Abuja (Fides) - "Die entscheidende Frage, die dieses Land nicht gelöst hat, ist ‚Wer sind wir als Nigerianer?‘ Deshalb ist die Situation im Land so explosiv geworden", so Bischof Matthew Hassan Kukah von Sokoto in einem Fernsehinterview, in dem er das Fehlen einer öffentlichen Debatte über eine einheitliche Identität der nigerianischen Gesellschaft beklagt.
Es liege vor allem daran, „dass kontroverse Themen nie offen diskutiert wurden", fügte er hinzu. "Wir hatten nie eine Situation, in der wir entschieden haben, welche Art von Gesellschaft wir wollen. Deshalb ist die Gesellschaft heute geprägt von ethnischen, religiösen und anderen Allianzen und Bündnissen".
"Wir leben in einer chaotischen Gesellschaft“, stellt der Bischof fest, „in der die Stärksten überleben. Wir ernten heute die Früchte all der schrecklichen Dinge, die wir erlitten oder ungelöst gelassen haben".
Er sei zudem besorgt über Menschenrechtsverletzungen, so der Bischof weiter, insbesondere im Hinblick auf die freie Meinungsäußerung: "Es ist wichtig, dass diejenigen, die uns regieren, wissen, dass die Redefreiheit ein Menschenrecht ist und dass die freie Meinungsäußerung ein gottgegebenes Recht ist, das uns niemand nehmen kann“.
"Als Christ kann man nicht anders, als unruhig zu werden, wenn man eine ungerechte Gesellschaft sieht“, betont der Bischof, „Jesus sagte: ‚Ich bin gekommen, damit ihr das Leben in Fülle habt‘ und ich bin ein Hüter dieses Versprechens, weil ich Christ und vor allem Priester bin“ ."Wir müssen ein Umfeld schaffen, in dem jeder die Freiheit hat, das zu sein, was er sein möchte", so Bischof Kukah abschließend.
Bereits im Februar dieses Jahres (vgl. Fides 24/2/2021) warnten die nigerianischen Bischöfe, dass "Nigeria Gefahr läuft, auseinanderzufallen", weil die Unsicherheit die verschiedenen sozialen und ethnischen Gruppen zur Bildung von Selbstverteidigungsgruppen zwinge und die Regierung eine Politik verfolge, die einige Gruppen gegenüber anderen bevorzugt. "„Viele haben die Möglichkeit und das Bemühen um Nigerias als geeintes Land aufgegeben. Kein Wunder, dass viele nichtstaatliche Akteure die Lücke füllen, die durch das konkrete Versagen der Regierung entstanden ist“, betonten die Bischöfe schon Anfang des Jahres.
(L.M.) (Fides 12/8/2021)