt insgesamt 4.602 Priester, die in fast 1.500 Pfarreien im ganzen Land tätig sind, mit der Unterstützung von etwa 3.500 Ordensmännern und -frauen, nicht mitgerechnet die unzähligen Katechisten und Laien, die am Pfarrleben aktiv beteiligt sind. Was die Zahl der Seminaristen in der gesamten Demokratischen Republik Kongo beziffert sich auf etwa 1500.
(Fides 23/1/2023)


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