ASIEN/KAMBODSCHA - Prozess gegen die Roten Khmer soll im Laufe dieses Jahres abgeschlossen werden

Samstag, 30 April 2022 menschenrechte   aussöhnung   politik  

Phnom Penh (Fides) - Nach der brutalen Herrschaft der Roten Khmer, die tiefe Wunden im Land hinterlassen hat, setzt Kambodscha seinen Weg der Heilung und Versöhnung fort. Wie Schwester Denise Coghlan von den Sisters of Mercy, die 1988 von ihrer Heimatstadt Brisbane an die Grenze zwischen Thailand und Kambodscha zog und seit 1990 in Kambodscha lebt, feststellte. Die australische Missionarin sagt: "Um Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit zu fördern, mussten wir auf beiden Seiten der Grenze sein und uns mit Kambodschanern aller Kriegsparteien Freundschaft schließen", so die Ordensfrau über die Initiativen des Mercy Refugee Service in Zusammenarbeit mit Flüchtlingshilfswerk (JRS).
Teil des Prozesses der Heilung und der nationalen Versöhnung, an dem viele Ordensgemeinschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen mitwirken ist ein Weg der Gerechtigkeit, zu dem der Gerichtsprozess gegen die Anführer der Roten Khmer beiträgt. Der Prozess wird von einer 2003 eingerichteten Außerordentlichen Kammer vor den Gerichten Kambodschas (ECCC) geführt, die sich aus lokalen Richtern und Rechtsexperten der Vereinten Nationen zusammensetzt. Berichten zufolge soll der Gerichtshof seine Arbeit noch im Verlauf des Jahres 2022 abschließen. An dem Tag, an dem der Termin für die letzte Anhörung festgelegt wird, dürfte die lange Reise des 2001 durch ein kambodschanisches Gesetz eingerichteten Sondertribunals für die Roten Khmer endgültig zu Ende sein. Das Gericht, das für seine Langsamkeit kritisiert wurde und wegen seiner Versäumnisse bei der Gewährleistung von Gerechtigkeit gegenüber den vielen Kambodschanern, die durch die Hand von Mittelsmännern getötet und gefoltert wurden, konnte nur fünf Mitglieder der damaligen Führung verurteilen, von denen viele vor der Urteilsverkündung starben.
Nur Khieu Samphan, ein hochrangiger Führer der Roten Khmer und kambodschanischer Staatschef von 1976 bis 1979, befindet sich heute noch im Gefängnis. Auch sein Fall ist noch nicht abgeschlossen: Am 7. August 2014 wurde Khieu Samphan zunächst wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt, wobei das Urteil in der Berufung bestätigt wurde. In einem zweiten Verfahren gegen ihn wurde er 2018 auch des Verbrechens des Völkermords am vietnamesischen Volk für schuldig befunden. Im August letzten Jahres versuchte der 90-jährige Anführer, der als einziger überlebt hatte, bei seiner letzten Anhörung die Richter zu überzeugen, das Urteil zu ändern. Ein letztes Urteil des Gerichts wird in den kommenden Monaten erwartet.
Das Regime der Roten Khmer ergriff am 17. April 1975 die Macht und wurde am 7. Januar 1979 gestürzt. Schätzungen zufolge starben in diesem Zeitraum von drei Jahren, acht Monaten und 20 Tagen bis zu drei Millionen Menschen. Es folgten ein Bürgerkrieg und eine Invasion Vietnams im Jahr 1978, die das Regime in die Schranken wies und sich zehn Jahre später zurückzog.
1997 bat die Regierung in Phnom Penh die Vereinten Nationen um Unterstützung bei der Durchführung eines Prozesses zur Verfolgung hochrangiger Führer der Roten Khmer. Im Jahr 2001 verabschiedete die kambodschanische Nationalversammlung ein Gesetz zur Einrichtung eines Tribunals zur Verfolgung schwerer Verbrechen, die während des Regimes der Roten Khmer begangen wurden. Mit dem Ende des Prozesses wird im Laufe dieses Jahres und eine dunkle Seite der kambodschanischen Geschichte geschlossen werden.
(EG-PA) (Fides 30/4/2022)


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