ASIEN/AFGHANISTAN - Verein “Pro bambini di Kabul” bemüht sich um Ausreise von weiteren Ortskräften

Donnerstag, 24 Februar 2022 menschenrechte   flüchtlinge  

Rom (Agenzia Fides) - "Seit Ende August bemühen wir uns gemeinsam mit dem Verein ‚Pro Bambini di Kabul‘ in Kabul darum, die Ausreise unserer Ortskräfte und ihrer Familien aus Afghanistan zu ermöglichen, da die Taliban diese Menschen, die mit einer westlichen und vor allem christlichen Einrichtung zusammengearbeitet haben, in große Gefahr gebracht haben. Es ist uns gelungen, etwa 15 Familien nach Italien zu bringen. Unser Ziel ist nun ihre effektive Integration in unsere Gesellschaft", so Pater Matteo Sanavio von den Rogationisten, Referent des italienischen Hilfswerks „Pro Bambini di Kabul“ (PBK) gegenüber Fides. Es handelt sich um eine gemeinsame Einrichtung verschiedener Orden, die auf Initiative des Priesters Pater Giancarlo Pravettoni vom Don Guanella-Werk entstanden ist, der damit der Aufforderung von Johannes Paul II. folgen wollte, der in seiner Weihnachtsansprache im Jahr 2001 einen Appell an die Welt gerichtet hatte, die afghanischen Kinder zu retten. Die drei Ordensfrauen, die den Verein leiteten, waren betreuten dort rund vierzig Kinder mit Down-Syndrom.
"Wegen der Machtübernahme durch die Taliban mussten wir unsere Aktivitäten einstellen“, so Pater Sanavio, „Jetzt versuchen wir aus der Ferne, die bürokratischen Fragen im Zusammenhang mit der Einrichtung zu klären, um wirtschaftliche Folgen zu vermeiden: Die Ministerien wurden von den Taliban übernommen, aber die Beamten und Angestellten der verschiedenen Ämter sind dieselben geblieben, so dass es uns gelungen ist, einen gewissen Dialog mit den Institutionen aufrechtzuerhalten“.
„Gleichzeitig versuchen wir, einen Teil unserer Aktivitäten auf einige NRO zu übertragen, die weiter vor Ort tätig sind und die Möglichkeit haben, ihre Arbeit fortzusetzen, was uns nicht erlaubt ist, da sie hauptsächlich auf der Arbeit der Ordensfrauen in Zusammenarbeit mit afghanischen Ortskräften beruhte. Das ist wirklich schade, denn unser Verein in Kabul war ein schöner Samen der Nächstenliebe und ein prophetisches Zeichen".
"Jetzt, da die Aussicht auf Hilfe vor Ort unmöglich wurde, versuchen wir, den Familien, die hierher gekommen sind, zu betreuen“, so der Geistliche zu den derzeitigen Aktivitäten des Vereins, „Wir versuchen sie in diesem Prozess der Integration in die italienische Realität zu unterstützen. Die Hälfte der Familien wurde von religiösen Orden in und um Rom aufgenommen. Wir betreuen sie in Zusammenarbeit mit einem Programms der Gemeinschaft Sant'Egidio, die über Erfahrung und Instrumente zur Aufnahme und Integration von Geflüchteten verfügt. Andere Familien sind in verschiedenen Teilen Italiens verstreut, weil sie es vorzogen, in den Erstaufnahmeeinrichtungen zu bleiben, in denen sich mit ihren Kindern bereits im September zum Beginn des Schuljahres, niedergelassen hatten. Und in Anbetracht dessen, was sie durchgemacht hatten, beschlossen wir, ihnen kein weiteres Trauma zuzufügen, indem wir in andere Städte umziehen lassen".
Die Kinder sind es auch, die unter den in Italien angekommenen Flüchtlingen die Anpassungsphase am besten bewälditen: "Es fällt ihnen leichter, die Sprache zu lernen und Freundschaften zu schließen, weil sie durch schulische Aktivitäten angeregt werden“, erklärt der Ordensmann, „Schwierigkeiten gibt es vor allem bei Erwachsenen und älteren Menschen, die oft der Versuchung erliegen, sich im Kreis ihrer Freunde zu verschließen. Aus diesem Grund versuchen wir, sie ein wenig zu zwingen, ihre Wohnungen zu verlassen, die Umgebung kennen zu lernen, um Zugang zu verschiedenen Diensten zu erhalten und Büros aufzusuchen. Wir haben für alle auch Italienischkurse für Ausländer organisiert". "Wir haben die Ordensgemeinschaften um eine langfristige Aufnahme gebeten, damit diese Menschen Zeit haben, eine Arbeit zu finden, damit sie sich nützlich fühlen können. Sie fühlen sich im Moment sicherlich privilegiert, denn obwohl sie alles aufgeben mussten, sind sie noch am Leben und haben die Freiheit wiedergefunden. Andererseits sind sie nicht allein: Es gibt uns und die Schwestern, die sie aufgenommen haben“, berichtet er.
Im Rahmen der humanitären Korridore konnten im August 2021 neben den Mitarbeitern des Vereins „Pro Bambini di Kabul“ auch die Schwestern von Mutter Teresa gehen, die in der afghanischen Hauptstadt von ihren Familien verlassene Kinder mit Behinderung aufnahmen und versorgten: "In ihrem Haus in Kabul kümmerten sich die Missionarinnen der Nächstenliebe um die, die als 'Abfall des Abfalls' galten, d.h. Kinder und Jugendliche mit sehr schweren Behinderungen, die von ihren Familien am Rande der Straßen ausgesetzt wurden, weil es in Afghanistan keine Hilfe für diese Kinder gibt und eine Behinderung als Schande gilt, die man verstecken muss. Diese Schwestern konnten alle behinderten Kinder nach Rom bringen, wo sie nun in ihrer Gemeinschaft leben und in allen Belangen betreut und unterstützt werden".
Die Ankunft der ersten Katholiken in Kabul geht auf das Jahr 1921 zurück, als König Amanullah den Bitten westlicher Diplomaten um katholischen religiösen Beistand nachkam. Italien, eines der ersten Länder, das die Unabhängigkeit Afghanistans von England politisch anerkannte, wurde sofort in dieses Vorhaben einbezogen: Pius XI. beschloss daraufhin, die Mission den Barnabiten anzuvertrauen. Zwischen der afghanischen und der italienischen Regierung und dem Heiligen Stuhl wurde ein Abkommen unterzeichnet, das im Laufe der Jahre nie widerrufen wurde, mit der einzigen wirklichen Bedingung, jede Form von Proselytismus unter der lokalen Bevölkerung, die fast ausschließlich Muslime waren, zu vermeiden. Im Jahr 2002 wurde das, was ursprünglich ein rein geistlicher Beistandinnerhalb einer Botschaft war, von Johannes Paul II. in dern Rang einer „Missio sui iuris“ erhoben.
(LF-PA) (Fides 24/2/2022)


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