Adigrat (Fides) - "Wie alle Einwohner der Region Tigray ist auch die katholische Kirche von diesem völkermörderischen Krieg betroffen, den die äthiopische Armee und ausländische Armeen gegen uns führen. Physische, psychologische und spirituelle Angriffe auf unsere Laien, Priester, Ordensschwestern und auf unsere Strukturen, Gotteshäuser, Pfarrheime, Schulen, Gesundheitszentren und Büros. Geplündert wurden unter anderem 14 Fahrzeuge der katholischen Diözese, Schreibtische, Computergeräte, Solarpaneele, Laborausrüstung und Medikamente. Nach monatelangem Schweigen aufgrund der totalen Blockade der Kommunikationswege erneuert die Kirche von Tigray nun ihren Appell für eine sofortige friedliche Lösung des Konflikts, der sich inzwischen zu einer humanitären Krise ausgeweitet hat“, so der Bischof der katholischen Eparchie von Adigrat, Tesfaselassie Medhin (vgl. Fides 15/1/2021) in einer Erklärung, in der er auch beklagt, dass die Menschen in der Region zudem bereits unter Epidemien, chronischen und neuen Krankheiten leiden. "Die Antwort der Regierung war ein Krieg der ethnischen Säuberung, der das Land von humanitärer Hilfe bis hin zum Zugang zu allen grundlegenden Dienstleistungen wie Medizin, Strom, Telefon, Internet, Luft- und Bodentransport usw. abschnitt“.
Der Prälat verurteilte im Namen der katholischen Kirche von Tigray die Gräueltaten und appellierte an die Behörden und Partnerorganisationen in Äthiopien und im Ausland. "Anstatt sich um eine friedliche Lösung zu bemühen, hat sich der Prozess der Zerstörung in den letzten Wochen und Tagen noch verschlimmert", so Erzbischof Medhin weiter, der in diesem Zusammenhang insbesondere an die Inhaftierung des Provinzials der Kongregation der Salesianer Don Boscos in Addis Abeba und dessen Mitarbeitern (vgl. Fides 9/11/2021) sowie an die Inhaftierung aller von Bürgern aus der Region Tigray in der Hauptstadt und in ganz Äthiopien erinnerte. "Wir fordern eine Untersuchung aller Gräueltaten und Verbrechen durch ein unabhängiges internationales Gremium, ein sofortiges Ende der Bombardierung von Zivilisten, der ethnischen Säuberung und der Verhaftung von Bürgern aus Tigray und Kirchenmitgliedern. Wir rufen die katholische Kirche Äthiopiens in Addis Abeba und den übrigen Regionen auf, ihr Schweigen zu brechen und Gerechtigkeit zu fordern für die Verfolgung und die Gräueltaten, die der Bevölkerung von Tigray, den Priestern, den Ordensschwestern und den Laien im Dienste der Gläubigen in ihren jeweiligen kirchlichen Zuständigkeitsbereichen zugefügt wurden."
Bischof Tesfaselassie beklagt, dass die Kommission, die die aktuellen Kriegsverbrechen und den Völkermord untersuchen sollte, es bisher versäumt hat, sich mit der Realität zu befassen oder den Prinzipien einer solchen Kommission gerecht zu werden. "Sie haben die betroffenen Orte, die uns bekannt sind, nie besucht, ohne die überlebenden Opfer zu identifizieren oder zu treffen, und scheinen diese Gräueltaten nicht als echte Kriegsverbrechen und Völkermord anzuerkennen“, so der Bischof, „doch es handelt sich tatsächlich um echte Verbrechen, die nicht nur von den Opfern und der Regierung von Tigray bestätigt wurden, sondern auch von vielen unabhängigen Organisationen und Medien in der ganzen Welt anerkannt und beobachtet werden. Der Bericht der äthiopischen Menschenrechtskommission und des UN-Hochkommissars für Menschenrechte ist hingegen unvollständig und gibt nicht die Wahrheit wieder. Wir rufen dazu auf, die Luftangriffe einzustellen, die bereits Leben, Eigentum, Zivilisten und Einrichtungen zerstört haben".
"Wir sind solidarisch mit allen Menschen, die in allen Teilen Äthiopiens leiden, und versichern unsere geistliche Nähe als katholische Kirche von Tigray", so der Bischof abschließend.
(AP) (Fides 25/11/2021)