Bangui (Fides) – „Meine Botschaft lautet, dass wir den Frieden um jeden Preis erhalten müssen. Wer keinen Krieg erlebt hat, kann die Bedeutung der Erhaltung des Friedens nicht einschätzen. Aber wir, die wir den Krieg erlebt haben, als wir unter dem Gras schliefen, schmutziges Wasser tranken und nichts zu essen hatten, nicht zur Schule gehen konnten, nicht geheilt werden konnten und fürchteten, wie Tiere zu sterben, sind veranlasst zu sagen: Es ist an der Zeit, den Frieden zu bewahren", so der Erzbischof von Bangui, Kardinal Dieudonné Nzapalainga, mit Bezug auf den von Präsident Faustin-Archange Touadéra eingeleiteten Prozesses zur Überarbeitung der Verfassung.
Am gestrigen 14. September, hat der mit der Ausarbeitung der neuen Verfassung beauftragte Ausschuss seine Arbeit aufgenommen. Obwohl die zentralafrikanische Bischofskonferenz zunächst eingeladen war, beschlossen die Bischöfe, nicht an dem Ausschuss teilzunehmen. In einem Schreiben an den Präsidenten erklärten die Bischöfe den Grund für ihre Nichtteilnahme. "Im gegenwärtigen Stadium der Debatte stellt die Zentralafrikanische Bischofskonferenz die Korrektheit des Ansatzes für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung in Frage", heißt es in dem Text, der Fides vorliegt. "Sie ist zutiefst davon überzeugt, dass das Wort zuerst dem zentralafrikanischen Volk hätte erteilt werden müssen. Zu diesem Zweck könnte eine breit angelegte Konsultation zweifelsfrei Aufschluss darüber geben, wie die Bevölkerung über die Notwendigkeit einer solchen Überarbeitung denkt. Daher wäre die Einsetzung des Redaktionsausschusses erst nach einem solchen Referendumsverfahren gerechtfertigt“.
"Auf der Grundlage der obigen Ausführungen und mit dem Dank an den Präsidenten der Republik für das Vertrauen, das er der katholischen Kirche weiterhin entgegenbringt, lehnt die Zentralafrikanische Bischofskonferenz die Einladung zur Teilnahme an der Kommission ab, die mit der Ausarbeitung der Verfassung der Zentralafrikanischen Republik beauftragt ist", heißt es in der Erklärung.
Der durch ein Dekret von Präsident Faustin-Archangel Touadéra am vergangenen 29. August eingesetzte Ausschuss setzt sich aus 55 Persönlichkeiten zusammen und hat den Auftrag, in den nächsten drei Monaten ein neues Grundgesetz auszuarbeiten. Die Opposition hat das Präsidialdekret unterdessen vor dem Verfassungsgericht angefochten. Das Urteil des Gerichtshofs steht noch aus
Die Zentralafrikanische Republik hat seit ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1960 fünf Staatsstreiche erlebt, wobei sich die Staatsstruktur mehrfach änderte. Sie befindet sich nun in der sechsten Republik mit acht Verfassungen. Das Land hat seit über 25 Jahren keinen Frieden mehr erlebt. Die Mehrheit der Bevölkerung ist unter 18 Jahre alt. Das bedeutet, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung noch nie Frieden erlebt hat.
(L.M.) (Fides 15/9/2022)