AMERIKA/MEXIKO - Erzbischof Dal Toso: “Der Missionar muss die Sprache des heutigen Menschen sprechen”

Mittwoch, 3 Oktober 2018 missionarische Öffentlichkeitsarbeit   päpstliche missionswerke   ortskirchen  

omp mexico

Mexiko City (Fides) – Zunächst möchte ich Ihnen dafür danken, dass Sie mich eingeladen haben, um das Jahr der Mission in Mexiko zu eröffnen. Papst Franziskus für den Oktober 2019 einen Monat der Weltmission ausgerufen, doch hier in Mexiko ist das 50jährige Jubiläum der Zeitschrift der Päpstlichen Missionswerke Grund genug, ein ganzes Jahr der Mission zu feiern“, so Erzbischof Giovanni Pietro Dal Toso, stellvertretender Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und Präsident der Päpstlichen Missionswerke zu Beginn seines Vortrags zum Festakt am 2. Oktober, der als Auftakt des Jahr der Mission in Mexiko dem 50jährigen Jubiläum der Missionszeitschrift "Ad Gentes" gewidmet war(vgl. Fides 1/10/2018).
In seiner „Lectio magistralis“ zum Thema "Eine Missionskirche für den Menschen von heute: Initiativen und Gebet der Päpstlichen Missionswerken" wiederholte der Erzbischof, dass "die Kirche existiert, um zu evangelisieren", um Christus zu verkünden und den Mensch eine Begegnung mit Ihm zu ermöglichen. "Das Jahr der Mission soll uns helfen, dem ganze Leben der Kirche eine solche Perspektive zu geben", wie es das Zweite Vatikanische Konzil lehrt und Papst Franziskus immer wieder mit Nachdruck betont. Dies sei kein "Randthema“, sondern der Kern des Christseins. Von besonderer Bedeutung sei die Rolle, die in den Päpstlichen Missionswerken bei der Unterstützung der Mission ad gentes zukommt. "Die missio ad gentes ist heute noch aktuell, da viele Menschen Christus noch nicht kennen", so Erzbischof Dal Toso. "Das gilt für die eigentlichen Missionsländer, wenn wir berücksichtigen, dass von den mehr als 7 Milliarden Menschen auf der Erde, kaum zwei Milliarden Christus kennen. Aber es gilt auch für Regionen, in denen viele eigentlich getauft wurden, sich aber in Wirklichkeit - und nicht notwendigerweise aus eigener Schuld - objektiv von Gott und seiner Kirche entfernt haben".
Mit Blick auf den trinitarischen Ursprung der Mission wies der Präsident der Päpstlichen Missionswerke darauf hin, dass "diese nicht unser eigenes Werk ist, sondern in erster Linie das Werk Gottes, an dem wir teilhaben dürfen". In einer lateinamerikanischen Perspektive fragte er sich ausgehend von Aparecida, wo "die lateinamerikanische Kirche eine Analyse ihrer Realität angestellt und ein wichtiges kirchliches und pastorales Projekt auf den Weg gebracht hat", was sich seither in den vergangenen elf Jahren geändert hat. "Etwas hat sich zweifellos geändert und war die Frucht der Vorsehung“, so der Erzbischof, „und zwar die Tatsache, dass ‚das Schiff der Kirche’ heute von Papst Franziskus, einem Hirten aus diesen Ländern geleitet wird, der das kirchliche Großereingis von Aparecida maßgebend mitgestaltet hat". In diesem Zusammenhang hob er zwei Aspekte hervor, die dem lateinamerikanischen Kontext angehören: missionarische Jüngerschaft und Volksfrömmigkeit.
Die "evangelisierende Kraft" der Volksfrömmigkeit und ihre Bedeutung für das christliche und missionarische Leben der Gläubigen, so der Erzbischof weiter, seien in den Dokumenten des Lehramtes weithin anerkannt. In diesem Zusammenhang erinnerte Erzbischof Dal Toso an zwei grundlegende Elemente der Volksfrömmigkeit: die Begegnung und die Verbundenheit, die "charakteristischen Elemente des Werkes Gottes in der Heilsgeschichte" sind. Auch in der Nähe des Heiligtums Unserer Lieben Frau von Guadalupe, wo an die Begegnung der Gottesmutter mit einem Indio erinnert wird, dem diese ihren fortwährenden Beistand versicherte, müsse jedoch bedacht werden, dass trotz der bunten und facettenreichen Realität der Volksfrömmigkeit die Millionen von Lateinamerikanern kennzeichnet, "viel Katholiken die Kirche verlassen, um anderen