AFRIKA/ÄGYPTEN - Patriarch Tawadros II. im Fernsehinterview: “Es schmerzt mich, wenn ich sehe, dass die Kirche nicht wertgeschätzt wird“

Freitag, 4 Dezember 2020 mittlerer osten   ostkirchen   mönchtum   kirchenämter  

coptstoday

Kairo (Fides) - "Ich wollte nie Patriarch werden" und "es schmmerzt, wenn ich sehe, dass die Kirche nicht wertgeschätzt und als selbstverständlich angesehen wird", gestand der koptisch-orthodoxe Patriarch Papst Tawadros II. gegenüber dem Journalisten Hamdi Rizk in einem vom ägyptischen Fernsehsender „Sada Elbalad“ ausgestrahlten Interview. Während des Interviews stand der Patriarch Rede und Antwort im Hinblick auf sein Empfinden gegenüber der Kirche und Schwierigkeiten bei der Ausübung des Amtes als Patriarch. „Als ich erfuhr, dass mein Name auf der Liste der Kandidaten stand, die für das Amt ausgewählt wurden, betete ich zum Herrn, dass mich von dieser großen Verantwortung befreien möge, und auch meine Mutter wünschte sich das für mich. Für mich war Kairo weit weg, ich arbeitete in Alexandria und ging einmal im Jahr nach Kairo", gestand der Patriarch, der betont dass es in schmerzt, wenn er sieht, dass die Kirche auch in kirchlichen Kreisen nicht wertgeschätzt und als selbstverständlich betrachtet wird. „Wenn die Menschen sehen, dass die Kirche nicht mehr wertgeschätzt wird, beginnen die Probleme. Wie in jeder anderen nachlässig geführten Institution. Aber wir können uns diesen Problemen stellen und Lösungen finden, indem wir die Bibel und die kirchlichen Traditionen wieder mehr schätzen“. “ Die koptische Kirche“, so Papst Tawadros, „wird nicht nach der Laune und dem Willen eines Menschen geführt, sondern nach kanonischen Kriterien und Bestimmungen, die durch die Wahrung des Dogmas erneuert werden."
Im Interview erinnert der Patriarch an die Widerstände und Hindernisse von Seiten verschiedener kirchlicher Sektoren, die sich der Reform- und Erneuerungsphase in der koptisch-orthodoxen Kirche widersetzen. Der Patriarch verwies auch auf Veröffentlichungen und Interventionen, die ihn in den letzten Jahren in den Medien und in sozialen Netzwerken angriffen haben, und und dementierte Klatsch über seine Person, den er aber als "den zu zahlenden Preis" bezeichnete, um auf dem Weg der kirchlichen Erneuerung mit Bezug auf die Quellen vofranzukommen. Papst Tawadros bekräftigte, dass seiner Meinung nach 95 Prozent der Informationen über seine Person, die von bestimmten Blogs im Internet veröffentlicht wurden, falsch oder manipuliert sind, und gleichzeitig bezeichnete er die Gerüchte, dass koptische Bischöfe in der Absicht ihn zu isolieren sich hinter solchen Manipulationen verbergen. Während des Interviews vertraute der Patriarch an, dass er weiterhin die starke spirituelle Anziehungskraft des Klosterlebens verspüre, und enthüllte, dass er selbst in den letzten Jahren oft in das Kloster “Anba Bishoy” gegangen sei, auch um dort seinen Beichtvater und seinen spirituellen Vater und Abt des Klosters, Anba Sarapamun, zu treffen, der am vergangenen 8. März im Alter von 84 Jahren verstarb.
(GV) (Fides 4/12/2020).


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