Bamako (Fides) - "Unser Land befindet sich in einer heiklen und komplizierten politischen Situation, sowohl in Bezug auf die Beziehungen zu den Nachbarländern und zu Frankreich als auch aus geopolitischer Sicht; es ist nicht leicht zu verstehen, weil der Machtwechsel nicht demokratisch war, doch das Volk vertraut den Militärs, die die Macht übernommen haben. Es liegt auf der Hand, dass die Regierung darauf achten muss, gute Beziehungen zu ihren Nachbarn, zu Frankreich und zu Russland, das im Land präsent ist, aufrechtzuerhalten, denn neben dem Sicherheitsproblem gibt es das große Problem der Entwicklung, die so schnell wie möglich einen Aufschwung erleben muss", so Pater Edmond Dembele, Generalsekretär der Priestervereinigung von Mali, gegenüber Fides über die allgemeine Lage in dem afrikanischen Land und die Position der Kirche.
Mali befindet sich nach zwei Putschen in weniger als einem Jahr (August 2020 und Mai 2021) in einer Übergangsphase und versucht, inmitten zahlreicher Schwierigkeiten und der Schließung seiner Grenzen sowie weitere Handelsbeschränkungen und den Abbruch der diplomatischen Beziehungen durch die ECOWAS (Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten), einen Weg zu mehr Stabilität zu finden.
Pater Edmond Dembele sagt dazu: "Mali hatte lange Zeit eine Militärregierung und vieles hat sich auf politischer Ebene, aber auch in Bezug auf das Vertrauen der Bevölkerung verändert. Das Militär hat die Macht übernommen, um die Sicherheitslage zu ändern, die seit 10 Jahren aufgrund des ständigen Eindringens dschihadistischer Terroristen in eine schwere Krise geraten ist. Die Putschisten halten die Maßnahmen der Vorgängerregierung für unzureichend und wollen einen Wandel herbeiführen. Frankreich und die ECOWAS-Länder stimmen dem nicht zu, aber es muss gesagt werden, dass das Militär das Vertrauen eines großen Teils der Bevölkerung genießt“.
Die Ecowas fordert unterdessen von Mali die sofortige Wiederherstellung der Demokratie und hat einen sehr kurzen Zeitrahmen für die Organisation von Neuwahlen genannt. Das Militär seinerseits sagt, es brauche Zeit, um die Sicherheit im ganzen Land wiederherzustellen, bevor neue Wahlen abgehalten werden.
"Der Staatsstreich vom Mai 2021 verlief unblutig, aber nun sind Monate vergangen und die Ecowas und Frankreich fordern, dass die Wahlen, wie vor dem Staatsstreich geplant, im Februar 2022 stattfinden“, fügt der Geistliche hinzu, „Doch das Militär entgegnet, dass dies nicht möglich sei, da es im Land immer noch viele Brutstätten der Gewalt gebe und glaubwürdige Wahlen nicht in Anwesenheit von Dschihadisten abgehalten werden könnten. Zunächst gehe es um die Sicherheit, und dann müssten die Bestimmungen, die den Wahlen zugrunde liegen, überarbeitet werden: Die bisherigen Regelungen, so die regierenden Militärs, müssten überarbeitet werden, weil es bei früheren Wahlen immer zu schwerwiegenden Problemen gekommen sei. In den letzten Monaten hat die Regierung der Bevölkerung eine Konsultation vorgelegt, und die Bevölkerung hat sich folgendermaßen geäußert: Das Militär hat sechs Monate Zeit, einen Vorschlag zu unterbreiten, der in spätestens fünf Jahren zu einer Abstimmung führen wird“.
Die Afrikanische Union schlägt die Abhaltung von Wahlen innerhalb von 16 Monate vor. "Im Moment wird noch beraten", so der Generalsekretär weiter, "in der Hoffnung, zu einem bestimmten Datum zu kommen und in der Zwischenzeit mehr Sicherheit zu erreichen. Mali ist seit Jahren voller ausländischer Soldaten (neben Frankreich sind seit 2013 auch Truppen aus Belgien, Dänemark, Estland, Rumänien, Deutschland, Griechenland, Norwegen, den Niederlanden, Portugal, dem Vereinigten Königreich, der Tschechischen Republik, Spanien, Schweden und Italien in Mali stationiert, nicht zu vergessen MINUSMA, die Mission der Vereinten Nationen, und amerikanische Soldaten, die von der US Africom entsandt wurden, Anm. d. Red.), doch im Laufe der Jahre kamen immer mehr Dschihadisten ins Land. Deshalb vertrauen die Menschen den Militärs, weil es erste Ergebnisse gibt. Natürlich bleibt zu verstehen, was die russische Präsenz in Mali in Zukunft bedeuten wird. Für die unmittelbare Zukunft wünschen sich die Menschen jedoch Frieden und Stabilität".
Mali ist ein Land mit einer muslimischen Mehrheit (80 % der Bevölkerung) und einer christlichen Minderheit von etwa 5 %, die überwiegend katholisch ist. Die Rolle der Kirche wird auch von der neuen Regierung anerkannt, und man ist zum Dialog bereit. "Die Bischofskonferenz hat letzte Woche eine Botschaft veröffentlicht, in der sie die Regierung zum Dialog mit den Nachbarländern auffordert. Sie forderte die Gläubigen auf, weiterhin für den Frieden und für die Machthaber zu beten, damit die Bevölkerung nicht länger unter der Situation leidet. Die Bischöfe haben stets zur Achtung der Demokratie aufgerufen. Der Dialog mit der neuen Regierung ist nie unterbrochen worden. Kürzlich besuchte der Premierminister die Diözese San, um das neue Krankenhaus einzuweihen, es gibt keinen Konflikt. Aber die Kirche verschafft ihrer evangelischen Stimme Gehör und verkündet ihre Werte“, so Pater Dembele abschließend.
(LA) (Fides 2/2/2022)