VATIKAN - Pressekonferenz mit Papst Franziskus: “Jesus hat seine Kirche mit Hirten gemacht”

Freitag, 16 September 2022 papst franziskus   mission   säkularisierung   dialog   pastorale  

Vatican Media

Rom (Fides) - Jesus "hat die Kirche mit Hirten, nicht mit politischen Führern gemacht. Er gründete die Kirche mit ungebildeten Menschen, die Zwölf waren einer ungebildeter als der andere, und die Kirche ging voran". Und die Hirten "müssen vorwärts gehen, aber wenn sie den Geruch der Schafe verloren haben und die Schafe den Geruch der Hirten verloren haben, geht man nicht vorwärts", so der Papst am Ende seiner apostolischen Reise nach Kasachstan bei der Pressekonferenz auf dem Rückflug von Nur-Sultan nach Rom am gestrigen Donnerstag, den 15. September.
Auf die Frage eines deutschen Journalisten, was angesichts der Prozesse zu tun sei, die in Deutschland und in vielen Ländern Europas junge Menschen aus den Kirchen vertreiben, betonte der Bischof von Rom: „Wenn eine Kirche – ganz gleich, in welchem Land oder Bereich – mehr an Geld, an Entwicklung, an Pastoralpläne denkt als an Seelsorge und sich in diese Richtung bewegt, dann zieht das die Menschen nicht an… Ich glaube, die Hirten müssen vorangehen, aber wenn sie den Geruch der Schafe verloren haben und die Schafe den Geruch der Hirten, dann kommt man nicht vorwärts. Manchmal – ich spreche da von allen allgemein, nicht nur von Deutschland – denkt man darüber nach, wie man erneuern, wie man die Seelsorge moderner machen kann; das geht in Ordnung, aber es muss immer in den Händen eines Hirten liegen. Wenn die Seelsorge in den Händen der ‚Wissenschaftler‘ der Seelsorge liegt, die diese oder jene Meinung vertreten… Jesus hat die Kirche mit Hirten gemacht, nicht mit politischen Führern!“"
In seinem Gespräch mit Journalisten antwortete Papst Franziskus indirekt auf diejenigen, die interreligiösen Initiativen und Treffen wie dem 7. Kongress der Oberhäupter der Welt- und traditionellen Religionen in Kasachstan, an dem der Papst selbst teilnahm, als relativistisch und synkretistisch betrachten. "Einige Leute", so der Bischof von Rom, "haben mich kritisiert und gesagt: Das lässt den Relativismus wachsen. Aber es war kein Relativismus! Jeder kam zu Wort, jeder respektierte die Position des anderen, aber wir führten den Dialog als Brüder. Denn wenn es keinen Dialog gibt, gibt es entweder Unwissenheit oder Krieg. Es ist besser, als Brüder zu leben, denn wir haben eines gemeinsam: Wir sind alle Menschen. Lassen Sie uns wie Menschen leben, die wohl erzogen sind… lassen Sie uns reden, lassen Sie uns einander kennen lernen. Diese missverstandenen "religiösen" Kriege beruhen oft auf mangelndem Wissen. Und das ist kein Relativismus, ich verzichte nicht auf meinen Glauben, wenn ich mit dem Glauben eines anderen spreche, im Gegenteil. Ich ehre meinen Glauben, weil ein anderer auf ihn hört, und ich höre auf seinen".
Während seines Gesprächs mit Journalisten verwies der Papst auch auf den laufenden Dialogprozess zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China.
"Es gibt eine bilaterale vatikanisch-chinesische Kommission", sagte Papst Franziskus unter anderem, "die gut und langsam vorankommt" und "um China zu verstehen, braucht es ein Jahrhundert – und wir leben nicht unbedingt ein Jahrhundert lang… Wir haben den Weg des Dialogs gewählt und sind offen für Dialog. Es gibt eine bilaterale vatikanisch-chinesische Kommission, die gut arbeitet, aber langsam, denn der chinesische Rhythmus ist langsam… Das ist ein Volk von unendlicher Geduld… Es ist nicht leicht, die chinesische Mentalität zu verstehen, aber man muss sie respektieren er chinesische Rhythmus langsam ist, sie haben eine Ewigkeit vor sich: sie sind ein Volk von unendlicher Geduld". Der Papst verwies auch auf die Erfahrungen der "italienischen Missionare, die dorthin gingen und als Wissenschaftler respektiert wurden", und erwähnte auch die aktuellen Ereignisse "vieler Priester oder gläubiger Menschen, die von der chinesischen Universität berufen wurden, weil dies der Kultur einen Wert verleiht", und bekräftigte, dass die Dialogkommission zwischen Peking und dem Heiligen Stuhl "gut läuft“. Kardinal Parolin habe den Vorsitz „und ist im Moment der Mann, der am meisten über China und den chinesischen Dialog weiß".
(GV) (Fides16/9/2022)


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