ASIEN/KASACHSTAN - Pater Trezzani: "Mission ist nicht unser Werk, sie ist das Werk Gottes”

Freitag, 16 September 2022 papst franziskus   glaube   evangelisierung  

Almaty (Fides) – Der 67jährige italienische Missionar Pater Guido Trezzani lebt und arbeitet seit 26 Jahren in Kasachstan. Er sei am Ende des Besuchs von Papst Franziskus in dem zentralasiatischen Land "sehr glücklich, aber immer noch unter einem wohltuenden geistlichen Schock". Pater Trezzani ist Gründer des "Arche-Dorfes" für Kinder mit Behinderungen und Waisenkinder in der Nähe von Almaty, einer Stadt im Südosten Kasachstans. Während seiner 26 Jahren in Kasachstan hat er die Veränderungen im politischen, sozialen, religiösen und kirchlichen Bereich beobachtet und miterlebt, die sich seit den ersten Jahren der postsowjetischen Ära vollzogen haben. "Der Papst hat, vor allem in seiner Ansprache an die Bischöfe und Ordensleute, aber auch bei verschiedenen anderen Gelegenheiten, Worte gesprochen, die unsere Realität, die Kämpfe und die Irrtümer beleuchten und uns eine Richtung geben, der wir folgen können. Ich kann sagen, dass die gesamte katholische Gemeinschaft durch die Gnade Gottes viel mehr von dieser apostolischen Reise erhalten hat, als sie erwartet hatte", betont der Missionar.
Mit Bezug auf die auch von Papst Franziskus erwähnte "kleine Herde“ betont Pater Trezzani: "Wir sind wenige, wir sind klein, aber, so erinnerte uns der Papst, das ist kein Nachteil, kein Handicap, es gibt uns eine andere Perspektive. Dieser Zustand erinnert uns daran, dass wir nicht auf uns selbst gestellt sind, wie auch Pater Ruslan, der Priester, der sein Zeugnis ablegte, sagte. Klein zu sein ist kein "Weniger", es ist kein Fehler. Es sind nicht die Zahlen, die uns retten und die Kirche retten. Im Gegenteil, unseren Glauben und unsere Berufung in diesem Zustand, der unsere Realität ist, mit Gelassenheit zu leben, ist befreiend: Das ganze Werk, das wir tun, unsere Sendung, hängt nicht von uns ab, sondern ist das Werk eines anderen, es ist das Werk Gottes. Also kennen wir kein Gejammer, weil wir wenige oder klein sind. In Christus ist unsere Kraft, lasst uns dem Raum geben, der handelt".
Ein zweiter von Papst Franziskus erwähnter Aspekt, der für die katholische Gemeinschaft in Pakistan von Bedeutung ist, so der Missionar, "ist die Tatsache, dass wir keine Verwalter des Heiligen oder Gendarmen sind, die religiöse Normen durchsetzen: Das ist ein deutlicher Hinweis, denn damit einige unserer pastoralen Ansätze gemeint, bei denen die Freude des Evangeliums nicht durchkommt. Wir sollten uns diese Worte gut merken, denn wir leben in der Versuchung, uns selbst zu Meistern zu machen, die Regeln aufstellen, anstatt die eigentliche Grundlage weiterzugeben, der unsere Entscheidungen bestimmt und das Antlitz eines anderen zu tragen, der Christus Jesus ist. Wie die Apostel sind auch wir Menschen, die gesandt werden. Wir erleben dies jeden Tag bei der Aufnahme von Kindern mit Down-Syndrom und Behinderungen, wenn wir das Erstaunen der Menschen, ob Atheisten oder Muslime, registrieren, wenn sie sehen, dass Menschen, unsere Freiwilligen, sie oder ihre Kinder mit einer Liebe ansehen, mit der sie noch nie jemand angesehen hat. Und das ist keine persönliche Tugend von uns, sondern es bedeutet, dass wir Kanal sind, durch den der liebende Blick Gottes auf jedes Geschöpf gerichtet wird".
In der Gemeinschaft der kasachischen Gläubigen findet der Satz von Franziskus "Niemand ist ein Fremder in der Kirche" besonderen Widerhall, stellt Pater Trezzani fest und erklärt: "Traditionell und auch heute noch identifiziert sich die katholische Gemeinschaft in Kasachstan mit den verschiedenen nationalen Gemeinschaften: der polnischen Kirche, der deutschen Kirche, usw. So sehen die Kasachen, die die Kirche als nationale Besonderheit betrachten, sie als weit entfernt und nicht zu ihnen gehörend an. Nur langsam lösen sie sich allmählich und mühsam aus dieser kulturellen und pastoralen Einordnung".
Daher die Forderung nach "Neuheit", d.h. "wir sollen nicht gefangen in Schemata, sterilen Ritualen und Traditionen sein, sondern die Spannung zwischen Erinnerung und Zukunft neu überdenken: Der Reichtum der Erinnerung an die Märtyrer, die Menschen, die in den sowjetischen Lagern gelitten haben, ist weder ein Museum noch eine Prahlerei. Damit es keine sterile Erinnerung ist, muss es in unserer Gegenwart wieder erlebt werden, jetzt, wo wir die Gnade erleben, frei zu sein, zu arbeiten und den Glauben zu bekennen", so der Missionar, der auch Direktor der Caritas ist, weiter.
Eine letzte Äußerung des Papstes traf die Herzen der kasachischen Gläubigen, wie Pater Trezzani betont: "Der Papst forderte uns auf, Sauerteig im Teig, Saatgut in der Erde zu sein, die glücklichen und traurigen Ereignisse der Gesellschaft zu mitzuerleben, um ihr von innen zu dienen. Wir sind aufgerufen, mit den Menschen zu gehen, neben den Menschen, indem wir den Sakristeien heraustreten. Nächstenliebe ist die Sprache und das Mittel, um aus jedem Ghetto herauszugehen. Lasst uns hinausgehen und Zeugen des Evangeliums des Friedens und der Einheit sein, die wir gemeinsam mit anderen aufbauen müssen. Wir sind aufgerufen, anderen Kulturen, Religionen und Gemeinschaften zuzuhören, um gemeinsam das Gute aufzubauen und - wie es im Motto der Papstreise heißt - Boten der Einheit und des Friedens im Herzen unserer Wirklichkeit zu sein".
(PA) (Fides 16/9/2022)


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