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Beirut (Fides) – Für viele überraschend erklärte der Vorsitzende der Partei Forces Libanaises (FL), Samir Geagea, die Bereitschaft seiner Partei, die Kandidatur des ehemaligen Generals Michel Aoun für das Amt des libanesischen Präsidenten zu unterstützten. Diese Initiative würde das bisherige System der Bündnisse und gegnerischen Blöcke aus dem Gleichgewicht bringen, das seit langem die libanesische Politik prägt und dazu führte, dass durch eine Lähmung der politischen Institutionen seit 18 Monaten kein neuer Präsident gewählt wird.
Geagea und Aoun, beide maronitische Christen, waren in den vergangenen Jahren politische Gegner sowohl auf innenpolitischer als auch auf internationaler Ebene. Die Forces Libanaises hatten sich zusammen mit der sunnitischen “Zukunfts”-Partei unter Leitung von Saad Hariri der so genannten „Koalition des 14. März” angeschlossen, die von Saudi Arabien unterstützt wird und das syrische Regime unter Assad ablehnt, während die “Freie Patriotische Bewegung” Aouns mit der schiitischen Hisbollah verbündet ist, die das militärische Vorgehen des syrischen Regimes unterstützt, und der „Koalition des 8. März“ angehört .
“Nach langer Überlegung und vielen Diskussionen und Beschlüssen des Vorstands”, so Geagea bei einer Pressekonferenz, bei der er gemeinsam mit dem ehemaligen Rivalen auftrat, “geben die Forces ihre Unterstützung für eine Kandidatur von General Michel Aoun für das Amt des Präsidenten bekannt”.
Der Beschluss, so der Vorsitzende der Forces Libanaises, sei “in der Hoffnung auf eine stabilere Situation“ gefasst worden. Aoun betonte hingegen die Notwendigkeit des “Aufbaus einer Zukunft” und eines “neuen Kapitels im Vergleich zur Vergangenheit”.
Gestern trafen sich verschiedene maronitische Politiker, einschließlich Geagea und Aoun, mit dem maronitischen Patriarchen Boutros Bechara Rai. Durch das Bündnis inzwischen den maronitischen Parteien, macht den jüngst auf Initiative der sunnitischen Partei unter Saad Hariri und von Saudi-Arabien unterstützten Versuch einer Einigung auf die Kandidatur von Suleiman Franjieh hinfällig (der jedoch gestern im Anschluss an die Begegnung mit Kardinal Rai via Twitter bekannt gab, dass er seine Kandidatur nicht zurückziehen werde).
Michel Aoun ist 82 Jahre alt. Das komplexe institutionelle System des Libanon sieht vor, dass das Amt des Präsidenten einem maronitischen Christen vorbehalten ist. “Ich erinnere mich noch heute mit Entsetzen, dass als ich ein junger Priester war, während der Zeit des Bürgerkriegs, die maronitischen Parteien gegnerische Positionen einnahmen und sich heftig bekämpften”, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke Pfarrer Rouphael Zgheib, „Was nun geschehen ist, ist mit Sicherheit überraschend und unter den Christen wurde die Nachricht mit Erleichterung begrüßt. Nun hoffen wir, dass es nicht zu spät ist. Wir werden die Reaktionen in der Region abwarten und beobachten müsse, wie die muslimischen Parteien reagieren, die bisher schwiegen, oder die Drusen unter Walid Jumblatt, die für heute einer Erklärung ankündigten. Wir befinden uns in einer Zeit des Wartens. Leider können wir noch nicht sagen, dass dies die Lösung ist”. (GV) (Fides 19/1/2016).