religiöse Gruppen beizutreten“ und „ein Lebensstil, der weit vom Glauben entfernt ist“ weit verbreitet ist. Im Zusammenhang mit diesen Prozesse müsse man aber auch auf die Schwächen in der Kirche eingehen: geringe Beachtung der christlichen Initiation, eine Spiritualität, die sich auf die politische Ebene des Glaubens konzentriert, wenige und schlecht verteilte Priester, mangelnde missionarische Ausbildung an Seminaren, Evangelisierung ohne das notwengige Engagement, mangelhafte Förderung des Missionsbewusstseins der Laien ... Die Verkündigung müsse zudem auf eine persönliche Begegnung mit Christus abzielen, und "im Heiligtum von Guadalupe können wir sehen, wie Gott den Menschen durch die Jungfrau begegnen möchte, mit einer Sprache, die der Mensch auch verstehen kann".
Zum Thema der missionarischen Jüngerschaft erinnert der Präsident der Päpstlichen Missionswerke daran, „dass wir in Aparecida aufgehört haben, über Jünger und Missionare und uns selbst fortan als missionarische Jünger zu bezeichnen, da die Missionstätigkeit keine Ergänzung zur Berufung des Jüngers ist, sondern wesentlicher Bestandteil der christlichen Identität". Dieses Konzept bekräftige auch die Mitverantwortung jedes getauften Menschen für die Mission der Kirche, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil feierlich besiegelt wurde und auch im Thema des außerordentlichen Monats der Weltmission aufgenommen wird: "heute brauchen wir Getaufte mit einer ausgeprägten Persönlichkeit und einer selbstlosen Berufung zur Mission".
Volksfrömmigkeit, so der Erzbischof, könne eine wichtige Grundlage für die Bildung missionarischer Jünger durch die christliche Initiation sein „durch einen existentiellen Weg der Identifikation mit Christus“. Das Jahr der Mission müsse den Glauben stärken, damit er zu einem missionarischen Glaube wird und damit zu einem Glauben, der den missionarischen Jünger dazu bewegt, hinauszugehen und angesichts der neuen Lebenssituationen des heutigen Menschen und seiner Lebensweise, die Erlösung zu verkünden, die Jesus Christus allen Menschen schenkt".
Im letzten Teil seiner Festrede befasste sich Erzbischof Dal Toso mit der Beziehung zwischen der Mission und den Medien im Kontext des 50jährigen Jubiläums der Missionszeitschrift „Ad gentes“: „Nach 50 Jahren dürfen wir sagen, dass es auch für den heutigen Missionar von wesentlicher Bedeutung ist, die Sprache seiner Zeitgenossen zu benutzen: wie es auch Jesus selbst getan hat. Und die Sprache unserer Zeitgenossen ist heute mehr als die Spreche der Medien ... dank des Internets sind wir von "Massenmedien" zu "sozialen Medien" und schließlich zu "persönlichen Medien" übergegangen...“. In diesem Zusammenhang erinnerte Erzbischof Dal Toso an Pauline Jaricot und das Netzwerk, aus dem das Päpstliche Werk der Glaubensverbreitung entstanden ist, um die Realitäten der digitalen Welt und das „missionarische Potential des Internets“ mit seinen anthropologischen Implikationen zu erläutern. „In der heutigen digitalen Welt verändert sich der Mensch selbst: Wie können unsere Institutionen die Begegnung dieses Menschen mit dem lebendigen Jesus Christus begünstigen und so ihre missionarische Aufgabe erfüllen?“, fragt sich Erzbischof Dal Toso in diesem Zusammenhang.
"Unsere Überlegungen, Strategien und Pläne, auch unsere Präsenz in den Medien und im Internet, sind menschliche Instrumente,“ so der Präsident der Päpstlichen Missionswerke abschließend, „doch die Mission ist ein göttliches Werk, und der Papst erinnert immer wieder daran, dass sie ein Werk des Heiligen Geistes ist ... Deshalb sollte dieses Heiligtum, auf eine dafür angemessene Weise, ein Heiligtum des Gebets für die Missionen werden. Das Jahr der Missions ist eine besondere Gelegenheit für dieses Heiligtum, zu einem ein Ort des missionarischen Gebetes zu werden, um das Missionsbewusstsein im ganzen Volk Gottes wieder zu wecken."
(SL) (Fides 2/10/2018)


Teilen: