AFRIKA/SUDAN - „Der Friede möge eine kulturelle Erneuerung mit sich bringen, die endlich zur Demokratie führt“. Ein Missionar aus dem Sudan im Gespräch mit dem Fidesdienst

Donnerstag, 10 Februar 2005

Khartum (Fidesdienst) - „Einen wirklichen Wandel im Land wird es geben, wenn der Friedensprozess eine kulturelle Erneuerung mit sich bringt, die endlich zur Demokratie führt“, bekräftigt ein seit vielen Jahren im Sudan tätiger Missionar in einem Kommentar zu den Erklärungen von Vertretern des Roten Kreuzes zum Konflikt in der westsudanesischen Region Darfur, wo mit der Regierung verbündete Reitermilizen unter der Zivilbevölkerung ihr Unwesen treiben.
„Es gibt keinen Anlass zum Optimismus. Die politische Krise in Darfur hat sich zugespitzt. Es wird in absehbarer Zeit keine Veränderung in diesem Konflikt geben“, hatte Christoph Harnisch, der Afrikabeauftragte des Internationalen Roten Kreuzes, erklärt.
Nach Aussage des Vertreters des Roten Kreuzes wird sich die humanitäre Lage dieses Jahr in den ländlichen Gebieten noch verschlechtern. Infolge der Flüchtlingsbewegungen, zu denen der Konflikt zwischen den mit Khartum verbündeten Milizen und den Rebellenbewegungen in der westsudanesischen Region im vergangenen Jahr führte, wird die Ernte im Vergleich zu den vergangenen Jahren um bis zu 25-50% niedriger sein. Die Menschen sind verängstigt und bewirtschaften deshalb ihre Felder nicht, weshalb 2,5 bis 3 Millionen Menschen auf Lebensmittelhilfen angewiesen sein werden.
„Der Friedensprozess, der im Süden des Lands begonnen hat, betrifft Darfur leider nicht“, so der Missionar weiter. „Doch wir können hoffen, dass die in den Vereinbarungen vorgesehene Überganszeit zu einem Mentalitätswandel führen wird, der das Entstehen einer wahren Demokratie begünstigt. Es ist nicht einfach, in einem Land, in dem so viele Interessen aufeinander stoßen, doch wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben“, so der Missionar.
Unterdessen lehnte die Regierung im Sudan den Vorschlag der Vereinten Nationen ab, die die Verbrechen in der Region Darfur dem Internationalen Strafgerichtshof vorlegen wollen. Die sudanesische Regierung will ein eigenes Gericht für Kriegsverbrechen schaffen, das sich mit solchen Vorfällen befassen soll. „Wir sind der Ansicht, dass das sudanesische Justizsystem in der Lage ist, Gerechtigkeit zu schaffen“, erklärte das stellvertretende Staatsoberhaupt, Ali Uthman Muhammad Taha am Rande eines Treffens mit dem UN-Sicherheitsrat.
In ihrem Bericht zur Lage im Sudan, der Ende Januar veröffentlicht wurde, hatte die UN-Untersuchungskommission den Internationalen Gerichtshof als Gerichtsstand für einen Prozess im Zusammenhang mit den von den arabischen Reitermilizen gegen die Zivilisten in der westsudanesischen Provinz verübten Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeschlagen. (LM) (Fidesdienst, 10/02/2005 - 34 Zeilen, 381 Worte)


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