AFRIKA/KAMERUN - Anschlag auf die Kirche in Nchang: Geiseln wurden freigelassen

Montag, 24 Oktober 2022 entführungen   ortskirchen  

Yaoundé (Fides) - "Wir möchten den Freedom Fighters of Ambazonia dafür danken, dass sie uns ohne Lösegeldzahlung freigelassen haben", sagt eine der neun Geiseln, die am 16. September bei dem Überfall auf die Kirche St. Mary im Dorf Nchang in der anglophonen Region im Südwesten Kameruns in Geisehalft genommen wurden (vgl. Fides 19.9.2022), in einem Video, das zum Zeitpunkt der Freilassung aufgenommen wurde.
Die neun Personen, die seit mehr als einem Monat in den Händen der Entführer waren, wurden am Samstag, den 22. Oktober, freigelassen.
Der Bischof Aloysius Fondong Abangalo von Mamfe bestätigte die Freilassung der Geiseln und dankte den Gläubigen für die Gebete, mit denen sie um einen positiven Ausgang der Angelegenheit baten. "Ich nutze diese Gelegenheit, um die Schändung der Kirche noch einmal aufs Schärfste zu verurteilen und die auf die Notwendigkeit des Schutzes der Menschenwürde hinzuweisen. Es ist unmenschlich, unseren Brüdern und Schwestern die Freiheit zu nehmen, um ohne Rücksicht auf Verluste an Geld zu kommen". Bischof Aloysius Fondong Abangalo bezieht sich damit auf die Verwüstung der St. Mary's Church, die zum Zeitpunkt des Angriffs stattfand. Ebenso bedeutsam ist der Hinweis auf das von den Entführern geforderte Lösegeld (vgl. Fides 20.9.2022), dessen Zahlung die kamerunische Bischofskonferenz ausdrücklich abgelehnt hat, "um keine gefährlichen Präzedenzfälle zu schaffen" (vgl. Fides 22.9.2022).
Ein Lösegeld, das offiziell nicht gezahlt worden sein soll. Die Identität der Entführer bleibt ungewiss. In dem kurzen Video zur Freilassung werden die Freedom Fighters of Ambazonia erwähnt. Ambazonien ist der Name des 2017 gegründeten nicht offiziell anerkannten Separatistenstaates, der die beiden anglophonen Regionen Kameruns, den Nordwesten und den Südwesten, umfasst.
In den beiden Regionen sind mehrere separatistische Gruppen aktiv, von denen sich jedoch „Freedom Fighters of Ambazonia“ nennt. Es könnte sich also um eine neue Gruppe handeln, die die internationale Aufmerksamkeit der Entführung der neun Geiseln ausnutzt, um auf sich aufmerksam zu machen. Es könnte sich aber auch um eine kriminelle Gruppe handeln, die sich hinter einem politischen Akronym versteckt, um Entführungen zu Erpressungszwecken zu begehen. In einem Konflikt zwischen regulären und irregulären Streitkräften ist es allerdings auch nicht unüblich ist, falsche Gruppen von angeblichen Gegnern einzusetzen, um den Gegner selbst zu diskreditieren.
(L.M.) (Fides 24/10/2022)


Teilen: