ASIEN/INDIEN - Gujarat: Forderungen nach mehr Schutz für Muslime

Freitag, 4 Februar 2022 religiöse minderheiten   islam   gewalt  

Ahmedabad (Fides) Im westindischen Bundesstaat Gujarat Mitglieder verschiedener zivilgesellschaftlicher Gruppen, darunter auch 100 Christen, den Premierminister des Landes auf, gegen die "falsche Propaganda" gegen die muslimische Glaubensgemeinschaft vorzugehen. Dies taten sie in einem gemeinsamen Schreiben an Bhupendra Rajnikant Patel, den derzeitigen Ministerpräsidenten von Gujarat und Mitglied der Bharatiya Janata Party.
"Wir, eine Gruppe von Bürgern aus verschiedenen Teilen Gujarats, möchten Sie auf die Hassbotschaften in den sozialen Medien und die öffentlichen Aufrufe zur Gewalt gegen die muslimische Gemeinschaft nach dem bedauerlichen und zu verurteilenden Mord an Kishan Bharwad aufmerksam machen", heißt es in dem Schreiben vom 3. Februar.
Am 25. Januar hatten zwei Männer auf Fahrrädern den 27-jährigen Kishan Bharwad in der Gegend von Dhandhuka im Bezirk Ahmedabad, der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Gujarat ermordet. Ersten Rekonstruktionen zufolge wurde Bharwad wegen eines Facebook-Posts getötet, der angeblich das religiöse Empfinden verletzte. Die Polizei von Gujarat nahm zwei junge muslimische Männer - Shabbir (25) und Imtiaz (27) - im Zusammenhang mit dem Mord an Kishan Bharwad fest. Neben den beiden mutmaßlichen Mördern verhaftete die Polizei von Gujarat auch einen muslimischen Geistlichen, Maulvi Ayyub, aus Ahmedabad, der beschuldigt wird, Waffen an Shabbir und Intiaz geliefert zu haben.
Einer der Unterzeichner des Briefes an die Regierung ist der in Gujarat lebende Jesuitenpater und Menschenrechtsaktivist Cedric Prakash. Prakash würdigte das rasche und effiziente Handeln der Polizei und die zügig vorangetriebenen die Ermittlungen: "Bis jetzt gibt es nichts auszusetzen am Vorgehen der Polizei, die auch die Anti-Terror-Einheit hinzugezogen hat", betont er.
Andererseits beklagen die Verfasser des Schreibens: "Hassbotschaften und öffentliche Aufrufe zur Gewalt gegen eine bestimmte Gemeinschaft, in diesem Fall die muslimische Gemeinschaft, sind schädlich und gefährlich und haben das Potenzial, zu weitere Gewalt zu schüren". Nach der Ermordung des Jugendlichen in Dhandhuka hatten Demonstranten in Dhandhuka und Rajkot die Polizei angegriffen und öffentliches Eigentum beschädigt hat. "Dies zeigt, wie brisant die Situation ist, und unterstreicht die Notwendigkeit eines konzertierten Vorgehens der Polizei und der Zivilbehörden, um sicherzustellen, dass Leben, Eigentum und Lebensunterhalt der muslimischen Gemeinschaft in ganz Gujarat nicht gefährdet werden", betont deshalb auch Pater Prakash besorgt.
"Im Interesse von Gujarat fordern wir die sofortige Einleitung entsprechender Schritte und die Identifizierung und strafrechtliche verfolgen von Kriminellen, die in den sozialen Medien Hassbotschaften gegen die muslimische Gemeinschaft verbreiten", fügt der Sozialarbeiter Akhilesh Dave hinzu. Er fordert "präventive Maßnahmen", die darauf abzielen, "sensible Gebiete" zu identifizieren und den Schutz muslimischer Siedlungen zu gewährleisten, damit die Situation in dem Bundesstaat nicht in offene interkommunale Gewalt ausartet, wie dies bereits im Jahr 2002 im Bundesstaat Gujarat geschehen war, der damals von Gewalt zwischen Hindus und Muslimen erschüttert wurde.
(SD-PA) (Fides 4/2/2021)


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