Yaoundé (Fides) - "Der Konflikt ist zu einer Frage des Geldes geworden", so Pfarrer Humphrey Tatah Mbuy, Leiter des Büros für soziale Kommunikation der Bischofskonferenz von Kamerun, gegenüber einem kamerunischen Fernsehsender. In den beiden Regionen im Nordwesten und Südwesten gibt es seit 2016 einen Aufstand gegen die Zentralregierung, der im darauffolgenden Jahr zu einem Konflikt zwischen separatistischen Gruppen und der Armee führte, bei dem mehr als 4.000 Menschen starben und mehr als 700.000 Menschen vertrieben wurden.
Unter den Opfern der zahlreichen Entführungen mit Lösegelderpressung, zu denen es am Rande des Konflikts kommt, sind neun Personen (darunter fünf Priester, eine Nonne und drei Laien), die bei dem Überfall auf die Marienkirche im Dorf Nchang verschleppt wurden (vgl. Fides 19/9/2022).
Dem Priester zufolge hat sich der Konflikt, der aus der gewaltsamen Unterdrückung der Forderungen englischsprachiger Lehrer und Anwälte entstanden ist, „zu dem entwickelt, was die Franzosen „L'economie de la Guerre“ nennen: eine Kriegswirtschaft".
An dieser „Kriegswirtschaft“, sind nach Aussage von Pfarrer Mbuy nicht nur Separatisten, sondern auch Militärs und Regierungsbeamte beteiligt. Es gebe Berichte über Soldaten, die Personen nur gegen Zahlung eines Bestechungsgeldes freilassen, während Entführungen gegen Lösegeld zu einem der wichtigsten Mittel zur Beschaffung von Mitteln für die separatistischen Kämpfer geworden sind.
"Bei der Bewältigung des Konflikts wird ein grundlegend falscher Ansatz verfolgt", beklagt Pater Mbuy. „Man wird nicht gegen Person vorgehen, die einem helfen könnten, die eigenen Probleme zu lösen", betont der Priester, dem zufolge "die Kirche im Moment, und das kann ich ohne Zweifel sagen, die einzige moralische Kraft ist, die zur Lösung des bewaffneten Konflikts im Nordwesten und Südwesten beitragen kann". Pfarrer Mbuy beklagt jedoch, dass die Kirche, obschon sie ihre Neutralität beteuert, von beiden Seiten beschuldigt wird, die jeweiligen Feinde zu unterstützen.
(L.M.) (Fides 5/10/2022)