Colombo (Fides) - "Wir sind seit drei Tagen hier, um unseren Mitbruder Pfarrer Cyril Gamini Fernando zu begleiten, der von den Geheimdiensten zum Verhör vorgeladen wurde. Sie fordern ihn auf, sich zu den Aussagen zu äußern, die er über die Verantwortung des Geheimdienstes im Zusammenhang mit den Osterexplosionen im Jahr 2019 gemacht hat. Wir sind hier als Vertreter der Priester der Erzdiözese Colombo. Wir sind hier im Gebet, mit dem Rosenkranz in der Hand, um unsere Solidarität mit Pater Cyril auszudrücken und Gott zu bitten, dass die Wahrheit ans Licht kommt und dass es wahre Gerechtigkeit gibt. Wir bitten alle Gläubigen, mit uns zu beten", so Pfarrer Robinson Wijesinghe am Rande eines friedlichen Protest und ein stilles Gebet vor den Büros der Kriminalpolizei der Hauptstadt Colombo, wo Pfarrer Cyril Gamini Fernando, zum Verhör festgehalten wird.
Während die katholische Kirche in Sri Lanka seit langem Politiker und Strafverfolgungsbehörden aufgefordert hat, Klarheit und Wahrheit über die Anstifter der Anschläge von 2019 zu schaffen (vgl. Fides 8/9/2021), wurde Pfarrer Cyril nun wegen seiner Äußerungen, in denen er die Rolle und die Fehler der Geheimdienste in Frage stellte, angeprangert und vorgeladen.
Pfarrer Cecil Joy, der ebenfalls vor dem Präsidium anwesend ist, hinzu: "Wir sind aus der ganzen Diözese Colombo zusammengekommen, um Gerechtigkeit und Wahrheit zu fordern. Wir erinnern daran, dass im Jahr 2019 bei schrecklichen Anschlägen mehr als 200 Menschen starben und mehr als 500 verletzt wurden. Nach mehr als zwei Jahren sind wir immer noch hier und suchen nach der Wahrheit. Einer unserer Priester, Pfarrer Cyril, wurde vorgeladen, weil er öffentlich dazu aufgerufen hat, die Wahrheit ans Licht zu bringen: Die Wahrheit ist das Recht der Opfer, sie ist die Pflicht des Staates. Die internationale Gemeinschaft muss davon erfahren. Wir bitten alle Gläubigen, für uns und mit uns zu beten. Wir sind im Namen Gottes als Gläubige auf der Suche nach der Wahrheit versammelt".
Pfarrer Cyril Gamini Fernando ist Mitglied des "Nationalen Katholischen Komitees für Gerechtigkeit“ gegenüber den Opfern der Osteranschläge 2019. Vor einem Monat hatte der Chef des staatlichen Nachrichtendienstes, General Suresh Salley, gegen den katholischen Priester wegen seiner Aussagen, Anzeige erstattet.
In Sri Lanka wurden am 21. April 2019 drei Luxushotels in Colombo (Cinnamon Grand, Kingsbury und Shangri-La) und drei Kirchen (St. Anthony's, Colombo, St. Sebastian's, Negombo und Zion Church, Batticaloa) von Selbstmordattentätern angegriffen. Zwei weitere Bomben explodierten, eine in einem Haus in Dematagoda und eine weitere im Hotel Tropical Inn in Dehiwala. Außer den acht Selbstmordattentätern starben bei den Anschlägen 269 Menschen, darunter 45 Ausländer, und mindestens 500 wurden schwer verletzt.
Die Selbstmordattentäter wurden als Mitglieder der Organisation „National Thowheeth Jama'ath (NTJ)“ identifiziert. Es gibt noch heute viele Unbekannte über das Motiv, die Auftraggeber, die Durchführung der Anschläge, das mangelnde Eingreifen der Polizei und des Geheimdienstes trotz der eingegangenen Warnungen. Und nach zwei Jahren wartet die Öffentlichkeit immer noch auf Aufklärung und Wahrheit.
(PA) (Fides 22/11/2021)