Kabul (Fides) - "Bei den afghanischen Frauen findet ein Bewusstseinswandel statt: Es wird nicht viel darüber gesprochen, aber in Afghanistan sind Frauen besonders aktiv und Botinnen einer positiven Zukunftsvision des Landes. Sie sind sehr intelligent, haben eine offenere Mentalität als Männer und verfolgen Ideale, die nicht dem blinden Feminismus verfallen, sondern mit einer würdevollen und konstruktiven Einstellung mit starker Wirkung in der Gesellschaft agieren. Sie versuchen, die Sklaverei mit Grundsätzen der Freiheit zu bekämpfen, was sich vom reinen Libertarismus unterscheidet: Dies ist noch effektiver, wenn lokale Organisationen oder Verbände diese Initiativen unterstützen. Die Zukunft Afghanistans liegt sicherlich in den Händen von Frauen", so Pater Giuseppe Moretti, der von 1990 bis 2015 als Missionar in der Islamischen Republik Afghanistan tätig war und der erste Oberen der "Missio sui iuris" ist, die die 2002 vom Heiligen Stuhl errichtet wurde.
Nach Ansicht von Pater Moretti, ist das Streben nach Prinzipien der Integration und Innovation, das heute die Frauen in Afghanistan antreibt, ein wesentlicher Bestandteil der nationalen Geschichte: "Man kann mit gutem Grund glauben, dass wenn es König Mohammed Zahir Shah gelungen wäre, seine Pläne durchzusetzen, Afghanistan heute eines der offensten Länder des Nahen Ostens wäre: Der Monarch hatte einen Modernisierungsprozess eingeleitet, der zwar eine Art ‚Verwestlichung‘ war, aber die islamische Kultur respektierte. Dies hätte Afghanistan zu einem Land der Avantgarde gemacht hätte. Aber die Geschichte verlief anders ".
Unterdessen äußern mehrere Verbände, die sich für Frauenrechte einsetzen, Zweifel an den die Ergebnisse der Gespräche in Doha (Katar) zwischen Vertretern der US-Regierungs und der Taliban-Bewegung. Unter anderem hat das „Afghan Women's Network“ ein Dokument veröffentlicht, in dem die Vereinigten Staaten offiziell aufgefordert werden, Frauen maßgeblich an Friedensverhandlungen zu beteiligen, damit "ihre Anliegen und Lösungsansätze berücksichtigt werden, wenn es um Entscheidungen auf der Ebene der Gleichstellung geht, und damit ihre Rechte respektiert, geschützt schützen und umgesetzt werden. Die Legitimität und Nachhaltigkeit des Friedens hängt von der umfassenden, gleichberechtigten und sinnvollen Beteiligung von Frauen ab. " Es bestehe die Befürchtung, dass der "Preis" der Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und der Taliban-Bewegung von den Frauen bezahlt wird und Kompromisse geschlossen werden, die eine Rückkehr zu den Repressionen mit sich bringen könnten, unter denen Frauen in der Vergangenheit unter einer fundamentalistischen Regierung leiden mussten.
(LF) (Fides 6/2/2019)