VATIKAN - „Das Wunder der Eucharistie“. Ein Erfahrungsbericht aus Sibirien

Freitag, 14 Oktober 2005

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Es folgt der Bericht von Mgr. Massimo Camisasca, Gründer und Generaloberer der Bruderschaft des heiligen Karl Borromäus, zum Überleben des Glaubens in Sibirien trotz der Verfolgung.
„In der Ansprache zur Eröffnung der Bischofssynode am vergangenen 2. Oktober lud der Heilige Vater die Redner ein, nicht nur schöne Dinge zur Eucharistie zu sagen, sondern auch aus ihrer Kraft zu leben. Die Eucharistie ist wirklich Lebenskraft, greifbares Zeugnis der Gegenwart Christi. Ich kann dies aus direkter Erfahrung sagen und aufgrund der zahlreichen Erzählungen meiner Missionare aus allen Teilen der Welt
In Sibirien, wo christliche Gläubige über 60 Jahre lang verfolgt wurden, überlebten auf wunderbare Weise einige katholische Gemeinden. Es handelte sich größtenteils um Bauern deutscher oder polnischer Herkunft, die von Stalin in diese kalte und ungastliche Region deportiert worden waren. In diesen langen Jahren lebten diese Menschen ohne einen Priester und ohne die Sakramente, doch es gab Frauen, die in ihren kleinen Gemeinden das Gebet und den Gesang leiteten, und damit den Glauben lebendig erhielten.
Seit 1991 leben in diesem Gebiet auch Priester unserer Bruderschaft. Sie wurden von den katholischen Gruppen, die oft nur aus zwei oder drei Personen bestanden, dort mit großer Freude empfangen. Man hatte auf sie gewartet, denn sie brachten Christus und seine heilbringende Gegenwart in der Eucharistie.
Einer unserer Priester erzählte mir, wie er in Rescijot, einem kleinen Dorf in der Steppe, an das Bett der 96jährigen Oma (Babuschka) Agda gerufen wurde. Draußen hatte er mit dem Sohn gesprochen, der ihm den Ernst der Situation geschildert hatte. Beim Eintreten in das Zimmer erkannte ihn Oma Agda sofort. Sie freute sich ihn zu sehen, obschon sie, die im Sterben lag, kaum mehr die Kraft dazu hatte. Pfarrer Francesco betete das „Vater unser“ und das „Gegrüßet seist du Maria“ mit ihr. Danach durfte die Babuschka die Kommunion empfangen und machte dazu den Mund so weit auf, dass es kaum zu glauben war. Der Sohn war zu Tränen gerührt und ebenso erging es Pfarrer Francesco. Er war sicher, dass es sich um eine heilige Frau handelte.
Mit ihrer letzten Kraft wollte Oma Agda den Leib Christi empfangen, seine Freude und seine Fülle verspüren. Als er schweigend neben ihr saß, erinnerte sich unsere Priester an einige Szenen aus dem Leben von Agda. Ein Jahr zuvor saß Oma Agda auf ihrer Bettkante und nachdem sie die Eucharistie empfangen hatte, begann sie auf deutsch zu singen. Ihre Tochter, die vor ihr kniete wiederholte mit einigen Sekunden Verzögerung den Gesang ihrer Mutter. An diesem Tag hatte Agda ihre Tochter zum zweiten Mal auf die Welt gebracht, zuerst im Fleisch und nun im Glauben. (Mgr. Massimo Camisasca) (Fidesdienst, 14/10/2005 - 36 Zeilen, 438 Worte)


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