Yangon (Fides) – Angesichts der Eskalation der Gewalt im Konflikt in Myanmar äußert sich der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) am Vorabend eines Sondertreffens der Außenminister, das für den 27. Oktober in Jakarta (Indonesien) anberaumt wurde, besorgt. Die ASEAN fordert "eine sofortige Einstellung der Kämpfe und die Fortsetzung des Dialogs zwischen allen Parteien". Das morgige Treffen soll unterdessen Empfehlungen für die Aufnahme von Verhandlungen und einen Friedensprozess geben.
Die ASEAN erinnert in einem Vermerk an die jüngsten Angriffe auf das Gefängnis in Insein (in der Nähe von Yangon) und die Zusammenstöße im Staat Karen sowie die Bombardierung von Zivilisten im Kachin-Staat aus der Luft, bei der laut dem Bericht mindestens 80 Menschen getötet wurden,
Lokalen Quellen im Bundesstaat Kachin im Norden Myanmars zufolge wurden bei einem Luftangriff der birmanischen Armee am Abend des 23. Oktober auf das Dorf Aung Bar Lay in der Gemeinde Hpakant etwa 80 Zivilisten ermordet, die an einer Feier zum 62. Gründungsjubiläum der "Kachin Independence Organisation" teilnahmen, bei der etwa 500 Zivilisten aus dem Volk der Kachin anwesend waren, Dies ist nach Angaben von Einheimischen der Angriff mit den meisten Opfern seit der Machtübernahme durch die Militärjunta im Februar 2021. Die birmanische Armee, bezeichnete die Aktion unterdessen als "notwendige Reaktion auf die terroristischen Handlungen" der Kachin.
Ein Vertreter der örtlichen katholischen Gemeinde erklärt: "Die Kachin hatten in Gesprächen mit der Armeeführung die Erlaubnis erhalten, in einer Situation des Waffenstillstands eine Feier zu veranstalten. Der Kommandeur, der die Vereinbarungen mit den Kachin getroffen hatte, wurde jedoch versetzt. Der von der Militärjunta ernannte neue Kommandeur gab den Befehl, die Menge während der Feierlichkeiten zu bombardieren“. "Es muss gesagt werden, dass die Rebellen in Kachin, die vorwiegend Christen sind auch bei ihrem Kampf die Grundsätze des humanitären Völkerrechts respektieren und die Gefangenen mit Würde behandeln; die Armee hingegen verachtet die Menschenwürde und handelt grausam", betont der Beobachter.
Das Büro der Vereinten Nationen in Myanmar erklärte indes, dass "die offenbar übermäßige und unverhältnismäßige Anwendung von Gewalt durch die Sicherheitskräfte gegen unbewaffnete Zivilisten inakzeptabel ist". Noeleen Heyzer, die UN-Sonderbeauftragte für Myanmar, erklärte gestern vor der UN-Menschenrechtskommission, dass "die politische, menschenrechtliche und humanitäre Krise in Myanmar sich verschärft und einen katastrophalen Tribut für die Bevölkerung fordert". Über 13,2 Millionen Menschen seien ohne die notwendigen Lebensgrundlagen, 1,3 Millionen Menschen seien vertrieben worden und die Armee setze weiterhin Granaten ein, brenne Häuser nieder und töte Zivilisten.
(PA) (Fides 26/10/2022)
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